Der russische Energiekonzern Gazprom ist das weltgrößte Unternehmen im Öl- und Gas-Sektor, mit Zugriff auf enorme Reserven in Russland und einem ausgedehnten Pipeline-Netzwerk. Seit rund 30 Jahren können Anleger die Gazprom Aktie kaufen, und das entweder mit direktem Zugriff auf die Anteilsscheine oder über ADR.
Hinweis: Anleger, die Gazprom ADRs gekauft haben (was in den allermeisten Situationen der Fall gewesen ist), können ihre Position abschreiben.
Wer Gazprom Aktien an der Heimatbörse gekauft hatte, könnte unter Umständen Gazprom Aktien handeln, sofern er einen russischen Broker hat. Aber für die allermeisten Anleger aus Deutschland ist der Handel mit russischen Wertpapieren jedoch untersagt. Daher sind auch diese Positionen (zumindest derzeit) de facto wertlos.
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Lange Zeit war der Konzern in der Forbes-Liste der größten internationalen Unternehmen hoch gerankt, konnte mit beachtlicher Marktkapitalisierung überzeugen und mit einer attraktiven Gazprom Aktie Dividende, die zudem kontinuierlich angehoben wurde. Das machte die Aktie zu einer auf den ersten Blick guten Investition. Durch die politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen im Kielwasser des russischen Einmarsches in die Ukraine könnte sich das Bild langfristig ändern.
- International aktiver, hochwertiger Energiekonzern
- Gazprom Aktie an der Moskauer Börse und als ADR handelbar
- Kursgewinne und Anhebung der Gazprom Aktie Dividende im Frühjahr 2019
- Extreme Verluste im Februar 2022
Gazprom Aktie: Ende einer Erfolgsgeschichte?
Der Energielieferant Gazprom ist weder in Europa noch in den Vereinigten Staaten eine unbekannte Größe – im Gegenteil, als einer der wichtigsten Gaslieferanten Deutschlands ist der Konzern regelmäßig in den Medien, zuletzt dank des Projekts der Konstruktion der Ostseepipeline Nordstream 2. Auch in den USA nimmt man Notiz von den Aktivitäten des Unternehmens, denn Gazprom gehört geopolitisch zu den Big Playern.
Trotz der immer wieder vorgebrachten Kontroversen um das Unternehmen galt Gazprom lange Zeit als lohnende Investition auch für deutsche Aktionäre – dazu trug die Markenbekanntheit aufgrund von prestigeträchtigen Sponsorschaften ebenso bei wie das über Jahre vergleichsweise niedrige Kurs-Gewinn-Verhältnis der Gazprom Aktie. Mit dem Einfall russischer Truppen in die Ukraine geraten russische Märkte generell unter Druck, auch der Gazprom Aktie Kurs fällt stark ab.
Angesichts der Situation in der Ukraine möchte sich auch kein Analyst derzeit zu einer Gazprom Aktie Prognose herbeilassen – statt dessen macht der Titel weiter Schlagzeilen, etwa mit dem Rücktritt von Gazprom-Sponsorschaften.
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Gazprom Aktie: FC Schalke 04 löst eine langjährige Verbindung
Eine Signalwirkung für den Gazprom Aktie Kurs dürfte von der Trennung des Traditions-Vereins FC Schalke 04 von seinem langjährigen Sponsor ausgehen. Bereits seit 2007 ist Gazprom der wichtigste Geldgeber des Fußballvereins – Schalke reagierte jedoch auf die Situation in der Ukraine mit einer prompten Entfernung des Gazprom-Logos von den Trikots der Mannschaft.
Der Aufsichtsrat beschloss eine vollständige Auflösung der Partnerschaft mit Gazprom, über die Modalitäten wird derzeit (Stand: 1. März 2022) noch verhandelt. Damit trägt der Sportverein dem Anspruch an seine wichtige gesellschaftliche Rolle Rechnung – und verzichtet auf etwa neun Millionen Euro pro Saison, die die deutsche Gazprom-Tochter Germania eigentlich noch bis 2025 zahlen sollte.
