Mit Facebook Aktien kaufen kann man scheinbar nichts falsch machen. Immerhin fließt ein großer Teil der Werbeeinnahmen im Internet in die Taschen von Facebook und Google. Was Verleger und Sozialpolitiker ärgert, das freut die Aktionäre. Aber sind Facebook Aktien wirklich eine todsichere Investition?
Facebook Aktien im Überblick
- 2004 gegründet
- Börsengang 2012
- Eröffnungskurs 40 US-Dollar
- Beherrscht soziale Medien
Die Erfolgsgeschichte von Facebook
Facebook war nicht das erste soziale Netzwerk und ist bis heute nicht das einzige. Doch keines ist so erfolgreich wie das von Mark Zuckerberg gegründete Unternehmen. Weder Myspace noch die deutschen VZ-Netzwerke (StudiVZ, SchülerVZ) hatten eine Chance gegen die Firma des ehemaligen Harvard-Studenten, selbst Google hat mit seinem Netzwerk Google+ bisher keinen Erfolg.
Der Charme des Facebook-Modells besteht nicht zuletzt darin, dass die Nutzer die Inhalte selbst erstellen, ohne dass Redakteure dafür bezahlt werden müssen. Mittlerweile werden über Facebook fast so viele Videos abgerufen wie über Googles YouTube und deutlich mehr als über Plattformen wie Vimeo, t-online.de/tv oder Clipfish. Neben Google und Amazon gehört Facebook damit zum Dreigestirn der Internetgoliaths.
Der Erfolg schlägt sich zunehmend auch in Gewinnen nieder, im Gegensatz zu Amazon, wo die expansive Strategie dazu geführt hat, dass von den vergangenen drei Jahren zwei mit Verlust abgeschlossen wurden. Auch Nachrichten werden zunehmend statt per E-Mail über Facebook versendet, die Tochter WhatsApp lässt derweil den Versand an SMS einbrechen.
Facebook Aktien kaufen – Börsengang und Aktienkursentwicklung
Die ersten Jahre wurde Facebook von Wagniskapitalgebern finanziert, erst 2012 ging das Unternehmen an die Börse. Schon damals wurde gerätselt, ob der Kurs nicht längst viel zu hoch sei und die Kleinaktionäre von den alten Eigentümern über den Tisch gezogen würden. Tatsächlich brach der Kurs von 38,00 US-Dollar auf unter 20 Dollar ein, drei Jahres später stand er aber wieder über 80 US-Dollar.
Allerdings sind die Aktien, gemessen am Gewinn, vergleichsweise teuer. Im Geschäftsjahr 2014 lag der Kurs beim 70fachen des Gewinns je Aktie, selbst bei Google musste man nur rund das 25fache zahlen.
Wichtige Kennzahlen zu Facebook
Für die Analyse von Aktien sollten Anleger generell auch immer einen Blick auf die Bilanz des Unternehmens haben. Besonders interessant ist das bei Unternehmen wie Facebook, die häufig nur recht geringe Gewinne erwirtschaften, dafür aber einen enorm hohen Börsenwert aufweisen können.
Der Umsatz von Facebook lag im Jahr 2010 bei knapp 2 Milliarden US-Dollar, der Gewinn bei knapp 500 Millionen. Schon vier Jahre später konnte der Umsatz auf über 12 Milliarden US-Dollar gesteigert werden. Der Jahresüberschuss wuchs auf fast 2,9 Milliarden US-Dollar an. Seitdem gab es allerdings nur noch ein moderates Wachstum. Der Grund hierfür liegt daran, dass Facebook praktisch schon die maximale Anzahl an Nutzern erreicht hat und hierüber nicht mehr wachsen kann. Gleichzeitig ist es schwierig, aus den bestehenden Nutzern mehr Einnahmen zu generieren. Erhöht Facebook die Werbung, drohen Nutzer abzuwandern. Erhöht Facebook die Kosten für Werbung, ziehen sich die werbenden Unternehmen zurück und nutzen andere Plattformen.
Facebook erwirtschaftet konstante Gewinne, weitere Steigerungen sind aber nur durch die Plattform Facebook wenig wahrscheinlich.
Wird die Facebook Aktie weiter steigen?
Ob die Facebook Aktie in einem Jahr höher liegt als heute, das weiß vermutlich niemand. Es gibt aber ein paar Faktoren die dafür und einige, die dagegen sprechen.
Für Facebook Aktien kaufen spricht die zunehmende Bedeutung sozialer Netzwerke. Die geballte Datenmacht, die das Unternehmen durch die Facebook- und WhatsApp-Nutzer in den Händen hält, ist bei der Erstellung von personalisierter Werbung ein großer, vielleicht entscheidender Vorteil. Außerdem lässt sich ein neues soziales Netzwerk nur schwer aufbauen. Denn niemand wird Mitglied eines Konkurrenzangebotes, bei dem keiner seiner Freunde ist. Das hat zuletzt Google schmerzlich erfahren.
