GameStop hält sich hartnäckig in den Schlagzeilen. Kaum mehr als eine Woche ist es her, dass die Aktien des finanziell eigentlich maroden Spiele-Einzelhändlers durch einen Flashmob von Kleinanlegern in schwindelerregende Höhen getrieben wurden. Der Handel mit der GameStop Aktie führte am 27. Januar 2021 zum Ausfall gleich mehrerer Handelssysteme bei renommierten Brokern. Betroffen waren besonders die Plattform von Robinhood, über die die meisten Nutzer ihre Aktion gestartet hatten, aber auch andere bekannte Namen. Das Aussetzen des Handels, um die Auslastung der Server zurückzunehmen, wurde umgehend kritisiert – denn die Broker stehen nun in dem Verdacht, sich mit Hedgefonds abgesprochen zu haben. Denen wiederum machten der Flashmob einen Strich durch die Rechnung mit GameStop Leerverkäufen. Oder jedenfalls fast allen.
- Gaming-Einzelhändler mutiert vom Pennystock zum Börsenstar
- Ausfall mehrerer Handelsplattformen
- Kursgewinne von bis zu 1.700 Prozent bei der GameStop Aktie
- Handelsbeschränkungen mit Nachspiel
Der Einzelhändler hinter der GameStop Aktie
Warum gerade die Meme Stock Aktie GameStop? Eine berechtigte Frage, die sich schnell beantworten lässt – eben weil die preisgünstige Aktie eigentlich ein börslicher „Todeskandidat“ war, weckte sie das Interesse von Hedgefonds. Denn GameStop ist ein Relikt aus vergangenen Zeiten. Der Konzern betreibt eine Kette von Ladengeschäften, auch unter den Marken von Tochterfirmen, in denen Videospiele verkauft werden. Das ist im dritten Jahrtausend, besonders angesichts der Tatsache, dass es die meisten Spiele längst aus der Cloud gibt, irgendwie niedlich, gewinnbringend ist es eigentlich nicht mehr.
GameStop hat sich über Jahre konsequent dem Umstieg auf ein digitales Geschäftsmodell verweigert, um sich in der Gamer-Szene langfristig halten zu können. Experten wundern sich eher darüber, dass das Unternehmen es geschafft hat, sich so lange zu halten. In den vergangenen Jahren brachen die Absätze um fast die Hälfte ein, Standorte mussten aufgegeben werden und Kunden bemängelten zunehmend den Kundenservice. Bis zum Börsenhype im Januar steckte GameStop tief in der Krise, die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie waren nur der Tropfen, der ein ohnehin volles Fass zum Überlaufen brachte.
GameStop Aktie: Zielscheibe für Leerverkäufe in großem Stil
Genau dieser Status quo machte GameStop interessant für die Spekulationen großer Hedgefonds. Viele dieser Investmentgesellschaften nutzen Leerverkäufe gerade von Werten wie der GameStop Aktie. Dabei wird die Aktie lediglich entliehen, Trader zahlen dafür eine Leihgebühr und verkaufen den Titel, den sie gar nicht wirklich besitzen, sofort. Bei Fälligkeit muss der Entleihende zwar entschädigt werden, doch auch das rechnet sich noch, wenn der Aktienkurs weiter an Wert verliert, und unter den Verkaufskurs fällt.
Dafür war GameStop zunächst ein geeignetes Objekt, die Kurse des Gaming-Einzelhändlers waren auf Talfahrt, Shortseller glaubten erhebliche Renditen bereits sicher und liehen sich zuhauf die GameStop Aktie aus. Die Quote für Leerverkäufe stieg auf 142% an – eine unglaubliche Blase, wie sich im nachhinein zeigt. Dabei ging es um Milliardenbeträge der großen Mitspieler an der Wall Street.
Allerdings hatten die Hedgefonds nicht mit der rasanten Trendumkehr gerechnet, die die Kurse der GameStop Aktie von wenigen US Dollar auf bis zu 350 US Dollar hoch trieb – und zwar durch eine Absprache von Kleinanlegern, die damit geschlossen Front machten gegen die Leerverkäufer der Hedgefonds.