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Die vertraglichen Verbindlichkeiten Gazproms hinsichtlich der Gaslieferungen nach Europa bleiben nach Angaben des Unternehmens derzeit unberührt von den wirtschaftlichen Sanktionen. Wie die russische Nachrichtenagentur berichtete, hat das Unternehmen am Montag, dem 28. Februar 2022 eine Lieferung von mehr als 105 Mio. Kubikmetern Gas auf den Weg nach Europa bringen wollen. Damit bleibt das Pipeline-Netzwerk des Konzerns weiterhin hoch ausgelastet.
Sollten die vereinbarten Gaslieferungen weiterhin eintreffen, würde dies dafür sprechen, dass sich Gazprom auch weiterhin als verlässlicher Lieferant erweist – die Befürchtungen, die hohe Marktabdeckung können als politisches Druckmittel genutzt werden, würde sich in diesem Fall nicht bestätigen. Langfristig könnte sich eine solche Zuverlässigkeit positiv auf die Gazprom Aktie Prognose auswirken.
Ein Kauf der Gazprom Aktie – auch bei derzeit stark gefallenen Kursen – wird von den meisten Finanzexperten jedoch nicht angeraten. Die ungewisse Zukunft nicht nur dieses Wertes, sondern der gesamten russischen Wirtschaft ließe, so die Fachpresse, alle Handelsaktivitäten zum Zocken geraten.
Gazprom Aktie Frankfurt: ADR auf Gazprom
In vergangenen Jahren entwickelten deutsche Anleger zunehmend Interesse nicht nur an der Gazprom Aktie, sondern an russischen Aktien insgesamt. Die bekanntesten Konzerne stammen nicht nur aus dem Öl- und Gas-Sektor, vertreten sind auch Bergwerksunternehmen oder Finanzdienstleister. Nicht wenige von ihnen sind an der Börse in Frankfurt über ADR handelbar – neben der Gazprom Aktie auch Lukoil und Tatneft, Nornickel oder die Sberbank.
Bei den für deutsche Anleger leichter handelbaren „American Depositary Receipts“ handelt es sich um Hinterlegungsscheine auf US Dollar. Werte aus Schwellenländern werden in dieser Form für Investoren in Europa und den USA leichter handelbar. Im Fall der Gazprom Aktie sind ADRs der US-amerikanischen Bank of New York Mellon unter der ISIN US3682872078 im Handel, die jeweils zwei Gazprom Aktien verbriefen.
Da russische Titel wie die Gazprom Aktie lange Zeit als unterbewertet galten, griffen Anleger durchaus zu, zumal Gazprom mit seinem weitreichenden Netz von Pipelines und strategischen Partnerschaften in Europa und Asien für die Zukunft gut aufgestellt schien. Allerdings warnten Analysten beim Vergleich der Vor- und Nachteile auch immer vor den Risiken, darunter:
- das Wechselkursrisiko gegenüber dem Rubel
- einem Mangel Transparenz in der Corporate Governance
- der immer wieder geäußerten Kritik am politischen System
- den Auswirkungen möglicher westliche Sanktionen auf die russische Wirtschaft
Die Einwände erweisen sich nun als folgerichtig. Dennoch ist Gazprom ein Großkonzern, der aufgrund seiner Vielschichtigkeit und der hohen Beteiligung des russischen Staates vielen als „too big to fail“ gilt. Dass sich die Gazprom Aktie wieder erholt, ist deshalb nicht auszuschließen.
Gazprom Aktie: Wie sehen die Aktionärsstrukturen aus?
Die Frage der Unternehmenstransparenz ist für Investoren, die Aktien von Firmen in Schwellenländern kaufen, von besonderer Wichtigkeit. Bei Gazprom sorgt die schiere Größe des Unternehmens dafür, dass Anleger das Gefühl haben, keinen Überblick zu erhalten. Neben dem Kerngeschäft in der Öl- und Gasförderung, in der Verarbeitung und im Vertrieb ist Gazprom in zahlreichen weiteren Bereichen tätig.
Zu den mehr als 60 Tochterfirmen von Gazprom gehört beispielsweise eine Bank, und auch Medienaktivitäten sind dem Konzern nicht fremd. Neben den Tochtergesellschaften ist Gazprom an etwa 40 weiteren Unternehmen mehrheitlich beteiligt.
