Hongkong ist eine der wichtigsten früheren britischen Kronkolonien und seit 1997 eine Sonderverwaltungszone, in der sich die Volksrepublik China eine reine Marktwirtschaft gestattet. Als Finanzplatz war Hongkong bereits während der britischen Zeit bedeutend, die Börse Hongkong wurde schon 1891 ins Leben gerufen. Heute ist der Handelsplatz unter den drei größten asiatischen Börsen und den bedeutendsten internationalen Exchanges anzusiedeln.
Träger der Hongkong Börse ist die gleichnamige Holding, die ebenso wie etwa die Deutsche Börse AG selbst börsennotiert ist und eine Position im Hang Seng Index besetzt. Die Börse Hongkong operiert zu werktäglichen Handelszeiten vergleichbar anderen Standorten, wenn auch mit entsprechender Zeitverschiebung. (Hier ein ähnlicher Beitrag zur Tencent Aktie & Alibaba Aktie).
Börse Hongkong auf einen Blick
- Traditionsreicher Handelsplatz seit 1891
- Standort mit freier Marktwirtschaft
- Unter den drei wichtigsten asiatischen Börsen
- Angebot charakteristischer chinesischer Aktien-Typen
Stadt und Börse Hongkong: Vom „öden Felsen“ zum kapitalistischen Exempel
Der britische Premierminister Lord Palmerston bezeichnete Hongkong noch als „öden Felsen“, dem man strategische Bedeutung zumaß. Heute ist der Finanzstandort Hongkong nach Ansicht des Ökonomen Milton Friedmann ein Musterbeispiel für den Kapitalismus. Auch die Rückgabe an die Volksrepublik China konnte die Wirtschaftsdynamik nicht ausbremsen.
Mehr als sieben Millionen Einwohner bevölkern die Insel Kowloon und das Hinterland, was bedeutet, dass die urbane Entwicklung des auf knapp 1.000 km² begrenzten Areals der Sonderverwaltungszone eher vertikal stattfindet. Die Skyline von Hongkong wird von Wolkenkratzern geprägt.
Hongkong: Börse in der Sonderverwaltungszone
Die Rückgabe von Hongkong durch die Briten an China fand im Jahr 1997 statt – just zu einem Zeitpunkt, als die Volksrepublik sich darum bemühte, sich wirtschaftlich neu aufzustellen. Die Strategie einer typisch chinesischen und damit teilweise gelenkten Marktwirtschaft experimentierte ohnehin mit wirtschaftlichen Sonderzonen. Punktuelle Erfolge sollten dann auf die Fläche ausgedehnte werden.
Günstig für Stadt und Börse Hongkong – mit der Übernahme bot sich das Areal regelrecht als kapitalistischer Offshore-Standort an, über den Festland-China unter anderem Anschluss an internationale Devisenmärkte fand. Die Regierung in Peking sah die Vorteile des Prinzips „Ein Land, zwei Systeme“, denn dank des kapitalistischen Sonderstatus kann Hongkong nicht nur seine eigene Währung behalten und verwalten, sondern damit Steuern erheben und Handel und Wandel treiben.
Grundlage des Erfolgs: Der Hongkong Dollar
Dass die Börse Hongkong zu den fünf führenden globalen Finanzplätzen gehört, liegt unter anderem an der lokalen Währung – dem Hongkong Dollar. Zunächst als Silberdollar mit Koppelung an das Britische Pfund entwickelt, ist der Hongkong Dollar seit den 1970er Jahren lose mit dem US Dollar verknüpft. Die Banken am Finanzstandort Hongkong halten korrespondierende Bestände in der US-amerikanischen Währung, um den HKD adäquat zu besichern.
Das macht den Börsenhandel in Hongkong vor allem für ausländische Investoren zugänglicher und in vielen Fällen auch vertrauenswürdiger als der Handel über den chinesischen Yuan, auch als Renminbi bekannt.
