Ein Girokonto Überziehen? Für viele Kunden in Deutschland gehört dies zum Alltag. Ganz zur Freude der Banken: Sie verdienen an den Sollzinsen oft deutlich mehr als Krediten. Ein Überziehungsrahmen sichert jedoch finanzielle Flexibilität und wird deswegen von vielen Bankkunden deutlich eher in Anspruch genommen als ein Ratenkredit – allerdings ist dies nicht immer die günstigste Variante.
Kann man ein Girokonto überziehen, auch wenn man keinen Dispo hat? Welche Konsequenzen kann die Bank daraus ziehen? Und was tue ich, wenn ich nicht aus dem Dispo herauskommen? All diese Fragen beantworten wir mit unserem folgenden Artikel.
1. Eingeräumte oder geduldete Kontoüberziehung
Kann man ein Girokonto überziehen, obwohl kein Überziehungsrahmen eingerichtet wurde? In vielen Fällen ist dies möglich. Es handelt sich dann um eine sogenannte geduldete Kontoüberziehung. Für Banken weist dies jedoch auf ein erhöhtes Risiko hin. Die Überziehung kommt dann für sie überraschend und sie muss fürchten, das Geld nicht oder zumindest erstmal nicht mehr zurückzuerhalten. Deswegen verlangen viele Geldinstitute bei eingeräumten Kontoüberziehungen noch einmal deutlich höhere Zinsen. Ein Aufschlag von fünf Prozent zum üblichen Sollzins ist keine Ausnahme.
Deutlich günstiger – aber im Vergleich mit Kreditzinsen immer noch recht teuer – ist es, sein Konto im Rahmen des Überziehungskredits zu überziehen. Hierfür räumt die Bank dem Kunden im Vorfeld einen Überziehungsrahmen ein, die der Kunde nutzen kann, aber natürlich nicht muss. In diesem Rahmen gilt eine Überziehung als „eingeräumt“. Der Kunde zahlt dafür den im Vorfeld vereinbarten Sollzins und muss grundsätzlich nichts weiter beachten.
Der Dispokredit (also der Überziehungsrahmen) muss bei den Banken üblicherweise beantragt werden. Viele Kunden tun dies direkt bei der Beantragung des Kontos, es ist jedoch auch später möglich, dies zu ändern.
Kontoüberziehungen sind für Banken relativ attraktiv. Die Sollzinsen sind vergleichsweise hoch und die Geldinstitute müssen aktuell selbst keine Zinsen zahlen, wenn sie Geld leihen. Und auch sonst ist die Differenz zwischen Drei-Monats-Euribor und Sollzins hoch genug, um für die Banken ein einträgliches Geschäft zu gewährleisten. Deswegen bieten sie in der Regel auch gerne einen Überziehungskredit an.
2. Überziehungskredit beantragen spart im Ernstfall Geld
Manche Banken unterscheiden nicht zwischen Sollzinsen für eingeräumte oder geduldete Kontoüberziehungen. Dennoch lohnt es sich in vielen Fällen, einen Überziehungskredit zu beantragen. Auf diese Weise ist eindeutig vereinbart, um welchen Betrag es möglich ist, das Girokonto zu überziehen. Dies sorgt natürlich auch beim Kunden für Planungssicherheit und er muss nicht bangen, wenn er sein Konto einmal um wenige Euro überziehen könnte. Dass die Bank diese Überziehung gewährt, ist dann eindeutig vereinbart. Ein Dispokredit gibt also auch Sicherheit für den Kunden.
Bei vielen Banken ist es auch so, dass eine geduldete Kontoüberziehung deutlich teurer ist. Viele Kunden sparen so also Geld. Dies gilt im Zweifel auch für Kunden, die den Überziehungsrahmen nicht benutzen wollen und deswegen beide Zinssätze nicht verfolgen. Auch sie sind durch einen kleinen Überziehungsrahmen vor unerwarteten und vor allem auch unnötigen Mehrausgaben geschützt.
Eine „geduldete Überziehung“ kann im Ernstfall nämlich auch schnell in eine „erhebliche Überziehung“ umgewandelt werden. Dies ist schon nach einem Überziehungszeitraum von mehr als einem Monat der Fall. Dann wird auch die besondere Informationspflicht der Bank ausgelöst. Sie muss den Kunden also über die Überziehung informieren, was in der Regel Zusatzgebühren mit sich bringt.