Sicher ist die Vorherrschaft von Facebook aber deswegen nicht. Zuletzt hat WhatsApp dem Dienst Konkurrenz gemacht, Facebook musste 19 Milliarden US-Dollar ausgeben um den Konkurrenten zu kaufen. Die größte Gefahr für Facebook ist deshalb vermutlich weniger ein neues Facebook als vielmehr ein offenes System, bei dem Nachrichten zwischen verschiedenen Anbietern hin und her gesendet werden können, so wie man auch E-Mails von Menschen erhalten kann, die bei einem anderen Provider sind. Dann wäre Facebook so etwas wie das AOL der sozialen Netzwerke.
Die Gefahr besteht allerdings weniger darin, dass Facebook ganz Pleite gehen könnte als vielmehr darin, dass die Firma sich nicht so rasant entwickelt wie geplant. Denn angesichts des hohen Kurs-Gewinn-Verhältnis wären Wachstumsraten, die bei anderen Aktien Kurssprünge nach oben auslösen würden, bei Facebook ein Rückschlag.
Unsicherheit droht auch von den Regulierungsbehörden und der Öffentlichkeit. Denn das Unbehagen über die Macht der Internetkonzern wächst. Bürokratische Vorgaben würden Facebook zwar nicht zerstören, könnten aber die Dynamik bremsen.
Das spricht für die Aktie:
- Soziale Netzwerke sind Wachstumsfeld
- Spitzenstellung bei sozialen Netzwerken
- Viele Daten
- Konkurrenz schwer zu etablieren
Das spricht dagegen:
- Hoher Aktienpreis, schlechtes KGV
- Neue Techniken als Bedrohung
- Mögliche Regulierung
Facebook ist nicht mehr nur Facebook
Bei Kauf der Facebook-Aktie investieren Anleger nicht mehr nur in das soziale Netzwerk Facebook. Der Konzern ist längst zu einer Unternehmensgruppe gewachsen, ähnlich wie etwa Google. Allerdings ist die Anzahl der Tochterfirmen von Facebook noch vergleichsweise gering:
- Instagram
Der erste, große Kauf erfolgte im Jahr 2012 und war durchaus spektakulär. Facebook bezahlte für den Bilderdienst Instagram eine Milliarde Euro, ohne dass der Dient auch nur einen Cent Gewinn erwirtschaftet hatte. Lediglich 12 Mitarbeiter kümmerten sich bis dato um die Betreuung von Instagram. Heute schreibt Instagram nahezu schwarze Zahlen, vor einigen Monaten begann die Monetisierung über Werbung. Auch die Nutzerzahlen sind seit 2012 stark gestiegen, was auch auf die enge Verzahnung von Facebook und Instagram zurückzuführen ist. - WhatsApp
Am 19. Februar 2014 sorgte der Kauf des Messenger-Dienstes WhatsApp für viel Aufsehen. Der Preis von 19 Milliarden US-Dollar ist enorm hoch, wenn bedacht wird, dass WhatsApp kostenfrei ist und auch bleiben soll. Vermutlich hatte Facebook eher ein Interesse an den Daten, die über WhatsApp für den Konzern verfügbar sind. Werbung lässt sich hierdurch wahrscheinlich noch personalisierter und damit effizienter schalten. - Oculus
Nur einen Monat später entschloss sich Facebook dazu, Oculus VR zu kaufen. Das Unternehmen hat die Virtual-Reality-Brille Oculus Rift entwickelt, die für Facebook ein neues Geschäftsfeld darstellen soll. Insgesamt 2 Milliarden Dollar wurden investiert, wobei ein Großteil hiervon durch die Überschreibung von Facebook-Aktien bezahlt wurde. Erfolgsabhängig kann die Summe um weitere 300 Millionen US-Dollar erhöht werden. - Moves
Der unbedeutendste Kauf fand wiederum einen Monat später im April 2014 statt. Facebook erwarb die finnische Entwicklerfirma ProtoGeo, welche die Fitness-App Move auf den Markt brachte.
Die Unternehmensstrategie von Facebook wird auch in Zukunft darauf setzen, andere Konzerne zu kaufen. Das Gewinnpotenzial des sozialen Netzwerkes Facebook scheint annähernd ausgeschöpft, weshalb über alternative Märkte der Umsatz gesteigert werden soll. Viele der Käufe wurden bisher auch dadurch finanziert, dass Facebook den jeweiligen Unternehmensgründern Aktien überschrieb. Auch dadurch bedingt kann es bei Übernahmen immer wieder zu Kursschwankungen kommen, von denen sich Anleger aber nicht beeinflussen lassen dürfen. Es gilt, die kurzfristige Volatilität auszusitzen und dem langfristigen Trend zu folgen.
Facebook wird sein Portfolio in Zukunft weiter ausbauen und nicht mehr nur auf soziale Netzwerke setzen.
