Hedging bei Zertifikaten und der Knock Out – Vor diesem Risiko sollten Sie gewarnt sein!

Hebelzertifikate – auch „Turbos“, Long- und Short-Zertifikate oder ähnlich genannt – sind bei Privatanlegern durchaus beliebt. Das hat auch gute Gründe: Denn anders als z.B. bei „normalen“ Optionsscheinen sind die Kursveränderungen leichter nachzuvollziehen. Während bei den regulären Optionsscheinen „die Griechen“ (wie Vega, Gamma, Omega) eine große Rolle spielen, hängt die Kursentwicklung der Hebelzertifikate in erster Linie von der Kursentwicklung des Basiswertes ab. Und das ist es. Doch es gibt spezifische Risiken bei dieser Anlagekategorie – konkret: Die „Knock-Out-Barriere“. Diesen Punkt möchte ich heute besprechen. Hier die Details:

Ich möchte den Beitrag „Wenn der Knockout bei Zertifikaten droht“ etwas ausführlicher behandeln. Sofern Sie diesen Beitrag gelesen haben (über obigen Link möglich), wissen Sie, wie es zu einer gewissen „Anziehungskraft“ der Knockout-Barriere kommen kann. Das ist für den, der auf der falschen Seite steht, durchaus eine fatale Anziehungskraft! Und nun stellen Sie sich einmal folgende Situation vor:

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Die Emittentensicht: Hedging via Futures

Es geht wie im vorigen Beitrag um ein Hebelzertifikat auf Rohöl. Der Emittent hat sich via Futures auf den Rohölpreis abgesichert („gehedgt“). Der Kurs des Rohöl-Futures  hat sich der Knock-Out-Barriere sehr stark genähert und ist vielleicht nur noch 5 Cents von ihr entfernt. Der Emittent hat im Vorfeld bereits seine Position und den Rohöl-Futures schrittweise glattgestellt. Mit anderen Worten: Der Emittent hat inzwischen fast seine gesamte Hedge-Position (das heißt die entsprechenden Kontrakte) verkauft. Und nun passiert folgendes:

Eine aus Sicht des Emittenten ungünstige Entwicklung

Der Kurs des Rohöl-Futures stabilisiert sich. Dieser fällt nicht weiterhin, sondern klettert sogar ein paar Cents nach oben. Aus Sicht des Emittenten bedeutet diese Entwicklung: Er müsste sich jetzt eigentlich sofort neu absichern, das heißt wieder Kontrakte kaufen. Das kostet Geld, für den Kauf – und zwar möglicherweise mehr, als der vorige Verkauf erbracht hat. Ich könnte mir vorstellen, dass in dieser Situation für den Emittenten folgende Verlockung groß ist.

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Die mögliche Anziehungskraft der Knock-Out-Barriere

Da im gerade geschilderten Fall die Knock-Out-Barriere nur wenige Cents entfernt ist, würde es aus Sicht des Emittenten reichen, mit einem größeren Verkaufsauftrag dafür zu sorgen, dass der zugrunde liegende Rohöl-Future etwas fällt und dadurch die Knock-Out-Barriere erreicht wird. Dann müsste sich der Emittent keineswegs mehr neu absichern. Zudem, noch besser für den Emittenten: Die von ihm ausgegebenen Rohöl Long-Zertifikate wären verfallen, und zwar je nach Ausstattung der Scheine wertlos. Das heißt, der Emittent müsste möglicherweise keinerlei Rückzahlung für diese Scheine leisten. Diese „Anziehungskraft der Knock-Out-Barriere“ gilt besonders für Long- und Short-Zertifikate, die bei Erreichen der Knock-Out-Barriere wertlos verfallen.

Eine große Versuchung für den Emittenten

Zu diesem Szenario frage ich Sie: Würden Sie Ihre Hand dafür ins Feuer legen, dass der Emittent nicht für das Erreichen der Knock-Out-Barriere sorgt? Ich durchaus nicht! Vielmehr rechne ich in solchen Fällen regelrecht damit, dass der Emittent selber für das Erreichen der Knock-Out-Barriere sorgen wird. Das ist übrigens keineswegs verboten, sondern durchaus legal. Genau deshalb wird diese Möglichkeit von den Emittenten auch genutzt. Um sich rechtlich abzusichern, finden sich in den entsprechenden Verkaufsprospekten der Emittenten Formulierungen zur Absicherung, die eine solche Vorgehensweise möglich machen. Vor diesem Risiko sollten Sie gewarnt sein.