Außerdem wird die geduldete Überziehung besonders häufig von Kunden genutzt, denen kein Überziehungsrahmen eingeräumt wird. Es kann sinnvoll sein, sich als Kunde, der eigentlich die Voraussetzung für einen Dispokredit erfüllt, von dieser Nutzergruppe durch einen Überziehungsrahmen abzugrenzen und so die Chance auf gute Kredite durch die Bank zu erhalten.
3. Welche Voraussetzungen sind für den Dispo nötig?
Welche Voraussetzungen genau erfüllt werden müssen, hängt natürlich auch von dem Geldinstituten ab. Grundsätzlich müssen jedoch die folgenden Merkmale gegeben sein:
- Volljährigkeit und Wohnsitz in Deutschland
- Positive Bonitätsauskunft
- Regelmäßiges monatliches Einkommen
- Geringe Belastung durch andere Kredite
Für die Bonitätsauskunft wird üblicherweise die SCHUFA herangezogen. Sie ist die beliebteste Auskunftei in Deutschland und hat den Ruf, die meisten und zuverlässigsten Daten zu besitzen. Alle Geldinstitute arbeiten mit ihr zusammen, zudem auch viele Kaufhäuser und Kreditkartenanbieter. Dementsprechend kann sie oft ein aussagekräftiges Bild über die Zahlungsmoral der Kunden liefern. Mit negativen Merkmalen wird es für Kunden in der Regel schwer, einen Dispokredit zu erhalten. Allerdings kann eine langjährige Geschäftsbeziehung und somit ein zuverlässiger Nachweis einer soliden finanziellen Basis oftmals dazu führen, dass der Überziehungsrahmen dennoch gewährt wird.
Um einen Dispozins zu erhalten, müssen Kunden in der Regel einen Antrag bei der Bank stellen. Sie können ihr dabei in der Regel auch einen Vorschlag über die Höhe des Überziehungsrahmens unterbreiten. Das Geldinstitut prüft dies dann und hat in der Regel schon intern eine mögliche Kreditlinie für den Kunden errechnet. Bewegt sich dieser mindestens in der gewünschte Höhe, erhält der Kunde den Überziehungskredit in der gewünschten Summe. Sonst muss er mit leichten Abstrichen rechnen. Gewährt das Geldinstitut überhaupt keinen Kredit, können Kunden ihr Glück noch einmal versuchen, wenn sich ihre finanzielle Lage verbessert hat oder sie einige Zeit Kunde bei der entsprechenden Bank waren.
4. Der Dispokredit – mit welchen Zinsen müssen Kunden rechnen?
Natürlich zahlen Kunden für das Girokonto Überziehen Zinsen. Interessanterweise haben sich die Zinsen zudem kaum verändert, obwohl der Niedrigzins der EZB es sehr günstig für Kunden macht, sich Geld zu leihen. Das auch im Kreditbereich sonst recht niedrige Zinsniveau scheint sich jedoch nicht auf diesen Kreditbereich durchzuschlagen.
Die Stiftung Warentest konnte demnach im August 2018 einen Durchschnitt von 9,72 % p. a. ausmachen, was nur geringfügig günstiger war als im Jahr davor (9,78 %) . Auch 2019 lässt sich keine deutlich Veränderung ausmachen. Die günstigsten Anbieter nehmen um die sieben Prozent, teurere Banken nehmen teilweise weit mehr als das Doppelte. Ein Ausreißer ist in den letzten Jahren die Deutsche Skatbank, die wiederholt unter 4,5 % lag und somit für Kunden, die häufig im Saldo stecken, besonders günstig war.
Die Zinsen werden üblicherweise quartalsweise abgerechnet. Das bedeutet, dass der effektive Jahreszins oftmals noch etwas über dem angegebenen Wert liegt. Die Bank stellt dabei jeweils fest, wie und wann der Kunde im Minus war und errechnet so, wie viel Geld sie ihm geliehen hat. Auf dieser Basis berechnet sie dann die fälligen Kosten und zieht sie von seinem Kontostand ab. Sollte der Kunde sich dann immer noch oder durch die Zinszahlung selbst im Soll befinden, fallen darauf natürlich auch wieder Sollzinsen an.