Alternativen zur Facebook Aktie
Konkrete Aktien als Alternative zu benennen ist schwierig. Denn das niedrigere Kurs-Gewinn-Verhältnis einiger Konkurrenten hat im Regelfall seinen Grund, meist den, dass die Aktionäre dem Unternehmen weniger Wachstumschancen einräumen. Nach der Effizienzmarkt-Hypothese wäre es sogar egal, welche Aktie ein Anleger kauft, denn alle sind entsprechen ihrer Stärke bewertet.
Allerdings lässt sich das Risiko streuen, wenn statt in einen in mehrere Technologiewerte investiert wird, beispielsweise über ein ETF. Auch sollten Anleger nicht nur Facebook Aktien kaufen. Auch eine gute Mischung aus Hot Stocks wie Facebook und Werten mit hoher Dividende und niedrigem KGV sollte es im Depot geben.
Eine gute Alternative zum Einzelkauf ist die Investition in den kompletten NASDAQ 100. Facebook ist in diesem Index, wie viele andere Technologieunternehmen auch, gelistet. Bezogen auf die Gewichtung im Index liegt Facebook mit rund 3 Prozent auf Platz 6. Andere, große Unternehmen sind Apple, Amazon, Microsoft oder auch eBay. Insofern können Anleger die Facebook-Aktie ihrem Portfolio über einen NASDAQ-ETF beimischen, gleichzeitig aber die Wachstumschancen der kompletten Technologie-Branche mitnehmen.
Apple, Google und Amazon
Wer nicht gleich in den ganzen NASDAQ investieren möchte, findet natürlich auch einzelne Unternehmen als echte Alternativen zur Facebook-Aktie vor. Dazu zählen allerdings keine Anbieter von sozialen Netzwerken, die schlichtweg zu klein oder nicht an der Börse notiert sind. Vielmehr wird Facebook generell in die Kategorie „Technologieunternehmen“ eingeteilt, worüber sich zahlreiche andere Konzerne finden lassen. Die besten drei Alternativen sollen kurz vorgestellt werden:
- Google
Die Erfolgsgeschichte von Google sucht seinesgleichen. Binnen 20 Jahren wurde ein Imperium aufgebaut, das mittlerweile weit über das Angebot der Suchmaschine hinausgeht. Aktuell testet Google beispielsweise die ersten selbstfahrenden Autos auf den Straßen Californiens. Zudem kauft Google bzw. die Holding-Gruppe Alphabet monatlich zahlreiche junge Start-ups auf oder versorgt diese mit Venture Capital. - Amazon
Amazon hat das Einkaufen revolutioniert und wächst von Jahr zu Jahr. Die Gewinne haben sich mehr als nur stabilisiert, das Produktangebot ist äußerst breit gefächert. Dadurch hat Amazon gute Chancen, sich auch in Wirtschaftskrisen zu behaupten und ist nicht mehr abhängig von der Nachfrage nach einzelnen Produkten. - Apple
Wer von 20 Jahren Apple Aktien gekauft hätte, wäre heute reich. Doch auch jetzt sehen die Zukunftschancen des Konzerns gut aus, was vor allem an der Marketingstrategie liegt. In letzter Zeit gab es allerdings Zweifel darüber, ob Apple wirklich weiter wachsen kann. Die Konkurrenz auf dem Smartphone-Markt ist groß.
Alle drei Alternativen vereint, dass die Aktienkurse in der Vergangenheit bereits stark gestiegen sind. Dennoch sind weitere Kursanstiege absolut im Rahmen des Möglichen. Amazon hat seinen Aktienkurs auf nun mehr über 3.300 US-Dollar gesteigert. Auch für Google und Apple lassen sich in der jüngeren Vergangenheit ebenfalls solche Anstiege verzeichnen.
Einziges Manko: Die großen Technologiekonzerne halten wenig von Dividenden. Mittlerweis ist Apple zwar dazu übergegangen, Aktionäre an Gewinnen zu beteiligen, Amazon hält davon bisher aber gar nichts.
Natürlich gilt auch hier wieder, dass Einzelinvestitionen mit einem gewissen Risiko verbunden sind. Anleger können sich aber beispielsweise ein eigenes Technologie-Portfolio aus der Facebook-Aktie, Apple, Google und Amazon zusammenstellen.
Alternativen zu Facebook finden sich vor allem im Technologiesektor.
Fazit
Es liegt in der Natur der Börse, dass sichere Prognosen nicht möglich sind. Denn wäre heute schon klar, dass Facebook auf Jahre hinaus hohe Gewinne machen wird, dann würde der Kurs sofort in Höhen steigen, bei denen eine Investition auch nicht lukrativer ist als bei einer anderen Aktie. Einige Faktoren sprechen für einen weiteren Anstieg, viele aber auch dagegen. Anleger sollte nicht vergessen, dass Facebook aufgrund des hohe Kurses stärker wachsen muss als andere Firmen, damit die Aktie nicht an Wert verliert.
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