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Die Hongkong Börse erbringt alle Services, die Anleger auch von anderen großen Handelsplätzen kennen. Dazu gehören
- die Prüfung von Kandidaten für Börsengänge über den Prozess der Börsentauglichkeit
- die Ausführung von Listings
- die Bereitstellung von Echtzeitkursen über elektronische Systeme
- die Emission von Indizes, darunter der bekannte Hang Seng
Als Schnittstelle zum Börsenhandel mit Festland-China ist Hongkong ideal platziert. Trotz des Wettbewerbs mit den Börsen von Shanghai und Shenzhen ist die Zahl der an der Hongkong Börse gelisteten Unternehmen beachtlich. Hier lässt sich in den vergangenen Jahren ein deutlicher Anstieg verzeichnen, entsprechend den Angaben des Portals Statista:
- 2015: 1,866 Werte
- 2016: 1,973 Werte
- 2017: 2,118 Werte
- 2018: 2,315 Werte
- 2019: 2,449 Werte
- 2020: 2,538 Werte
Allein 2020 wurden 154 IPOs in Hongkong durchgeführt, gegenüber den Vorjahren der höchste Stand. Durch die Öffnung für Ausländer gestaltet sich der Handel in Hongkong einfacher als in Festland-China, wo die China Aktien auf eine für die chinesische Börsenlandschaft typische Weise ausgestaltet sind.
Typen chinesischer Aktien
Anleger handeln in China einschließlich der Sonderwirtschaftszonen an insgesamt drei Börsen – neben der Börse Hongkong kann die Volksrepublik die Börsen von Shanghai und Shenzhen vorweisen. Während die Geschäfte an der Börse Hongkong nach marktwirtschaftlichen Kriterien über eine Holding geführt werden, nimmt an den anderen Börsen die Regierung wesentlich mehr Einfluss und sieht außerdem entsprechend dem Standort Beschränkungen für ausländische bzw. chinesische Investoren vor. Daher gibt es in China insgesamt drei Aktien-Typen.
| Bezeichnung | Handelsplatz | Besonderheiten |
|---|---|---|
| A-Aktien | Shenzhen | Diese Aktien waren zunächst nur chinesischen Staatsbürgern vorbehalten und notieren in der chinesischen Währung Yuan, auch Renminbi genannt. Seit 2002 wurden die Handelsauflagen gelockert, so dass auch ausländische Anleger nun die A-Shares handeln können. |
| B-Aktien | Shenzhen, Shanghai | Hier handelt es sich um Aktien, die in Shanghai oder Shenzhen an der Börse handelbar sind. Die Besonderheit der B-Shares besteht darin, dass der Nennwert in Renminbi angegeben wird, der Handel jedoch in ausländischer Währung stattfindet. B-Shares werden in Shanghai in US Dollar gekauft und verkauft, in Shenzhen in Hongkong Dollar. Sie sind ausschließlich ausländischen Anlegern vorbehalten, ihre Bedeutung geht jedoch seit der Öffnung bei den A-Aktien graduell zurück. |
| H-Aktien | Hongkong | Dies sind die Hongkong-Listings von Konzernen aus dem chinesischen Festland, also aus der Volksrepublik, die an der Börse Hongkong handelbar sind, gebündelt im Hang Seng Subindex China Enterprises. |
Was Anleger beim Handel beachten sollten: Ein Unternehmen kann alle drei Aktien-Typen emittieren und damit an verschiedenen chinesischen Börsen präsent sein. Um den Handel zu vereinfachen, hat die Hongkong Börse mit dem Konzept des Stock Connect eine Verbindung zu den Börsen in Shenzhen und Shanghai geschaffen.
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Gerade die H-Aktien der Hongkong Börse sind zum Teil hochwertige Tech-Titel, die auch für westliche Investoren interessant sind. Für die Transaktionen gilt es jedoch zu beachten, dass die Börse Hongkong Öffnungszeiten ihre Besonderheiten haben und weit weniger umfassend sind als die langen Geschäftszeiten, die Anleger von den deutschen Börsen gewohnt sind.
Die Börse Hongkong ist an fünf Handelstagen von Montag bis Freitag geöffnet, jedoch nur für 27,5 Stunden insgesamt. Die Handelsaktivitäten der Woche beginnen montags und an den folgenden Werktagen um 09:30 Uhr. Mittags beginnt um 12:00 Uhr eine einstündige Pause, während derer die Handelsaktivitäten ausgesetzt werden. Ab 13:00 Uhr ist die Börse Hongkong dann wieder bis 16:00 Uhr geöffnet.