5. Girokonto überziehen: Diese Gebühren dürfen Banken nicht erheben
Wer befürchtet, dass Girokonto überziehen ohne Dispo zusätzliche Kosten verursacht, kann in den meisten Fällen beruhigt werden. Noch vor einigen Jahren war dies jedoch durchaus anders. Damals erhoben einige Banken eine Pauschalgebühr, den sie mit einem höheren Arbeitsaufwand rechtfertigten. Die Gebühr überstieg dabei oft den Betrag, um den das Konto tatsächlich überzogen wurde.
Dies ist inzwischen jedoch nicht mehr erlaubt. Kunden klagten gegen diese Praxis und bekamen recht. So dürfen Banken keine Bearbeitungsgebühren berechnen, auch dann nicht, wenn sie in den AGB eindeutig ausgewiesen werden. Dies hat das Oberlandesgericht Hamm 2009 (Az. 31 U 55/09) beschlossen und damit begründet, dass eine Kreditentscheidung grundsätzlich allein im Interesse des Geldinstituts erfolge. Auch das Landgericht Frankfurt/Main ist der gleichen Ansicht. Demnach bezahlen Kunden für das geduldete Überziehen des Kontos ohnehin bereits höhere Zinsen, mit denen das Risiko und die Arbeit der Bank gedeckt sein sollten. Ebenso verboten sind pauschale Mindestgebühren, die mit der geduldeten Überziehung einhergehen. Die Zinslast muss sich konkret auf die überzogene Summe beziehen, andere Praktiken wurden vom Bundesgerichthof 2016 für ungültig erklärt.
Es ist demgegenüber also durchaus gestattet, für geduldete Überziehungen auch höhere Kredite zu verlangen. Muss der Kunde postalisch über die geduldete Überziehung informiert werden, dürften Banken dafür zudem auch eine Servicegebühr erheben, die im Preis-Leistungs-Verzeichnis auch üblicherweise eindeutig ausgewiesen wird.
6. Girokonto oder Dispokredit kündigen: Kurze Fristen beachten
Wer seinen Überziehungsrahmen ausnutzt, sollte beachten, dass die Banken keine langen Fristen haben, bis sie diesen flexiblen Kredit wieder zurücknehmen können. Tatsächlich ist es ihnen sogar möglich, den Überziehungskredit innerhalb von 30 Tagen zu kündigen. Bis dahin müssen Kunden also ihr Konto ausgeglichen haben. Dies ist im Ernstfall natürlich eine große Herausforderung für Kunden und ein weiterer Beweis dafür, dass ein Überziehungsrahmen im Ernstfall kein Ersatz für einen Ratenkredit ist.
Es gibt zudem auch die Möglichkeit, dass der Dispokredit sogar fristlos gekündigt wird. Dies ist dann der Fall, wenn ein wichtiger Grund vorliegt. Ein solcher ist beispielsweise die Einleitung der Zwangsvollstreckung oder wenn aus anderen Gründen eine deutlich Verschlechterung der Finanzen eintritt.
Kunden müssen immerhin keine Angst haben, dass sie ihren Dispokredit zu lange ausnutzen. Der Überziehungsrahmen muss nicht wie bei einem Kleinkredit innerhalb eines bestimmten Zeitraums wieder ausgeglichen werden. Ein Dispokredit darf zudem so häufig in Anspruch genommen werden, wie der Kunde dies wünscht.
Auch eine Kündigung des gesamten Kontos dauert nicht wesentlich länger. Für den Kunden beträgt die Kündigungsfrist maximal einen Monat. Kündigt hingegen die Bank, hat der Kunde zwei Monate Zeit, sich ein neues Geldinstitut für sein Konto zu suchen. In der Praxis kommt dies bei durchschnittlicher Bonität jedoch äußerst selten vor.
7. Warum warnen viele davor, das Girokonto zu überziehen?
Das Girokonto zu überziehen hat gerade auch im Vergleich zu Ratenkrediten einige wichtige Besonderheiten, die es noch einmal deutlich gefährlicher machen, diese Möglichkeit des finanziellen Spielraums zu nutzen.
