Niedriger Ölpreis – ein Konjunkturprogramm?

Gelegentlich habe ich den Eindruck, dass der gefallene Ölpreis in den Finanzmedien eher als „Problem“ dargestellt wird.

Die US-Ölschiefer-Industrie könnte dadurch abgewürgt werden, die russische Volkswirtschaft leidet, die Norweger erhalten weniger Einnahmen. Und in der Europäischen Union könnte das zu „deflationärem Druck“ führen.

Interessanterweise war das Gejammer auch groß, als der Ölpreis in Regionen über 120 Dollar je Barrel stand. Kaufkraftentzug für die Konsumenten in der Europäischen Union, wachstumshemmend, „inflationärer Druck“ hieß es damals.

Damals wie heute haben die Dinge bekanntlich zwei Seiten. Und das gilt auch für den Ölpreis.

Denn natürlich ist der gefallene Ölpreis auch eine Chance. So habe ich gerade eine namibische (!) Analyse (Autor: Martin Abbugao) zum Ölpreis gelesen.

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Gefallener Ölpreis: Wachstumsbonus von 0,5 Prozentpunkten?

Darin wurde auf die Asian Development Bank verwiesen, und deren Aussage, dass der gefallene Ölpreis das Wachstum in Asien im laufenden Jahr um 0,5 Prozentpunkte ERHÖHEN könnte.

Zudem sei der gefallene Ölpreis eine Chance: Denn er biete zahlreichen Staaten die Möglichkeit, ihre Subventionen für Benzin zu senken. Denn ja, das gibt es: In manchen Staaten werden aus Gründen des sozialen Friedens die Preise für bestimmte Güter – wie z.B. lebensnotwendiges Mehl bzw. Brot und auch Benzin – subventioniert.

Ölpreis: Seit Juni 2014 mehr als halbiert!

Wenn der Ölpreis deutlich gefallen ist, können Benzin-Subventionen entsprechend zurückgefahren werden, ohne dass dies der Verbraucher an der Tankstelle merkt. Und das ist möglich, denn seit letzten Juni ist der Ölpreis um rund 50% gefallen – auf den tiefsten Stand seit mehr als 5 Jahren!

Der Chef-Volkswirt von IHS, Rajiv Biswas, warnte davor, dass die Politiker in den entsprechenden Ländern das aktuell günstige Zeitfenster für die Verringerung von Benzin-Subventionen verpassen könnten.

Ein Beispiel für ein solches Land ist Indonesien. Als z.B. der damalige Präsident Suharto die den Staatshaushalt belastenden Subventionen für Benzin im Jahr 1998 verringern wollte, führte das zu Unruhen, welche dazu beitrugen, dass er sein Amt verlor.

Die volkswirtschaftliche Chance, Benzin-Subventionen zu senken

Auch in Indien gab es ähnliche Proteste bei Versuchen, die Subventionen zu kürzen.

Nun wären solche Kürzungen sozusagen ohne von den Konsumenten bemerkt zu werden möglich. Und Japan könnte auch beflügelt werden: Denn diese Industrienation importiert ca. 80% ihres Ölbedarfs.

Der gesunkene Ölpreis verringert die Kosten dafür um Milliarden von Dollar. Da kommt es natürlich an, was in Japan mit diesem Geld gemacht wird. Wenn die Unternehmen das Geld investieren, könnte das durchaus einen kleinen Wachstumsschub für die japanische Wirtschaft bedeuten.

Wie gesagt: Die Asian Development Bank beziffert den möglichen Wachstumseffekt in Asien aufgrund des gefallenen Ölpreises auf 0,5 Prozentpunkte!

Prognose: Ölpreis (Brent) von 50-53 Dollar in Q2

Es gibt also durchaus auch positive Aspekte beim gefallenen Ölpreis. Übrigens, a propos Asien: Ein Analyst von Phillip Futures in Singapur prognostiziert, dass Ölpreis (Brent) im zweiten Quartal dieses Jahres im Bereich 50-53 Dollar liegen wird.

Klarstellung

Und auch hier gilt: Dies ist meine rein subjektive Einschätzung und keine Aufforderung an Sie, mit diesem Basiswert zu handeln. Betrachten Sie meine Zeilen als Gedankenanstoß, nicht mehr und nicht weniger. Es geht um Ihr Geld – verantwortlich dafür sind Sie ganz alleine. Wir recherchieren nach bestem Wissen und Gewissen, übernehmen aber keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.