Diese aus der Sicht deutscher Anleger eingeschränkten Handelszeiten sind durchaus sinnvoll, denn sie haben den Nebeneffekt, dass die Kurse der Aktien am Finanzplatz Hongkong weniger volatil sind. Die längeren Schließzeiten erlauben es interessierten Anlegern überdies, auf mehr und aktuelle Informationen für ihre Entscheidungen zuzugreifen.
Ohnehin fällt der Entschluss für eine Transaktion an der Börse von Hongkong in der Regel nicht während des noch laufenden Tagesgeschäfts an europäischen Börsen – da Hongkong mehrere Zeitzonen entfernt ist, beträgt der Zeitunterschied GMT+08:00. Deutsche Anleger, die bei Börsenstart eine Order platzieren wollen, tun dies mitten in der Nacht.
Außerdem sind auch an der Hongkong Börse nun erweiterte Handelszeiten in Form von Pre- und After-Market-Trading möglich, selbst für private Anleger. Mit den Extended Hours wird der Zugang zur Börse Hongkong nochmals vereinfacht.
Top Aktien an der Börse Hongkong
Sich mit den Besonderheiten und Öffnungszeiten der Börse Hongkong zu befassen, ist für private Anleger durchaus sinnvoll, denn hier sind Schwergewichte unter den asiatischen und insbesondere chinesischen Tech-Aktien gelistet. Über den an den US Dollar gekoppelten Hongkong Dollar ist ein Börsengang in der Sonderverwaltungszone für die Konzerne eine attraktive Möglichkeit, Fremdkapital anders als in Renminbi aufzunehmen.
Internetriese Alibaba
Kurz vor der Jahrtausendwende wurde der chinesische Amazon-Konkurrent Alibaba gegründet. Wie viele chinesische Tech-Unternehmen profitierte auch Alibaba von den Vorteilen des riesigen chinesischen Binnenmarktes und weitete sein Angebot sowohl national als auch international rasch aus. So ist der Online-Handel inzwischen differenziert nach Lösungen für Privatkunden und Unternehmen. Außerdem gehören zu Alibaba
- Zahlungsdienstleister
- Logistik
- IT-Dienste und Cloud-Computing
- eine Auktionsplattform
Insgesamt rund 210 „Ableger“ verwaltet die auf den Cayman Inseln ansässige Alibaba Group Holding, das operative Herz schlägt jedoch in Hangzhou. Durch das Eingreifen chinesischer Regulatoren wurde der Börsengang des Finanzdienstleisters Ant Financial Ende 2020 verhindert.
Alibaba notiert seit 2014 an der New York Stock Exchange in Form eines sogenannten ADRs, seit 2019 ist auch an der Börse Hongkong Alibaba mit H-Aktien gelistet. Damit ist der Konzern gut aufgestellt, sollte das Delisting chinesischer Firmen in den USA tatsächlich erzwungen werden.
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Xiaomi gehört inzwischen zu den etablierten Marken im internationalen Geschäft mit Smartphones. Mit einem Geschäftsmodell, das vor allem auf einem erstklassigen Preis-Leistungs-Verhältnis auch bei Budget-Smartphones beruht, konnte der Konzern eine Nische besetzen und rangiert weit oben mit Herstellern wie Apple oder Samsung. Auch bei den Wearables wie etwa Fitness-Armbändern ist das Unternehmen führend.
Der IPO fand 2018 statt, auch in diesem Fall an der Börse Hongkong. Xiaomi konnte allerdings das erhoffte Kapitalvolumen nicht einnehmen. Die Xiaomi Aktie könnte sich für Investoren noch lohnen, denn neben Consumer Electronics will das Unternehmen sich nun in den Sektor Elektromobilität wagen und hier massiv investieren.
Internetservices von Tencent
Außerhalb Chinas ist Tencent weniger bekannt, in der Volksrepublik kommt man an dem Unternehmen kaum vorbei – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Ähnlich wie der US-Konzern Facebook besetzt Tencent mit seinen Angeboten verschiedene Kanäle, darunter
- soziale Netzwerke
- Messenger-Dienste
- Zahlungsdienstleister
- Online-Spiele
Dass man sich bei Tencent erheblich für den Ausbau von Cloud-Services und die Entwicklung Künstlicher Intelligenz interessiert, liegt nahe. Dank der breiten Aufstellung ist Tencent einer der chinesischen Konzerne mit der höchsten Marktkapitalisierung, gelistet an der Börse Hongkong. Tencent ist allerdings auch in Shanghai gelistet, wie nicht wenige andere Unternehmen in China.