Zum einen sind die Zinsen für das Überziehen eines Kontos oftmals deutlich höher als für alle anderen Kredite. Das führt dazu, dass die Zinsbelastung ebenfalls viel größer ist und viele Kunden letztlich nicht mehr aus den Schulden finden. Es gibt zwar durchaus auch Direktbanken, die inzwischen einen sehr fairen Zinssatz für Überziehungen bieten, grundsätzlich sind diese jedoch höher als bei üblichen Ratenkrediten. Lediglich bei sehr schlechter Bonität könnte es sein, dass Kreditnehmer höhere Zinsen zahlen müssen – gemessen an den günstigsten Geldinstituten, jedoch nicht an den teureren.
Ein weiteres Risiko besteht dadurch, dass das Girokonto in der Regel Dreh- und Angelpunkt aller Geldgeschäfte ist. Das Geld, das in einem Monat fehlt, fehlt im Folgemonat vermutlich auch.
Das führt im Ernstfall jedoch auch dazu, dass Nutzer, die den Dispokredit ausnutzen, unter Umständen keinerlei finanziellen Spielraum mehr haben. Der Überziehungskredit sollte nur im absoluten Notfall genutzt werden. Sobald sein Kontostand ein Saldo ist, hat er faktisch kein Geld mehr. Jeder Cent, den er darüber hinaus ausgibt, ist ein Kredit und Kredite muss er früher oder später zurückzahlen. Je höher der Saldo, umso schwieriger wird dies. Außerdem beraubt er sich so des größten Vorteils des Dispo, nämlich dem finanziellen Spielraum im Notfall.
8. So finden Sie wieder aus der Dispofalle
Den Überziehungsrahmen sollten Bankkunden nur so kurz wie möglich ausnutzen. Wenn es deutlich wird, dass ein Nutzer es nicht schaffen wird, das Konto innerhalb weniger Wochen wieder auszugleichen, sollte er möglichst schnell nach Alternativen suchen. Die Zinsbelastung ist nämlich enorm und schränkt den Kunden in seinen finanziellen Möglichkeiten weiter ein. Es ist deswegen sehr wichtig, dass Kunden so schnell wie möglich gegensteuern.
Eine Alternative ist in vielen Fällen ein Verbraucherkredit. Dieser ist optimal dazu geeignet, die Schulden langsam und geregelt abzutragen. Viele Kunden sind mit der Zinslast des Dispokredits schnell überfordert und sehen keine Verbesserungsmöglichkeiten. Mit einem Ratenkredit ist immerhin in Sicht, dass die Überschuldung abgetragen werden kann. Natürlich sollte der Dispokredit dann nicht noch mal in Anspruch genommen werden, sonst dreht sich die Schuldenspirale immer enger. Im Zweifel ist es sinnvoll, den Dispo wieder zu kündigen, sobald das Geld aus dem Ratenkredit da ist.
Kurzfristige finanzielle Engpässe können Betroffen oft auch dadurch überstehen, dass sie für einige Monate eisern sparen. Nutzer sollten sich dann bewusst machen, dass jeder gesparte Euro ein Euro ist, auf den keine Zinsen mehr anfallen. Jeder ausgegebene Euro wird durch die Dispozinsen hingegen noch teurer.
In manchen Fällen kann es auch hilfreich sein, einmal auszumisten und ein paar Gegenstände zu verkaufen, die noch etwas wert sind, aber nicht mehr benötigt werden. Auf diese Weise lässt sich die Schuldenlast und somit die Zinszahlungen verringern und der Schuldner kann sein überzogenes Girokonto schneller wieder ausgleichen.
9. Konto aus Versehen überzogen – was sind die Konsequenzen?
Wenn ein Konto aus Versehen überzogen wurde, kommt es auf die genauen Bedingungen an, ob es überhaupt Konsequenzen gibt. Ist ein Überziehungsrahmen vereinbart und die Buchung übersteigt diesen nicht, gibt es letztlich keine Konsequenzen außer den Saldozinsen. Kunden sollten ihr Konto schnellstmöglich wieder ausgleichen, um keine zu hohen Kosten zu tragen.
