Wer auf der Rennbahn alles Geld auf ein Pferd wettet, wird nach Ende des Rennens entweder Champion oder Loser sein. Das ist an der Börse nicht anders. Wer sein Kapital in einen einzigen Aktienwert investiert und das Unternehmen gerät in eine existenzbedrohende finanzielle Schieflage, läuft Gefahr, sein gesamtes Geld zu verlieren. Für hochspekulative Anleger mag ein vollständiger Geldverlust ein hinnehmbares Szenario sein. Normale Investoren möchten sich das eher nicht vorstellen. Ihnen raten Börsenexperten zur Diversifikation (auch Diversifizierung). Das Kapital soll auf mehrere Aktien und Bereiche angemessen mit dem Ziel verteilt werden, das Anlagerisiko in einem Wertpapierdepot durch Diversifikation erheblich zu senken. Anlageexperten nennen hier eine Größenordnung der Risikominderung von 20 Prozent bis 30 Prozent. Erreichen können das Investoren mit unterschiedlichen Diversifikationsstrategien. Welche das sind und was Investoren dabei beachten sollten, möchten wir in unserem Ratgeber Aktiendepot Diversifikation näher erläutern.
- Diversifikation ist Voraussetzung zu weniger Risiko
- Unterschiedliche Diversifikationsstrategien anwendbar
- Eigene Anlagestrategie gibt Diversifikationsstrategie vor
- Durch Aktienauswahl Verlustrisiko des eigenen Depots reduzieren
Aktiendepot Diversifikation: Erklärung
Diversifikation (auch Diversifizierung) eines Anlageportfolios ist nach Meinung vieler Börsenexperten keine bloße Option, sondern eine Notwendigkeit. Sie gilt als einer der wichtigsten Faktoren bei der langfristigen Geldanlage. Die klassische Investitionslehre betrachtet Diversifikation als das Nonplusultra zum Schutz vor Verlusten.
Gemeint mit Diversifizierung ist damit das Verteilen von Geldanlagen auf mehrere Branchen und Anlagetitel, je nach Renditeziel und Risikobereitschaft des Anlegers. Das sorgt für Risikostreuung, die wiederum die Grundlage dafür ist, Risiken für das eigene Depot optimal zu gestalten. Das bekannte Sprichwort aus dem Pferdesport „Niemals alles Geld auf ein Pferd setzen!“ unterstreicht etwaige Verlustrisiken einer zu starken Fokussierung bei einer Fehlprognose mehr als deutlich. Wie bei jeder langfristigen Geldanlage sollte der Investor im Aktienmarkt anstreben, sein Kapital sinnvoll auf verschiedene Unternehmen aufzuteilen. Kommt es zu einem Bankrott eines Unternehmens, wäre lediglich ein Teil des Vermögens betroffen. Ohne entsprechende Aufteilung würde alles Kapital vernichtet.
Möchte ein Anleger eine höhere Rendite erwirtschaften, wird der größte Teil des Kapitals in Aktien investiert, der restliche Betrag in sichere Staatsanleihen. Ein defensiv orientierter Anleger wird seine Anlageentscheidung genau andersherum treffen und weniger in Aktien investieren. Grundsätzlich gilt für den Anleger: Der Wunsch nach mehr Rendite verlangt das Eingehen eines höheren Risikos.
Was sich mit Diversifikation erreichen lässt und was nicht
Um die Frage „Was sich mit Diversifikation erreichen lässt und was nicht“ zu beantworten, sind die Auswirkungen von Diversifikation zu betrachten. Eine stärkere Diversifizierung führt dazu, dass eine Rendite des Gesamtportfolios weniger von den Einzelentscheidungen abhängt. Damit verringert sich die Schwankungsbreite des Portfolios.
Ideal ist das Ergebnis dennoch nicht. Bei einer falschen Entscheidung werden die negativen Auswirkungen verringert. Allerdings gilt das auch im umgekehrten Fall, wenn gute Entscheidungen stattfanden. Die positiven Auswirkungen fallen entsprechend geringer aus.
Diversifikation sorgt für durchschnittliche Anlageergebnisse innerhalb eines bestimmten Portfolios. Trifft der Anleger überwiegend schlechte Anlageentscheidungen, wird ihm eine Diversifikation nicht zu guten Ergebnissen verhelfen. Sein Anlageergebnis wird dann durchschnittlich und nicht absolut schlecht ausfallen.