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In westlichen Industrieländern ist BYD als Automobilbauer bekannt, doch das Kerngeschäft des 1995 gegründeten Unternehmens sind Akkus. Dank einer extremen Zerlegung der Produktionsschritte und halbautomatischer Fertigung durch Geringqualifizierte konnten die Produktionskosten so stark gesenkt werden, dass sich BYD auf dem chinesischen Binnenmarkt und international erfolgreich platzierte. An der Schnittstelle der beiden wichtigsten Geschäftsbereiche, nämlich Akkus und Autos, liegt die Zukunft des Unternehmens in der Elektromobilität.
Anleger können an der Börse Hongkong BYD Aktien handeln, der Konzern notiert jedoch auch an der Börse von Shenzhen. Das große Interesse auch westlicher Investoren an dem Unternehmen belegt der Einstieg des Star-Investors Warren Buffett, der sich 2008 mit über 230 Mio. US Dollar bei BYD einkaufte.
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International sehr aktiv ist der chinesische Automobilbauer Geely. Das Unternehmen verfügt über mehr als ein halbes Dutzend eigene Produktionsstätten in China, steht aber ganz oder teilweise auch hinter bekannten Marken wie Volvo, dem Sportwagenhersteller Lotus und der London Taxi Company. Die Geely Aktie ist bereits seit der Jahrtausendwende gelistet an der Börse Hongkong, Geely gehört also zu den Titeln, auf die Anleger hier ebenfalls Zugriff haben.
US-Delisting von China-Aktien: Vorteil für die Börse Hongkong
Schon jetzt ist die Börse Hongkong unter den wichtigsten globalen Handelsplätzen vertreten. Sollte es in den kommenden Jahren in größerem Umfang zu einem Delisting chinesischer Werte an US-Börsen kommen, werden viele dieser Unternehmen an der Hongkong Börse eine Alternative finden – wenn sie dies nicht schon getan haben.
Bislang sind viele chinesische Unternehmen an Börsen in den USA gelistet, meist in Form sogenannter ADRs. Ein solches „American Depositary Receipt“ ist keine Aktie, sondern ähnelt einem Zertifikat, mit dem der Halter die Berechtigung zum Kauf der Aktie, des Bezugswertes, erwirbt.
ADR waren in den vergangenen Jahren das Mittel der Wahl für Börsengänge auf der Überholspur für chinesische Unternehmen an US-Börsen. Dabei entfiel vor allem die aufwendige Börsenprüfung zum Teil. Nun wünschen sich US-Regulatoren Zugang zu mehr Informationen. Betroffen sind nach den Befürchtungen der Konzerne, aber auch der Regierung in Peking
- Technologien
- Patente
- Nutzer- oder Kundendaten
Manche geplante US-IPOs werden chinesische Unternehmen nun an heimatliche Börsen verlegen, und wer bereits gelistet ist, dürfte sich für einen Handelsplatz wie die Börse Hongkong als zweites Standbein entscheiden. Für die Zukunft des Börsenplatzes und natürlich die Kurse der Aktien der Holding gute Aussichten.
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Die traditionsreiche Börse Hongkong kann auf eine lange Geschichte an einem attraktiven Standort zurückblicken. Die Privilegien der Sonderverwaltungszone Hongkong haben dafür gesorgt, dass die Hongkong Börse heute unter den fünf bedeutendsten Börsen weltweit ist. Was Anleger über die Börse Hongkong wissen sollten:
- Träger ist die Hong Kong Exchanges and Clearing Limited (HKEX)
- Leitindex ist der Hang Seng
- Listings internationaler und chinesischer Aktien als H-Aktien
- Bekannte Tech-Titel wie Alibaba, Xiaomi, Tencent
- Notierung in Hongkong Dollar, lose verknüpft mit dem US Dollar
- Vergleichsweise kurze Handelszeiten und daher geringere Volatilität der Aktienkurse
- Zeitverschiebung für Trader von GMT+08:00
- Extended Hour Trading möglich
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