Aktien bieten viele Chancen, aber auch Risiken. Wer deshalb schlecht schläft, sollte sein Aktiendepot absichern. Einige Strategien sind auch für Anfänger gut geeignet, völlige Sicherheit bieten aber auch sie nicht. Zudem sind sie mit einer geringeren Rendite verbunden.
Depot absichern im Überblick
- Investitionen breit streuen
- Indexfonds statt einzelne Papiere kaufen
- Zertifikate mit zusätzlichem Risikoschutz
- Hedgen von Beständen
- Günstigen Broker wählen
- Aktien kaufen für Anfänger
Diversifikation als Grundlage für jedes Portfolio
Die einfachste und sinnvollste Absicherung ist das Streuen der Investitionen, auch Diversifikation des Portfolios genannt. Niemand sollte alles in eine Aktie investieren, womöglich auch noch in die des Arbeitgebers. Geht der dann Pleite, sind Job und Ersparnisse weg. Stattdessen sollten Investitionen breit gestreut werden.
Das heißt, dass nicht alles in Aktien investiert werden sollte, aber auch, das verschiedene Aktien gekauft werden sollten, idealerweise solche aus verschiedenen Ländern und verschiedenen Branchen. Gut ist es immer, wenn auch ein paar Papiere darunter sind, die sich antizyklisch verhalten. In schlechten Börsenzeiten steigt der Goldpreis meistens an, die Aktien von Bergbauunternehmen entwickeln sich dann vergleichsweise günstig.
Aktiendepot absichern – Anlegerprofil erstellen
Wie viel Sicherheit für ein Depot notwendig ist, hängt immer auch vom Anleger selbst ab. Zwar sollte jeder Trader sein Portfolio diversifizieren, die Wahl der Finanzprodukte hängt aber entscheidend von der persönlichen Risikoaversion ab. Grundsätzlich gilt dabei eine bekannte Börsenweisheit: je größer das Risiko, desto höher auch die Renditechance. Insgesamt lassen sich 5 Risikoprofile voneinander unterscheiden.
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Konservatives Profil
Anleger dieser Klasse sind in erster Linie daran interessiert, dass ihr Kapital erhalten bleibt. Fälligkeit und Renditen der Investitionen sollten schon im Voraus bekannt sein. Für diese Anlegerklasse eignen sich vor allem langfristige Staatsanleihen. Auf den Kauf von Aktien sollte eher verzichtet werden.
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Defensives Profil
Auch für defensive Anleger steht der Kapitalerhalt im Vordergrund. Konstante und planbare Erträge sind wichtig. Gleichzeitig wird ein Teil des Geldes in etwas risikoreichere Anlagen investiert, um die Rendite zu erhöhen. Das defensive Portfolio besteht daher zum Großteil aus sicheren Anleihen. Das restliche Kapital wird in Aktien angelegt.
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Neutrales Profil
Das neutrale Profil wählt ein ausgewogenes Verhältnis aus Risiko und Rendite. Die Kapitalanlage soll einen soliden Ertrag liefern, gleichzeitig aber sicher sein. Anleger dieser Klasse sind dabei durchaus gewillt, ein kalkulierbares Risiko einzugehen. Im Gegensatz zu den vorherigen Anlageklassen, ist der „neutrale“ Trader auch dazu bereit, Positionen in Fremdwährung sin sein Portfolio aufzunehmen. Aktien und Anleihen halten sich im neutralen Profil in etwa die Waage.
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Dynamisches Profil
Anleger, die ein dynamisches Depot aufbauen, haben einen langen Zeithorizont. Innerhalb von fünf bis zehn Jahren soll eine beträchtliche Rendite aufgebaut werden. Anleger dieser Klasse kennen sich recht gut mit den Finanzmärkten und deren Funktionsweisen aus. Die Aktienquote des Portfolios ist dementsprechend hoch. Zudem ist der Anleger dazu bereit, weltweit zu investieren. Auch alternative Finanzprodukte wie Zertifikate oder Optionsschein tauchen im Portfolio auf. Vorübergehende Kursverluste werden einkalkuliert und als attraktive Kaufgelegenheit für weitere Aktien angesehen.