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Was auf den ersten Blick wie ein Ungleichgewicht der Kräfte wirkt, eine Aktion von David gegen Goliath, hatte Erfolge, die sich nicht einmal die Gesprächsteilnehmer auf der Reddit-Seite WallStreetBets ausgemalt hätten. Abgesprochen war der organisierte Aufkauf der GameStop Aktie, um die Kurse in die Höhe zu treiben und so die Shortseller zu zwingen, ihrerseits zu kaufen, um sich gegen Verluste abzusichern. Das wiederum wurde binnen weniger Tage immer kostspieliger, die Nachfrage nach den Titeln überstieg schon rasch das Angebot bei weitem.
Das Kräftemessen der Leerverkäufer gegen die Kleinanleger von WallStreetBets trieb den Kurs der GameStop Aktie mit Erfolg in geradezu astronomische Höhen. Bereits ab dem 11. Januar konnte ein gezieltes Vorgehen festgestellt werden, das rasch Auswirkungen hatte. Noch zum Jahresbeginn wurde der Titel für gerade einmal 17,00 US Dollar gehandelt, hatte sich damit allerdings gegenüber den Kursen von 2020 bereits im Wert verdreifachen können. Am 27. Januar 2021 erreichten die Kurse eine Höhe von rund 347,00 US Dollar, und selbst das zeitweise Ausbremsen der Handelsaktivitäten durch die Plattformbetreiber hinderte GameStop nicht, in den folgenden Tagen noch einmal zuzulegen.
Überlastete Handelsplattformen gehen unter dem Ansturm in die Knie
So groß war das Handelsaufkommen, dass die Software bekannter Online-Broker komplett zusammenbrach. Betroffen waren nicht nur Robinhood, sondern auch Anbieter wie Ameritrade, Charles Schwab und die Branchengröße Interactive Brokers. Zeitweise waren keinerlei Handelsaktivitäten oder der Zugriff auf das eigene Handelskonto mehr möglich, die Plattformen zeigten lediglich „interne Serverfehler“ an.
Besonders betroffen waren Broker, die ihren Kunden den Zugang zum Handel zu extrem günstigen Konditionen ermöglichen. Vor allem der Neobroker Robinhood ächzte unter dem Ansturm, betroffen war in Folge aber auch der deutsche Anbieter Trade Republic – dessen exklusiver Handelspartner Lang & Schwarz verkraftete den Ansturm nicht.
Die Low-Cost oder sogar No-Cost Broker ziehen mit ihrem abgespeckten Geschäftsmodell und den resultierenden geringen Gebühren gerade Finanzaktivisten mit begrenztem Budget an. Kleinanleger wie der GameStop Flashmob sind längst keine Seltenheit mehr, an der Wall Street geht man davon aus, dass sie schon 20% des Handelsvolumens insgesamt ausmachen. Ist dies koordiniert, lässt sich mit wenigen Dollar pro Kopf in der Summe viel ausmachen.
Jetzt zu eToro eToro ist eine Multi-Asset-Investmentplattform. Der Wert Ihrer Anlagen kann sowohl steigen, als auch fallen. Ihr Kapital ist Risiken ausgesetzt.Kleinanleger online: Jung, dynamisch, internet-affin
Die jungen Anleger, die nach den Aussagen mancher genervter Investmentbanker „gerade die Corona-Hilfen verzocken“, sind vermutlich kein Ausnahmephänomen. Dass sich eine zunehmend internet-affine und immer jüngere Klientel für Geldanlagen interessiert, ist angesichts der fehlenden Alternativen bei genau dieser Zielgruppe nicht verwunderlich. Gut ausgebildete junge Menschen, die nicht nur in den Vereinigten Staaten feststellen müssen, dass der Arbeitsmarkt sie nicht mit offenen Armen aufnimmt und die Finanzwelt ihnen wenige Möglichkeiten zur Vermögensbildung bietet, entdecken die Handelssysteme der Neobroker als lohnendes Betätigungsfeld.
Soziale Medien machen die Kommunikation einfacher – so auch in diesem Fall, in dem die Koordination eines „Short Squeeze“ für die GameStop Aktie wie aus dem Bilderbuch geplant wurde. Mit der künstlichen Verknappung nach der erfolgreich ausgelösten Trendwende wurde der Aktie ein enormer Kursgewinn beschert. Die Broker reagierten umgehend mit dem Aussetzen des Handels für GameStop und die Aktien der britischen Kinokette AMC. Hier vermuten nicht nur die teilnehmenden Kleinanleger eine Absprache – auch die US-amerikanischen Finanzbehörden widmen sich dem Sachverhalt. Der Verdacht: Einflussnahme der großen Hedgefonds, die durch den Short Squeeze in einigen Fällen rund die Hälfte ihres Kapitals verloren haben, wie etwa Melvin Capital, wo man seit Anfang Januar rund 6 Mrd. US Dollar abschreiben muss.