Bei diesen Dimensionen verwundert es nicht, dass die Aktionäre der Gazprom es auf rund eine halbe Million juristische und natürliche Personen bringen. Die Mehrheit an der Gazprom Aktie hält allerdings nach wie vor der russische Staat. Nach einer Statistik von 2017 verteilten sich die Unternehmensanteile wie folgt:
- Russischer Staat 38,37 %
- OAO Rosneftgaz 10,97 %
- OAO Rosgazifikatsiya 0,89 %
- ADRs der Bank of New York Mellon 25,2 %
- Weitere Aktionäre 24,57 %
Hier ist anzumerken, dass die OAO Rosneftgaz ein hundertprozentig staatliches Unternehmen ist, das seinerseits drei Viertel der Aktien der OAO Rosgazifikatsiya hält. Beide müssen also dem staatlichen Anteil an den Gazprom Aktien zugeschlagen werden und tragen dazu bei, dass der russische Staat seine Mehrheit behält.
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Schon vor den Ereignissen in der Ukraine, die seit dem Februar 2022 ihren Lauf nehmen, stellte sich für Anleger die Frage nach der Gazprom Aktie Prognose aus anderen Gründen – denn der Konzern schien in Europa eine Obergrenze erreicht zu haben. Gazprom hält das Monopol auf die Gasleitungen, die von Russland nach Westen führen, und sichert sich so einen Marktanteil von mehr als einem Drittel.
Zuviel, finden europäische Kartellbehörden – Gazprom reagierte mit einer freiwilligen Selbstverpflichtung, diese Anteile nicht weiter auszubauen. Allerdings wären zusätzliche Einnahmen gegen Transfergebühren jederzeit denkbar, sollte Gazprom sein Leitungs-Netzwerk anderen Produzenten als „Vehikel“ zur Verfügung stellen. Das riesige infrastrukturelle Netzwerk einschließlich großer Hafenanlagen an der russischen Pazifikküste gehört zu den Assets von Gazprom, die es dem Unternehmen ermöglichen dürften, die gegenwärtigen Rückschläge zu überstehen.
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Nicht zu unterschätzen war lange Zeit die von Gazprom gezahlte Dividende. Alljährlich im Juli nach der Hauptversammlung konnten Aktionäre mit einer Dividendenausschüttung rechnen, die in den vergangenen Jahren immer wieder angehoben wurde. Das machte die Gazprom Aktie zu einer potenziellen Dividendenperle im Depot. Der Konzern schüttet erst seit wenig mehr als zehn Jahren Dividenden aus, hat sich allerdings eine kontinuierliche Verbesserung zum Ziel gesetzt. Schon 2018 konnte die Dividende um ca. 30 % verbessert werden, in 2019 wurde sie erneut verdoppelt auf 0,46 Euro. Dabei galt die Gazprom Aktie im selben Zeitraum vielen Analysten noch als günstig
Überzeugend war auch die Kursentwicklung, die bis zum Oktober 2021 durch Aufwärtstrends ins Auge fiel und dem ADR auf die Gazprom Aktie Frankfurt zu guter Letzt ein Hoch bei 9,25 Euro bescherte. Während des letzten Quartals 2021 und nach dem Jahreswechsel verlor der Titel jedoch deutlich an Wert und fiel bis zum Februar 2022 schon auf unter 8 Euro – um dann nach am letzten Handelstag des Monats zeitweise auf unter 3 Euro abzurutschen.
Gazprom Aktie: Handel mit Auslandsadressen derzeit ausgesetzt
Während der vergangenen Jahre galt die Gazprom Aktie, ein Aushängeschild der russischen Wirtschaft, trotz aller begründeten Einwände als attraktive Anlage vor allem bei Investoren, die Wert auf gute Dividendenerträge legen. Dabei hatten Aktionäre die Wahl zwischen den an der Frankfurter Börse gehandelten ADRs und der in Moskau notierenden Gazprom Aktie. Zugang zu dem Handelsplatz konnten auch private Anleger über einige Banken oder Broker erhalten.