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Aggressives Profil
Aggressiv meint in diesem Zusammenhang, dass Rendite an erster Stelle steht. Ein hohes Risiko oder gar der Totalverlust einiger Positionen wird in Kauf genommen. Aggressive Anleger handeln mit Aktien aus Schwellenländern oder Hebelprodukten wie CFDs. Nur ein kleiner Teil des Kapitals ist noch in herkömmlichen Anleihen angelegt. Aggressive Anleger verwalten ihr Portfolio selbst und benötigen keinerlei Anlageberatung.
Aktiendepot ausreichend absichern – welches ist mein Anlegerprofil?
Nachdem die unterschiedlichen Risikoklassen vorgestellt wurden, sollten sich Trader die Frage stellen, welches Anlegerprofil für sie persönlich am ehesten zutreffend ist. Dazu kann folgender Fragenkatalog genutzt werden:
- Fühle ich mich in Finanzfragen ausreichend informiert?
- Wie sind meine Kenntnisse bezüglich der Verwaltung meines Portfolios?
- Wie beurteile ich meine Erfahrung im Umgang mit Finanzfragen?
- Beeinflussen Emotionen meine Finanzentscheidungen?
- In welche Anlageklassen habe ich bisher investiert?
- Wie erfolgreiche waren diese Investitionen?
- Wie viel Verlust in Prozent meines aktuellen Vermögens könnte ich verkraften?
- Überwelchen Zeitraum möchte ich mein Vermögen anlegen?
- Welche jährliche Rendite möchte ich realistischer Weise erzielen?
Grundsätzlich gilt, je geringer das eigene Wissen, desto weniger Risiko sollte eingegangen werden. Auch wenn Emotionen die Finanzentscheidungen beeinflussen, sollte defensiv angelegt werden. Wer allerdings über ein hohes Maß an Fachwissen verfügt und mit bisherigen Anlagen erfolgt hatte, kann auf risikoreichere Investitionen umsteigen.
Aktiendepot absichern: auf Expertenmeinungen vertrauen
Die Risikobewertung von Aktien ist besonders für Kleinanleger zu aufwendig und kompliziert. Große Ratingagenturen und Banken nehmen aber fast täglich Einschätzungen von wichtigen Werten vor. Die Daten sind leicht auf bekannten Finanzportalen wie OnVista abrufbar. Grundsätzlich werden dabei drei unterschiedliche Aussagen über einzelne Wertpapiere getroffen:
- Kaufen
- Halten/abwarten
- Verkaufen
Anleger sollten immer Einschätzungen von mehreren Experten nutzen, um eigene Entscheidungen zu treffen.
Zu jedem Aktiendepot gehören auch Anleihen. Diese werden transparent und leicht verständlich bewertet. Egal ob es sich dabei um Staatsanleihen oder Unternehmensanleihen handelt, die Bewertungskriterien sind gleich. Verlassen sollten sich Anleger vor allem auf bekannte Ratingagenturen wie Standard & Poor´s oder Moody´s.
Rating-Tabelle der großen Agenturen
S&P´s | Moody´s | Bedeutung |
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AAA | Aaa | Hierbei handelt es sich um das höchste Rating. Zinszahlungen und Rückzahlungen des Kapitals gelten als äußerst sicher. |
AA+, AA, AA- | Aa1, Aa 2, Aa3 | Die zweite Kategorie unterscheidet sich nur unwesentlich von der ersten. Auch Anleihen mit dieser Bewertung gelten als sehr sicher. |
A+, A, A- | A1, A2, A3 | Zinszahlungen und Rückzahlung des Kapitals unterliegen einem hohen Sicherheitsniveau. Allerdings können negative Entwicklungen des wirtschaftlichen Umfeldes und Veränderungen der Umstände eher für Verluste sorgen, als in den höheren Bewertungskategorien. |
BBB+, BBB, BBB- | Baa1, Baa2, Baa3 | Das Sicherheitsniveau in dieser Klasse kann als zufriedenstellend eingestuft werden. Veränderungen des Umfeldes können aber schnell zu Verlusten führen. |