Die Auswahl guter und günstiger Aktien ist entscheidend für die mögliche Rendite. Mit Diversifikation lässt sich sicherstellen, dass die Auswirkungen von Fehlentscheidungen nicht in einer Katastrophe enden. Vor Fehlentscheidungen ist bekanntlich kein Investor gefeit. Es macht aus Gründen einer notwendigen Diversifikation keinen Sinn, weniger aussichtsreiche Aktientitel zu kaufen.
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Gewisse Zusammenhänge, die durch die Korrelation der Finanzinstrumente bedingt sind, sollte ein Investor kennen. Steigt der Goldpreis, hat das meist mit fallenden Aktienkursen zu tun (negative Korrelation). Wie stark die Preissteigerung des Edelmetalls bei fallenden Aktien ausfällt, darüber kann nur spekuliert werden. Das Gleiche zeigt sich, wenn die Zinsen steigen. Dann sinken die Kurse von Anleihen. Steigen die Aktienkurse, dann steigt auch der Ölpreis (positive Korrelation). Mit Berücksichtigung der Korrelationen bestimmter Finanzinstrumente lässt sich das Portfolio gestalten, welches theoretisch ein Marktrisiko vollständig ausschließt.
Das Aufteilen des Kapitals auf einige Aktientitel und eine Risikostreuung kosten den Anleger wenig Mühe. Der dabei erzielbare Mehrwert ist erheblich. Stellt sich das Problem, wie Investoren die optimale Diversifizierung ihres Depotportfolios erreichen? In der Praxis lässt sich eine Diversifikation nicht so einfach herstellen. Hinzu kommt, dass es erfolgreiche Börsengurus gibt, die so manche Börsenweisheit bezüglich der Risikominimierung durch Diversifikation auf den Kopf stellen bzw. anders sehen und angehen.
Wie viele Aktien es sein sollten
Wie viele verschiedene Aktien werden für ein diversifiziertes Depot benötigt? Die eine wahre Antwort gibt es wie so oft bei Geldanlagen nicht, wenn es denn für jeden Anleger passen soll. Eines ist sicher: Es reicht eben nicht aus, mal eben zwei Dutzend verschiedene Aktien zu kaufen.
Erfahrene Investoren benötigen einige wenige Aktien im Depot, mit denen sie eine gute Mischung aus mehreren Branchen erreichen. Im Börsendeutsch wird ein solches Depot auch „konzentriert“ genannt. Die Entwicklung einzelner Aktien nimmt einen großen Einfluss auf das komplette Depot. Und wenn Investoren wie Warren Buffett häufig richtig liegen, profitieren sie schnell von hohen Gewinnen.
Allerdings kann die Konzentration auf wenige Titel im Endeffekt dazu führen, dass der erhoffte Gewinn ausbleibt und Kapital verloren geht. Ein einzelnes schlechtes Objekt im Depot genügt, um die gesamte Bilanz zu verhageln. Das Verlustrisiko bei so wenigen Aktien ist entsprechend höher. Um das Risiko zu streuen bzw. besser diversifiziert zu sein, kaufen viele Anleger verschiedene Papiere.
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Wie viele Aktien im Depot gehalten werden sollten, lässt sich nicht pauschal beantworten. In erster Linie kommt es auf den jeweiligen Anleger an. Eine große Rolle bei Diversifikationsstrategie spielen Faktoren wie:
Größe des Depots: Wer mehr Kapital investiert hat, muss sich mit Fragen der Diversifikation stärker befassen. Mit 1.000 Euro lassen sich ein bis zwei gute Aktientitel kaufen. Bei 10.000 Euro ist der finanzielle Spielraum weitaus höher.
Favorisierter Anlagehorizont: Ein langer Anlagehorizont ist für die Vermehrung des Kapitals von Vorteil. Marktrisiken spielen eine weniger wichtige Rolle. Wer von dem Kapital leben möchte, sollte anders diversifiziert (hohe Risikostreuung) sein, um gegen Marktrisiken weitgehend gewappnet zu sein.
Langfristig gewünschte Rendite: Am Markt gibt es Finanzprodukte, mit denen über einen längeren Zeitraum die allgemeine Marktrendite erwirtschaftet werden kann. Das funktioniert gut mit einem ETF-Sparplan (Aktiensparplan). Zusätzlich kann der Anleger hier vom Low-Coverage-Effekt profitieren. Wird eine über dem Marktniveau liegende Rendite angestrebt, ist eine maximale Diversifikation eher kontraproduktiv, wenn dabei lediglich die Marktrendite erzielt wird.