Während das ADR am Montag, dem 28. Februar 2022 in Frankfurt weiterhin handelbar blieb, wurde an der Börse von Moskau der Handel ausgesetzt. Damit reagiert Russland auf die wirtschaftlichen Auswirkungen der Sanktionen infolge der Entwicklung in der Ukraine. Zu den Maßnahmen gehört unter anderem, dass Broker auf Geheiß der russischen Zentralbank keine russischen Aktien mehr verkaufen dürfen, die von ausländischen Investoren gehalten werden. So soll ein Abverkauf und Preisverfall nach besten Kräften eingedämmt werden. Für deutsche Anleger, die direkt in die Gazprom Aktie investiert haben, heißt dies, dass sie sich zunächst nicht von den Anteilsscheinen trennen können und gezwungen sind, die weitere Entwicklung abzuwarten. Angesichts der jüngsten Kursverluste erweist sich die Gazprom Aktie damit zeitnah als Kapitalvernichter, trotz der guten Performance etwa in 2021.
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Die Gazprom Aktie ist ein Musterbeispiel dafür, wie politische und wirtschaftliche Entwicklungen Anleger vergleichsweise schnell überrollen können. Die Aktie galt lange Zeit als Empfehlung, wurde als unterbewertet eingestuft und machte sich überdies mit Dividenden Freunde. Der Konzern selbst schien trotz gelegentlicher Kritik an der Regierungsnähe und mangelnder Transparenz angesichts der Fundamentaldaten ein guter Kandidat auch für deutsche Aktionäre.
Hinzu kam die erleichterte Handelbarkeit durch ADR auch über die Frankfurter Börse in Euro, die die Gazprom Aktie komfortabel zugänglich machte. Die Präsenz des Unternehmens nicht nur in der deutschen Wirtschaft, sondern auch in der Sportlandschaft ließ die Risiken durch politische Verwerfungen in den Hintergrund treten. Die Eigendynamik, die durch die Ereignisse in der Ukraine in Gang gesetzt wurde, dürfte nicht nur Anleger in Europa, sondern auch russische Aktionäre überrascht haben.
Wieder einmal hat sich gezeigt, dass es bei Aktien keine Garantie gibt. Denn Aktionäre sind Teilhaber am Unternehmen, profitieren von dessen Erfolgen, sind aber auch bei Misserfolgen haftbar. Auch der immer wieder erteilte Rat, vor dem Aktienkauf die Fundamentaldaten, die historische Performance im Chart und die strategische Aufstellung des Unternehmens eingehend zu prüfen, hat sich in diesem Fall nicht als ausreichend erwiesen. Trotz des weitgehenden Monopols und der enormen hauseigenen Infrastruktur des Konzerns wurde die Gazprom Aktie innerhalb weniger Tage vom Hoffnungsträger einstweilig zu einem Kollateralschaden der Politik.
Fazit: Gazprom Aktie – vom Vorzeige-Markt zum Hochrisiko-Titel
Wie geht es weiter mit der Gazprom Aktie – wie kann es weitergehen angesichts der Aussetzung des Handels an der Moskauer Börse, der anlaufenden wirtschaftlichen Sanktionen und der dadurch verursachten Isolation Russlands? Eine Gazprom Aktie Prognose lässt sich vor dem volatilen Hintergrund nicht formulieren, sollten weitere Unternehmen die Zusammenarbeit mit dem Konzern aufkündigen, wird Gazprom weiter an Wert verlieren. In welcher Form eine Erholung überhaupt denkbar wäre, kann man erst absehen, wenn/falls die gegenwärtige Situation gelöst werden kann.
Keine guten Nachrichten für das Unternehmen, dass noch bis zum vergangenen Jahr aufgrund seiner Kennzahlen als gute Ergänzung für das Aktienportfolio galt – deutlich unterbewertet, mit vielversprechenden Zukunftsaussichten plus einer guten Gazprom Aktie Dividende. Über das von Goldman Sachs schon 2018 formulierte Kursziel der Gazprom Aktie bei 8 US Dollar entwickelte sich der Titel weit hinaus, Investoren, die beizeiten eingestiegen waren, konnten sich ab 2019 über ihre Renditen freuen.
Nun ist die Situation dramatisch gekippt – für den Konzern, aber auch für risikoaffine Aktionäre, die die Gazprom Aktie direkt an der Moskauer Börse gehandelt haben, anstatt zu den ADR der Mellon Bank zu greifen. Sie sind nun gezwungen, abzuwarten, bis der Handel mit der Gazprom Aktie wieder möglich ist. Wie sich bis dahin der Gazprom Aktie Kurs entwickelt, steht einstweilen in den Sternen.
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