BB+, Bb, BB- | Ba1, Ba2, Ba3 | In dieser Kategorie überwiegen die Unsicherheitsfaktoren. Zwar ist den Anleihen eine gewisse Qualität nicht abzusprechen, die Rückzahlung des Kapitals und Zinszahlungen gelten aber nicht als gesichert. |
B+, B, B- | B1, B2, B3 | Ab dieser Stufe wird es hochgradig spekulativ. Eine Abstufung auf B- oder B3 bedeutet, dass nur risikofreudige Anleger investieren sollten. |
CCC+, CCC, CCC- | Caa | Liegen Anleihen in dieser Klasse, ist dringend von einer Investition abzuraten. Es droht ein Zahlungsverzug beim Unternehmen oder Staat |
Unterhalb dessen | Unterhalb dessen | Auch für Fälle unterhalb des Ratings CCC- oder Caa gibt es weitere Einstufungen. Diese sind allerdings irrelevant für private Anleger. Von Investitionen in diesen Kategorien ist in jedem Fall abzuraten. |
+, - | 1, 2, 3 | Die Einstufung + oder – bzw. 1, 2 oder 3 gibt die Tendenz der Anleihe an. Ist in Zukunft eine Einstufung in eine höhere Klasse zu erwarten, wird die Anleihe mit einem + oder einer 1 versehen. Umgekehrt wird ein – oder eine 3 vergeben. |
Risikominimierung durch Risikostreuung mit ETFs
Weil die wenigsten Anleger genügen Geld haben um Dutzende von verschiedenen Aktien aus verschiedenen Regionen zu kaufen, ist die Investition in ETFs oft eine sinnvolle Alternative. Diese Fonds werden an der Börse gehandelt und sind oft, aber nicht immer, Indexfonds. Sie entwickeln sich also so wie ein Index, zum Beispiel der DAX. Das hat den Vorteil, dass Anleger in verschiedene Aktien investieren und ihr Risiko streuen können, ohne ein teures Fondsmanagement zu bezahlen. Auch hier sollte aber nicht alles auf eine Karte gesetzt werden, wer einen DAX-ETF gekauft hat, sollte den mit einem ausländischen Index absichern.
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Auch Zertifikate helfen, das Risiko zu verringern. Dabei haben Anleger zwei Möglichkeiten. Die eine besteht darin, statt Aktien Zertifikate zu kaufen. Beispielsweise Discount-Zertifikate auf einen Index oder ein Wertpapier, die günstiger verkauft werden als die zugrunde liegende Aktie oder de Index. Selbst wenn der Basiswert fällt, kann man mit diesen Zertifikaten noch Gewinne machen. Dafür ist aber auch das mögliche Kursplus begrenzt.
Eine andere Möglichkeit ist, mit Zertifikaten die Aktien im Depot abzusichern. Beispielsweise können Papiere mit ins Depot genommen werden, die bei fallenden Kursen Gewinne erzielen. Sinn ergibt das aber nur punktuell, beispielsweise wenn man fallende Kurse erwartet, die Wertpapiere aber nicht verkaufen will um Gebühren zu vermeiden oder weil es sich dabei um Papiere handelt, die vor 2009 gekauft wurden und daher nicht der Abgeltungssteuer unterliegen.
Günstiger Online Broker als Absicherung
Grundsätzlich gilt, dass jede Absicherung zulasten der möglichen Gewinne geht. Einzige Ausnahme ist die Wahl eines guten Brokers. Denn dessen Gebühren müssen zunächst verdient werden, je mehr das Handeln kostet, desto länger dauert es ins Plus zu kommen. Eine gute Wahl sind unsere Top-3-Broker XTB, eToro und Tickmill Europa.
Aktiendepot absichern – Risikominderung durch Auswertung von Kennzahlen
In der Wirtschaft spiele Kennzahlen eine wichtige Rolle. Auch am Aktienmarkt gibt es einige Werte, die bei der Analyse jedes Wertpapiers zu Rate gezogen werden sollten. Die Kennzahlen selbst geben meist nur wenig Aufschluss darüber, wie hoch die Wertsteigerungen und die Rendite einer Investition sein können. Für die Risikoanalyse eignen sich einige Kennzahlen aber hervorragend.
