Wer Börse hört denkt meist an Aktien. Dabei gibt es zahlreiche andere Anlagemöglichkeiten. Eine davon sind festverzinsliche Wertpapiere. Bei diesen wird, wie bei einer Spareinlage auf der Bank, ein fester Prozentsatz als Zinsen gezahlt. Gegenüber dem Fest- oder Tagesgeldkonto hat diese Alternative einige Nachteile, aber auch viele Vorteile. Auch im Vergleich mit der Aktie kann sich diese Anlageform sehen lassen. Sie bietet zwar weniger Chancen, allerdings auch weniger Risiken.
Festverzinsliche Wertpapiere im Überblick
- Festgelegter Zinssatz
- Entspricht einem Darlehen
- Sicherer als Aktien, unsicherer als Bankkonten
- Von Staaten, Gemeinden, Unternehmen und Banken
- Sonderformen wie Pfandbriefe
- Zinsen sind von der Sicherheit abhängig
Das muss man zu Festverzinslichen Wertpapieren wissen
Das Prinzip des festverzinslichen Wertpapiers ist schnell erklärt. Anders als bei einer Aktie, bei der die Dividende von Jahr zu Jahr variabel ist, erhalten Inhaber bei einem festverzinslichen Wertpapier immer einen vorher festgelegten Zins, ähnlich wie bei einem Sparkonto. Die Ähnlichkeit zum Bankguthaben kommt nicht von ungefähr, ein festverzinsliches Wertpapier ist nämlich nichts anderes als ein Kredit.
Dabei sind verschiedene Spielarten denkbar. Festverzinsliche Wertpapiere können sowohl von öffentlichen Institutionen als auch von privaten Unternehmen oder von Banken herausgegeben werden. Außerdem gibt es zahlreiche Sonderformen. Die vielleicht bekannteste sind Pfandbriefe, bei der die Schuld durch ein Pfand abgesichert ist, beispielsweise eine Immobilie. Weil maximal 60 Prozent des geschätzten Wertes beliehen werden dürfen, gelten deutsche Pfandbriefe als besonders sicher, insbesondere wenn sie durch Hypotheken oder Staatsanleihen abgesichert sind. Denn der Anleger verliert nur dann Geld, wenn zunächst die emittierende Bank insolvent wird und gleichzeitig das Pfand durch einen Wertverlust von mehr als 40 Prozent nicht mehr als Deckungsmasse ausreicht. Das ist in den vergangenen 100 Jahren kein einziges Mal passiert.
Eine andere Spielart sind Wandelanleihen, bei denen der Gläubiger statt der Rückzahlung in Geld auch die in einer vorher festgelegten Zahl von Aktien verlangen kann. Das bietet zusätzlich die Chance auf Kursgewinne. Umgekehrt ist bei einem CoCo-Bond eine Rückzahlung in Aktien vorgesehen, wenn der Kurs einen bestimmten Wert unterschreitet.
Wie hoch sind die Zinsen?
Die Höhe der Zinsen wird vom Emittenten festgelegt, also von der Bank, einem Staat oder einem Unternehmen. Allerdings ist die tatsächliche Rendite nicht nur von der Höhe des jährlichen Zinses abhängig, sondern auch vom Preis der Anleihe. Oft werden festverzinslich Wertpapiere versteigert. Ist der Zins den Investoren zu niedrig, zahlen sie für die Anleihe weniger als den Nennwert. Dann kostet eine Anleihe beispielsweise nur 90 Euro, wird aber mit 100 Euro zurückgezahlt. Es gibt sogar Anleihen, bei denen bewusst keine Zinsen gezahlt werden, sogenannte Nullkuponanleihen. Die Investoren machen ihren Gewinn indem sie weniger als den Nennwert zahlen. Das ist vor allem bei Pensionsfonds sehr beliebt, die mindestens die Rückzahlung des eingezahlten Kapitals garantieren müssen. Die kaufen beispielsweise eine Nullkuponanleihe mit einem Nennwert von 100 Euro für 80 Euro. Die übrigen 20 Euro werden in Aktien investiert. Sollten die Aktien im schlimmsten Fall wertlos werden, hat der Anleger nur die Zinsen verloren. Natürlich gibt es auch den umgekehrten Fall, dass eine Aktie zwar einen attraktiven Zinskupon bietet, weil die Anleihe aber mehr als den Nennwert kostet liegt die tatsächliche Rendite niedriger.