Risikobereitschaft des Anlegers: Ein Anleger muss sich mit seiner Geldanlage wohlfühlen. Marktbewegungen mit fallenden Kursen dürfen nicht zu Panik und Fehlentscheidungen führen. Ist das Kapital in fünf Aktien investiert, sind im Fall einer Pleite 20 Prozent des Kapitals verloren. Ist das Geld auf 10 Aktien verteilt, ist der Verlust bei Pleite einer Firma auf 10 Prozent begrenzt. Das für den Anleger Richtige muss dieser selbst herausfinden. Hier helfen keine Ratschläge Dritter, dass er mehr oder weniger Aktien braucht.
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Hinsichtlich der Strategie gibt es unter Value-Investoren zwei verschiedene Vorgehensweisen. Während die einen Portfolios mit wenigen Anlagetiteln bevorzugen, haben andere ihre Investments breit gestreut. Beide Strategien führen bei richtiger Anwendung zu guten langfristigen Renditen bei möglichst geringem Risiko.
Die Portfoliodiversifikation ist zu keiner Zeit ein Mittel zum Selbstzweck. Vielmehr wird jedes Investment wegen seiner vorhandenen Qualitäten gekauft. Value-Investoren kümmern sich nicht um das Marktrisiko an sich, denn sie bewerten ein Investment nach dem spezifischen Risiko. Sie verwenden eine Strategie, die auf der Bewertung der Aktien zu einem bestimmten Zeitpunkt beruht. Wachstum und Value müssen kein Widerspruch sein. Erfolgreich Investieren bedeutet beim Value Investing, dass ein Basiswert von 10 Euro für weniger als 10 Euro gekauft und für mindestens 10 Euro oder mehr wieder veräußert wird. Möglich wäre alternativ auch das Halten eines Unternehmens bei entsprechenden Ausschüttungen (Dividenden, Aktienrückkäufe).
Diversifikation á la Warren Buffett
Warren Buffett hat sich einmal sinngemäß geäußert, dass für ihn Diversifikation ein Schutz gegen Unwissen ist. Diversifizieren macht für Investoren wie ihn keinen Sinn, da sie sich auskennen. Star-Investor Buffett meint, zu viel Diversifikation geht zulasten der Performance. Aus diesem Grund konzentriert er sein Kapital auf wenige Unternehmenstitel und wählt dabei wissentlich die besten für sein Investment aus.
Im Jahr 1965 kaufte er für 15 US-Dollar das Stück mehrere Hundert Aktien des Textilunternehmens Berkshire Hathaway. Aus einem Aktienkapital von damals 5.000 US-Dollar wären in etwas mehr als einem halben Jahrhundert 93 Millionen US-Dollar geworden. Wer eine solche Aktie im Depot hat, muss sich mit der Depotzusammensetzung nicht beschäftigen. Niemand kann in die Zukunft blicken, dennoch kann die Rendite in eben dieser liegen.+
Anlegen wie Warren Buffett dürfte die meisten Privatanleger vor ein Dilemma stellen. Zweifellos ist es möglich, mit wenigen ausgewählten Aktien auf lange Sicht höhere Renditen zu erzielen. Privatanleger dürften indes Schwierigkeiten haben, an das Wissen sowie die Analysemöglichkeiten eines erfolgreichen Börsengurus heranzukommen. Warren Buffett macht seine Unternehmensanalysen ja nicht allein, er beschäftigt zahlreiche Mitarbeiter und kann auf eine jahrzehntelange Börsenkarriere zurückblicken. Umfangreiche Analysen sind für den einzelnen Anleger in seiner jährlichen Freizeit nicht zu bewerkstelligen. Jungen Investoren fehlen aus einfach nachvollziehbaren Gründen Erfahrung und Wissen.
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Vertreter der klassischen Investitionslehre preisen Diversifikation zu jeder Gelegenheit an. An der Wichtigkeit des Themas besteht kein Zweifel. Jeder Investor sollte eine gewisse Diversifikation berücksichtigen. Das heißt nicht, dass er es damit übertreibt. Er muss das richtige Maß finden. Bedenken sollte er dabei: Eine geringere Diversifikation hat ihre Vorteile.
Weniger Diversifikation – geringere Kosten
Ein Portfolio zu diversifizieren, bedeutet, zusätzliche Finanzprodukte zu kaufen, wobei Transaktionskosten verursacht werden. Eine hohe Diversifizierung heißt unweigerlich höhere Kosten. Dabei ist es unerheblich, ob es sich dabei um reine Transaktionskosten oder wie bei ETFs oder Aktienfonds um jährliche Gebühren handelt. Die Auswirkungen dieser Kosten auf lange Sicht sind enorm. Jeder an Dritte gezahlte Euro schmälert die mögliche zukünftige Rendite.