Ist das Konto hingegen über den Dispokredit hinaus überzogen oder dieser ist gar nicht eingeräumt, hat das Geldinstitut immer die Möglichkeit, die Buchung abzulehnen. Darüber werden die Betroffenen dann in der Regel postalisch informiert, was Zusatzkosten bedeutet. Sie müssen sich dann mit dem Gläubiger auseinandersetzen und dafür Sorge tragen, dass dieser sein Geld dennoch erhält.
Wenn die Bank die (weitere) Überziehung duldet, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Es ist in jedem Fall sinnvoll, wenn der Kunde sich schnellstmöglich mit seiner Bank in Verbindung setzt. Er ist nämlich verpflichtet, die Bank entsprechend zu informieren und das weitere Vorgehen mit ihr abzustimmen. Tut er dies nicht bereits im Vorfeld, kann ihm die Bank nicht nur den Überziehungskredit, sondern auch das Konto kündigen. Viele Geldinstitute lassen jedoch mit sich reden. Etwas besser geschützt ist der Kunde zudem, wenn bislang noch kein Überziehungsrahmen gewährt wurde.
10. Überziehen des Kontos oder Kreditkarte nutzen?
Oftmals wirkt es auf den ersten Blick wie eine gute Idee, nicht das Konto zu überziehen, sondern eine Kreditkarte zu nutzen. Allerdings gilt auch hier, dass die Zinsen in der Regel sehr hoch sind. Es gibt zudem bestimmte Arten von Kreditkarten, die zwar eine monatliche Rückzahlung erlauben, dies durch die hohen Zinsen jedoch ungewöhnlich teuer machen.
Es ist deswegen finanziell meistens nicht die bessere Wahl, eine Kreditkarte zu nutzen, um das Girokonto nicht überziehen zu müssen. Ein weiterer Nachteil hierbei ist, dass es deutlich schneller passiert, dass Kunden die Übersicht über ihrer Finanzen und vor allem Schulden verlieren. Zudem kann es gerade bei einer Überschuldung sinnvoll sein, mit so wenig Gläubigern wie möglich verhandeln zu müssen.
Eine Kreditkarte hat also letztlich alle Nachteile, die die Nutzung des Überziehungsrahmens auch besitzt und noch einige mehr.
Besondere Vorsicht ist zudem dann geboten, wenn die Kreditkarte deswegen überzogen werden soll, weil der Überziehungsrahmen bereits ausgeschöpft ist. Hier ist es an der Zeit, sich einzugestehen, dass der Lebensstandard nicht durch die aktuellen Einnahmen gedeckt werden kann und auf keinen Fall weitere Schulden aufgenommen werden sollten. Sonst droht eine Überschuldung, die nicht mehr abgetragen werden kann. Im schlimmsten Fall ist die Privatinsolvenz die Folge, die nicht nur jahrelangen Verzicht bedeutet, sondern auch physisch häufig Konsequenzen hat.
11. Wie hoch sind die Zinskosten durch den Sollzins wirklich?
Wie teuer es tatsächlich ist, sein Girokonto zu überziehen hängt von den folgenden Faktoren ab:
- Dauer des Saldos
- Höhe des Saldos
- Saldozinsen
Entsprechend schwierig ist es natürlich, einheitlich zu formulieren, wie teuer es ist, den Überziehungskredit in Anspruch zu nehmen.
Angenommen ein Kreditnehmer ist durchschnittlich an 100 Tagen im Jahr mit 1.000 Euro im Saldo. Dann zahlt er bei einem Zinssatz von 9,50 % insgesamt 26,39 Euro. Ist er hingegen im Durchschnitt mit 400 Euro im Saldo, zahlt er 10,56 Euro. Bei einem günstigeren Dispokredit von 6,90 % sind es hingegen nur 19,17 Euro bei 1.000 Euro Saldo oder 7,67 Euro bei 400 Euro. Auf den ersten Blick mag dies nicht wie viel Geld erscheinen, aber letztlich zahlt ein Kunde selbst bei der günstigsten Variante von günstigeren Sollzins und 400 Euro durchschnittlichem Saldo innerhalb eines Jahrs fast zwei Prozent des Betrags als Zinsen. Wer aber der Monatsmitte im Saldo ist, muss mit deutlich höheren Kosten rechnen.