Wall Street im Blick der Staatsanwaltschaft
Die Einschränkungen der privaten Anleger werden nicht folgenlos bleiben, denn indem man ihnen den Zugang zu finanziellen Strategien verwehrt, die die großen Mitspieler in der Finanzwelt seit langem zum eigenen Vorteil nutzen, offenbaren die Broker das Ungleichgewicht an der Wall Street – und nicht nur dort. Tausende von Kunden allein von Robinhood haben bereits eine Sammelklage angestrengt, bei der Börsenaufsicht liegt eine vergleichbare Zahl an Beschwerden vor.
Ermittlungen verschiedener Staatsanwälte sind bereits angelaufen. Nachdem sich die Staatsanwaltschaft von Texas als erstes für die Handelsbeschränkungen interessiert hat, nimmt auch die New Yorker Generalstaatsanwältin sich der Sache an. Die US-amerikanische Börsenaufsicht SEC untersucht gleichfalls die Angelegenheit, denn sollte sich der Verdacht auf Marktmanipulation bewahrheiten, steht die Finanzwelt vor einem Debakel. Nicht nur hätten die Trader aufgrund der Einschränkungen massive Schadenersatzansprüche, auch ein umfassender Vertrauensverlust der Anleger in das System Börse muss abgewendet werden.
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Die Art und Weise, wie der GameStop Hype zunächst in der Öffentlichkeit behandelt wurde, ist jedenfalls nicht haltbar. Die abwertende Berichterstattung in der Presse, die den Flashmob als „gefährlich“ bezeichnete, versäumte zugleich, darauf hinzuweisen, dass ein solches Vorgehen für die finanzstarken Hedgefonds vollkommen normal ist.
Gleiches Recht für alle gilt also keineswegs in der Welt der Finanzen, und in genau diese Wunde haben die Kleinanleger den Finger gelegt. Verdeutlichen sich dies immer mehr Aktionäre, ist eine Abkehr von den Kapitalmärkten in größerem Umfang durchaus nicht ausgeschlossen. Wenig verwunderlich also, dass sich nun auch die Politik mit der GameStop Aktie befasst. Eventuelle Absprachen hinter den Kulissen zugunsten der Hedgefonds sind Gegenstand einer geplanten Anhörung im Senat.
Dabei wird es nicht nur um die Handelsbeschränkungen einzelner Broker gehen – sondern um eine mögliche bessere Regulierung der Märkte.
Nutzer auf Facebook ausgesperrt
Mittelfristig wird sich wohl auch das soziale Netzwerk Facebook einen eingehenden Blick auf seine Motivation gefallen lassen müssen. Die Plattform sperrte infolge des Short Squeeze umgehend eine umfangreich Nutzergruppe mit mehr als 150.000 Teilnehmern, in der es um den Aktienhandel auf Robinhood ging. Sämtliche Nutzer wurden benachrichtigt, dass ihre Konten wegen Verstößen gegen das Regelwerk von Facebook gesperrt seine. Facebook nimmt keinerlei Stellung zu den Vorgängen.
Die Klein-Trader lassen sich davon nicht mürbe machen und sind immer wieder durch kreative Aktionen aufgefallen, etwa die Anmietung von Neon-Leuchtreklamen landesweit und sogar am berühmten Times Square, mit denen erhebliche Aufmerksamkeit generiert werden konnte.
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Erwähnt werden sollte auch, dass der Hype um die GameStop Aktie auch bei den Hedgefonds nicht nur Bestürzung ausgelöst hat. Manch einer, der beizeiten die Direktinvestition in die Aktie gewählt hatte, konnte sich dank des Flashmobs über satte Gewinne freuen. So geschehen beim Hedgefonds Senvest Management. Die Manager hatten schon im September 2020 Unternehmensanteile von GameStop gekauft, und zwar nach einer Konferenz von Investoren. Während die Mehrheit der Fachleute damals dem Geschäftsmodell von GameStop eher skeptisch gegenüberstand, ließ sich Senvest von den geplanten Umstrukturierungen zu einer Digitalisierung überzeugen und griff zu. Einen Monat später hielt der Hedgefonds rund 5% der Anteile an GameStop, die damals noch für unter 10 US Dollar zu haben waren.