Bei jahrzehntelanger Anlage entstehen durch den Zinseszinseffekt erhebliche Summen. Finanzexperten haben die Anlagegebühren und Auswirkungen auf Zinseszinseffekt analysiert und festgestellt, dass beispielsweise Aktienfonds ein Drittel und mehr der Rendite über die Gebühren vernichten. Wer von seinem Broker oder seiner Depotbank hohe Transaktionskosten berechnet bekommt, sollte zu einem kostengünstigeren Anbieter wechseln. Ein Depotwechsel ist kostenlos und erfolgt ohne bürokratischen Aufwand.
Weniger Diversifikation – geringerer Zeitaufwand
Wer günstige ertragsstarke Aktien gekauft hat, kann sie in seinem Aktiendepot für lange Zeit unbeobachtet liegen lassen. Umschichtungen sind eher kontraproduktiv, kosten nur zusätzlich Geld. Die wenigsten Investoren werden sich ihrer Sache sein oder haben die günstigsten Aktien wirklich gekauft. Eine regelmäßige Überprüfung des Depots ist zu empfehlen. Diesbezüglich sind die gekauften Firmen oder ETFs neu aus Sicht des Anlegers zu bewerten. Bei nur wenigen Positionen im Depot nimmt der Depotcheck entsprechend wenig Zeit in Anspruch.
Höhere Renditen sind möglich
Die Konzentration auf wenige Anlagewerte hat den Vorteil, dass die wirklich ertragsstarken Unternehmen im Portfolio gehalten werden. Höhere Renditen gibt es in der Regel nicht, wenn der ganze Markt gekauft wird. Für eine höhere Rendite muss sich der Anleger auf die besten Finanzprodukte konzentrieren. In Indizes werden häufig weniger gute Aktien einfach deshalb mit aufgenommen, weil es aufgrund der Branchenwiderspiegelung so sein muss. In so manchem Aktienindex stecken Unternehmen, die für eine gute Rendite eher hinderlich sind.
So mancher Anleger fühlt sich mit 10 bis 20 Top-Unternehmen wohler als bei einem Aktienkorb von 50 oder 500 Aktien. Bei der Vielzahl an Aktien sind Details zu einzelnen Unternehmen in ihrer Gesamtheit kaum auszumachen.
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Diversifikation ist die Voraussetzung für weniger Risiko. Daher ist sie wichtig. Eine Vervielfachung des Aktienbestandes bedeutet nicht einfach mehr Sicherheit. Richtig diversifizieren lautet das Schlüsselwort. Zu viele Aktientitel sorgen irgendwann, dass sich die Sicherheit nicht mehr steigern lässt. Hinzu kommen höhere Handelsgebühren sowie vermehrter Verwaltungsaufwand für das Depot. Das rechtfertigt kaum die zusätzlich gewonnene Sicherheit. Erfahrene Investoren müssen ihr Depot nicht breit diversifizieren. Sie können bereits mit wenigen ausgewählten Aktien eine Risikostreuung durch eine gute Mischung aus mehreren Branchen erreichen.
Jeder Investor sollte sich mit dem Thema Diversifikation gründlich befassen. Er muss für sich und sein Portfolio bestimmen, wie sinnvoll Diversifikation ist. Der Inverstor allein kennt finanzielle Ziele, Anlagehorizont sowie Risikobereitschaft. Auf dieser Basis muss er die richtige Anlagestrategie auswählen. Von außen zu bestimmen, wie viele und welche Aktien und Anlageklassen das Depotportfolio haben sollte, schadet dem Anleger. Wenn er sich damit nicht wohlfühlt, macht er Fehler und diese können teuer sein. Wer langfristig Vertrauen in den Aktienmarkt hat, sollte seine Investments auf Aktien konzentrieren. Größere Positionen von Gold oder Anleihen sind zu vermeiden, denn gegenüber Aktien bringen sie weniger Rendite. Die meiste Rendite bringt Geld anlegen in die besten Aktienunternehmen.
Sehr einfach diversifizieren ist mit Aktienfonds (aktiv gemanagte Aktienfonds, passive Produkte/ETFs). Aktive Fonds sind hinsichtlich der Gebührenseite nicht optimal, was ein gut gemanagter Fonds wettmachen kann. Die Alternative wäre der Kauf von ETFs über einen Aktiensparplan.