Sehen wir uns nun einen Ratenkredit an, der über typische Bedingungen verfügt. Die Kreditsumme beträgt 1.000 Euro, der Zinssatz beträgt 5 % effektiven Jahreszins und die Laufzeit 12 Monate. Der Kreditnehmer muss jeden Monat 85,56 Euro zurückzahlen und zahlt somit insgesamt 1.026,68 Euro zurück. Er hätte somit insgesamt 26,68 Euro für den Kredit gezahlt.
12. Ratenkredit oder Dispo? Eine Entscheidungshilfe
Viele Bankkunden stehen vor der Frage, ob sie lieber ihr Konto überziehen sollen oder aber einen Kredit beantragen sollen. Grundsätzlich sind dabei zwei Faktoren entscheidend: Wie wahrscheinlich ist es, dass der Nutzer bald wieder aus dem Saldo kommt? Die Zeitfrage ist deswegen wichtig, weil Ratenkredite natürlich nicht über einen kurzen Zeitraum vergeben werden und mindestens ein Jahr eine übliche Dauer ist. Die andere Frage ist: „Wie hoch sind die Zinsen beim Überziehen des Girokontos?“. Hier ergeben sich schließlich einige Unterschiede, die es früher oder schneller sinnvoll machen können, einen Ratenkredit abzuschließen.
Eine grobe Faustregel besagt, dass es sinnvoll ist, einen Kredit aufzunehmen, wenn der Kunde jetzt schon weiß, dass er mindestens sechs Monate benötigt, um am Monatsende wieder ein Plus auf dem Konto zu haben. Dann ist es in den meisten Fällen nämlich so, dass ein Kredit günstiger ist und auch etwas finanziellen Druck nimmt. Eine geregelte Rückzahlung kann sich dann lohnen.
Es ist zudem oft auch sinnvoll, einen Kreditvergleich durchzuführen, um so in Erfahrung zu bringen, welche Zinsbelastung bei einem Kredit realistisch wären. Kleinkredite sind oft nicht teuer und können teilweise schon zur Hälfte der Zinsbelastung eines Dispo genutzt werden.
Ebenfalls wichtig ist natürlich auch, in welcher Höhe der Kunde sein Konto überträgt. Selbst bei Kleinkrediten muss er sich in der Regel mindestens 1.000 Euro leihen. Wenn es um deutlich geringere Summen geht, ist die Zinsbelastung im Dispo oft doch günstiger.
Fazit: Wer sein Girokonto überziehen will, muss viel beachten
Bankkunden, die ihr Konto überziehen wollen oder müssen, sollten möglichst schon im Vorfeld mit ihrer Bank reden. Bei entsprechender Bonität wird den meisten Kunden von der Bank ein Dispokredit zur Verfügung gestellt, in dessen Rahmen eine Überziehung eingeräumt wird. Überzieht ein Kunde seine Bankkonto ohne vereinbarten Überziehungsrahmen oder über diesen Betrag hinaus, gilt die Überziehung als geduldet. Dann fallen oftmals höhere Zinsen an. Zudem hat die Bank das Recht, das Konto bei einem bereits gewährtem Überziehungsrahmen zu kündigen. Ohnehin kann ein Dispokredit auf Seiten der Bank innerhalb von 30 Tagen ohne Angabe von Gründen gekündigt werden.
Die hohen Gebühren sind für viele Kunden ein Risiko. Geld, das im Monat der Überziehung fehlt, fehlt mit großer Wahrscheinlichkeit auch im Monat darauf. Auf diese Weise nehmen sie den Dispokredit immer wieder in Anspruch, der zudem recht hohe Zinsen verursacht. Dies führt dazu, dass für viele Kunden ein Ratenkredit mit festen Sparraten im Endeffekt deutlich günstiger ist als ständig das Girokonto zu überziehen. Wer schon innerhalb kurzer Zeit nicht dauerhaft mit seinem Girokonto im Plus ist, sollte diese Möglichkeit deswegen in Erwägung ziehen.