Als sich die Kurse im Januar dann in immer höhere Bereiche schraubten, stieß Senvest seine Anteilsscheine ab – und erwirtschaftete so einen Gewinn von 400 Millionen US Dollar. Auch andere Fonds waren so klug, das Potenzial von GameStop zu sehen und zu nutzen. Und der Finanzberater RoaringKitty, der zu den Treibern des Hypes gehört, hat ebenfalls gut verdient an den angeheizten Kursen.
Und GameStop? So geht es weiter für den Spiele-Händler
Über den Formalien könnte man glatt vergessen, dass dahinter immer noch das Wohl und Wehe eines Unternehmens steht. GameStop konnte zeitweise eine Börsenwert in Milliardenhöhe verbuchen, auch wenn dahinter (noch) keine Substanz steht. Geplant ist eine Neuordnung des Utnernehmens, um sich dem veränderten Nutzerverhalten anzupassen. Ob das gelingt, bleibt abzuwarten. Angesichts der hohen Volatilität kann man jedenfalls derzeit noch keine Kaufempfehlung für die GameStop Aktie aussprechen.
Anfang Februar scheint zunächst einmal die Luft heraus zu sein bei der Aktie. Am Montag und Dienstag verlor der Titel deutlich an Wert und notiert am 4. Februar 2021 bei rund 92 US Dollar – weniger als ein Drittel des Höchststandes im Januar. Doch auch das ist noch deutlich mehr als der Kurs der Aktie zum Jahresbeginn. GameStop hat bislang seinen Wert annähernd auf das Fünffache steigern können. Wie es weitergeht mit Unternehmen und Aktie, bleibt abzuwarten – auch auf dem politischen Parkett.
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Das Interesse an Werten wie der GameStop Aktie und vergleichbaren Märkten wird anhalten. Dabei eignen sich die Titel nicht unbedingt für eine Direktinvestition, bei der die Unwägbarkeit der Kursentwicklung ein erhebliches Risiko für das eigene Kapital darstellt. Statt dessen bietet sich die Spekulation auf den Kursverlauf an, beispielsweise mit Differenzkontrakten. Die flexiblen Kontrakte sind einfach konstruiert und lassen dem Trader die völlige Freiheit beim Ein- und Ausstieg. Dank der Möglichkeit, auch auf fallende Kurse zu spekulieren, und der Nutzung von sogenannten Hebeln bieten CFDs schon mit begrenztem Einstiegskapital gute Renditeoptionen.
Die Aufnahme des Handels sollte allerdings über einen seriösen CFD Anbieter erfolgen – billig ist in diesem Fall nicht unbedingt günstig, wie sich am Beispiel GameStop gezeigt hat. Ein Broker, der mit einer überzeugenden Regulierung, transparenten Konditionen und vor allem hochwertigen Bildungsangeboten aufwarten kann, ist in diesem Fall möglicherweise die bessere Wahl. Mit einem Brokervergleich lassen sich die besten Anbieter ermitteln und die Leistungen gegenüber den Handelskosten abwägen.
Fazit: Es bleibt spannend bei der GameStop Aktie
GameStop hat in den vergangenen Wochen für Aufregung an den Börsen und auf den Handelsplattformen der Broker gesorgt. Der Hype scheint zunächst vorüber, der Kurs der Aktie ist inzwischen erheblich gefallen. Bei der Behandlung des Themas geht es auch nicht eigentlich um den wenig profitablen Gaming-Einzelhändler. Statt dessen stehen Systemschwächen nun im Blickfeld, der GameStop Flashmob hat möglicherweise eine lange überfällige Debatte um die Kräfteverteilung in der Finanzwelt eingeleitet.
Der Handel mit der GameStop Aktie als Direktinvestition ist zur Zeit ein Unternehmen mit ungewissem Ausgang. Wer sich für den Handel mit Aktien-CFDs interessiert, kann kurzfristig und auch mit limitiertem Budget von der Wertentwicklung bei GameStop profitieren, ohne die Aktie kaufen zu müssen. Für die Spekulation empfiehlt sich allerdings die Auswahl eines vertrauenswürdigen Brokers.
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