- Kurs-Gewinn-Verhältnis:
Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) ist die am meisten beachtete Kennzahl am Aktienmarkt. Sie setzt den Kurs einer Aktie ins Verhältnis zum Jahresgewinn pro Aktie. Grundsätzlich gilt, je höher die Erträge sind, desto wertvoller ist das Unternehmen. Steigen die Kurse einer Aktie schneller als der Gewinn des Unternehmens, so nimmt das KGV zu. Umgekehrt sinkt das KGV, wenn die Gewinne schneller steigen als die Kurse. Eine Zunahme des KGV kann also darauf hindeuten, dass eine Aktie überbewertet ist und bald wieder im Kurs fallen wird. Allerdings ist das KGV mit Vorsicht zu genießen und niemals isoliert zu betrachten. Während der Finanzkrise 2009 stieg das KGV vieler Konzerne etwa stark an. Der Grund hierfür waren enorme Gewinneinbrüche der Unternehmen. Trotzdem bot sich hier ein guter Einstiegszeitpunkt, da auf die Misere eine der stärksten Hochphasen der Börsengeschichte begann. - Shiller-KGV:
Wer im Jahr 2009 das Shiller-KGV betrachtet hat, wird festgestellt haben, dass das Risiko von Aktien damals bereits wieder im akzeptablen Rahmen und deutlich geringer als noch 2007 oder 2008 war. Zwar schlug die Kennzahl bei vielen Indizes ebenfalls nach oben aus, allerdings viel weniger stark als das herkömmliche KGV von Unternehmen. Der Indikator verwendet statt der Unternehmensgewinne die durchschnittlichen Erträge der letzten zehn Jahre. Zyklische Ausschläge können so geglättet werden. Die Kennzahl richtet sich daher vor allem an langfristig orientierte Anleger.
Ende der 1990er Jahre sicherte das Shiller-KGV zahlreiche Depots ab. Die damalige Börseneuphorie sorgte dafür, dass die Kennzahl den höchsten jemals gemessenen Wert erreichte. Kurz darauf platzte die Internetblase mit fatalen Folgen für viele Anleger.
Eine zu hohe Shiller-KGV deutet also grundsätzlich auf eine Überwertung von Märkten hin. Aktien sind dann mit einem hohen Risiko behaftet. Das Kapital sollte in diesen Fällen anderweitig investiert werden. - Kurs-Buchwert-Verhältnis: Der Buchwert ist gewissermaßen der Sachwert eines Unternehmens. Berechnet wird die Kennzahl anhand der Summe aller Vermögensgegenstände, die in der Unternehmensbilanz auftauchen. Dazu zählen vor allem Maschinen und Gebäude. Davon werden alle Verbindlichkeiten und immaterielle Güter abgezogen. Zu den immateriellen Gütern zählen etwa Markenrechte oder Patente.
Das KBV ergibt sich dann als Kurs der Aktie geteilt durch den Buchwert pro Aktie. Es zeigt somit an, mit welchem Vielfachen der Sachwert des Unternehmens an der Börse bewertet wird. Je niedriger das KGV also ist, desto günstiger ist die Aktie. Während der Krise 2008 und 2009 hatten einige DAX-Konzerne ein KBV von unter 1. Der Wert aller Maschinen und Gebäude war dadurch höher als der Börsenwert. Das Unternehmen ist somit wirtschaftlich alles andere als gut aufgestellt.
Aber auch das KBV muss mit Vorsicht genossen werden. Die Bilanz muss nicht immer die tatsächliche Vermögenssituation eines Unternehmens widerspiegeln. Das KBV kann dadurch verzehrt werden.
Kennzahlen sind bei der Risikobewertung von Aktien von zentraler Bedeutung. Dabei ist es wichtig, nicht nur eine einzige Kennzahl zu betrachten. Es gilt, möglichst viele und bedeutende Indikatoren bei der Risikobewertung zu nutzen.
Fazit: Aktiendepots können leicht abgesichert werden
Für Anleger, welche die Geldanlage und nicht den Spaß am Traden in den Vordergrund stellen, ist die Absicherung durch eine breite Streuung in jedem Fall sinnvoll. Gut eignen sich dafür auch börsengehandelte Indexfonds. Zertifikate sind vor allem für fortgeschrittene Trader interessant. Auf jeden Fall sinnvoll ist die Wahl eines guten und preisgünstigen Brokers. Zudem sollten Expertenmeinungen zu Aktien und Anleihen berücksichtigt werden.
BIlderquelle: shutterstock.com