Festverzinsliche Wertpapiere mit schwankenden Zinsen
Festverzinsliche Wertpapiere haben, wie der Name schon sagt, einen festen Zinssatz. Das gilt aber nur, wenn die Anleihe bis zum Ende gehalten wird. Denn an der Börse kann der Wert der Anleihe schwanken. Die Höhe der tatsächlichen Rendite ist vor allem davon abhängig, als wie sicher ein Staat oder Unternehmen gilt. Je höher das Ausfallrisiko, desto niedriger der Kurs und desto höher die Rendite. Denn im Fall einer Insolvenz können Anleihengläubiger ihre Einlage ganz oder teilweise verlieren. Immerhin haben sie gegenüber Aktionären der Vorteil, dass ihre Ansprüche vor deren behandelt werden. In Deutschland werden bei einer Firmenpleite zunächst die Ansprüche der Mitarbeiter bedient, also beispielsweise nicht ausgezahlte Gehälter. Dann erhalten aus der Insolvenzmasse die Anleihengläubiger und Banken ihr Geld. Meistens reicht das aber nicht, um die Wertpapiere zu 100 Prozent zurück zu zahlen. Sonst wäre das Unternehmen ja nicht insolvent.
Auch Zinsänderungen der Zentralbank können die Kurse von festverzinslichen Wertpapieren beeinflussen. Steigen die Zinsen, sinken die Kurse der Anleihen, weil dann im Regelfall auch die Zinsen der Banken und der neu emittierten Anleihen steigen. Damit werden die älteren, niedriger verzinsten Anleihen aber unattraktiv.
Die Änderung der Rendite beeinflusst natürlich nur Anleger, die ihr festverzinsliches Wertpapier vor dem Ablauf verkaufen oder zu einem höheren Kurs einsteigen wollen. Wer eine Anleihe im Nennwert von 100 Euro und mit einem Kupon von 5,0 Prozent gekauft hat und bis zum Ende der Laufzeit hält, der hat auch eine jährliche Rendite von 5,0 Prozent – sofern das Unternehmen oder der Staat nicht pleitegeht.
Anleihe oder Bankguthaben?
Anleihen sind für Kleinanleger nur dann interessant, wenn sie höhere Renditen als ein Bankkonto oder besondere Extras bieten. Ein solche Extra könnte beispielsweise die Wandlung in Aktien sein. Bei einer Wandelanleihe sind beispielsweise ein Zinssatz von 2,5 Prozent und eine Rückzahlung zu 100 Prozent garantiert. Alternativ kann der Nennwert von 100 Euro aber auch in Form von fünf Aktien ausgezahlt werden. Steigt der Aktienkurs deutlich über 20 Euro, bedeutet eine Umwandlung in Aktien einen zusätzlichen Kursgewinn. Liegt der Kurs niedriger, wird das Wandlungsrecht nicht ausgeübt.
Allerdings sind festverzinsliche Wertpapiere meistens auch riskanter als Bankguthaben. Lediglich Pfandbriefe können eine vergleichbare Sicherheit bieten. Bei einer Unternehmensanleihe kann das ganze Kapital verloren sein, wenn die Firma pleitegeht. Der Einlagensicherungsfonds greift hier nicht ein, auch wenn die Anleihe von einer Bank herausgegeben wurde.
Umso mehr gilt das natürlich für besonders Arten von festverzinslichen Wertpapieren, beispielsweise den oben beschriebenen CoCo-Bonds. Außerdem ist für den Kauf von Anleihen oder Pfandbriefen ein Depot erforderlich.
Aktien oder festverzinsliche Wertpapiere?
Wer nach Wertpapieren von ThyssenKrupp sucht, der bekommt sowohl Aktien als auch Anleihen angezeigt. Beide werden vom gleichen Unternehmen herausgegeben, beide richten sich aber an andere Zielgruppen. Festverzinsliche Wertpapiere bieten, von Besonderheiten wie Wandelanleihen abgesehen, eine begrenzte Rendite. Wer eine Anleihe mit einem Zinskupon von 3,0 Prozent zum Nennwert kauft, der kann nicht mehr als 3,0 Prozent Gewinn machen, wenn das Wertpapier bis zum Ablauf gehalten wird.
Gleichzeitig ist aber das Risiko Geld zu verlieren geringer als mit Aktien. Denn solange die Firma nicht insolvent wird, erhält der Anleger sein Geld samt Zinsen zurück. Auch bei einer Pleite haben Anleiheneigner bessere Chancen auf eine Rückzahlung als Aktionäre, die fast immer leer ausgehen.
Fazit
Festverzinsliche Wertpapiere können eine gute Ergänzung zu Aktien sein. Sie sind weniger riskant, bieten aber oft höhere Zinsen als ein Bankguthaben. Wer von den Chancen am Aktienmarkt profitieren will, aber das Risiko scheut, für den können Wandelanleihen eine Alternative sein. Eines steht aber fest: Langweilig sind Festverzinsliche Wertpapiere auf keinen Fall.