In den vergangenen Wochen entdeckten Nutzer zunehmend das Kürzel NFT – die großen Suchmaschinen verzeichnen reges Interesse an sogenannten Non Fungible Tokens. Auf den ersten Blick scheint es um eine besondere Form des Kunstvertriebs zu gehen. Sind digitale Katzenbildchen wirklich so wichtig? Ja, denn dahinter steckt das Potenzial für wesentlich mehr. Non Fungible Tokens schließen eine bedeutende Lücke auf der Blockchain und schaffen Mehrwert im Segment der dezentralisierten Finanzen.
- NFT stark gefragt bei Nutzern
- Phänomen im digitalen Kunstmarkt
- Tokens sichern die Einmaligkeit digitaler Güter
- Viel Entwicklungspotenzial für andere Bereiche
Was sind NFTs, und wie kann man sie handeln?
Worum geht es eigentlich bei Non Fungible Tokens, und welches Konzept steckt hinter einem NFT? Um zu verstehen, warum die digitale Kunstszene gerade so aus dem Häuschen ist und welche weiteren Möglichkeiten solche Tokens eröffnen, muss man nicht nur die Anwendungsbereiche und Möglichkeiten von NFT in Betracht ziehen, sondern auch darauf eingehen, was eigentlich „Fungible“ oder eben „Non Fungible“ bedeutet – und warum das gerade auf der Blockchain so wichtig ist.
Fungibilität – die Austauschbarkeit von Standardwerten
Der Begriff der Fungibilität ist die erste Anlaufstelle, will man NFT erläutern. Damit wird generell Austauschbarkeit bezeichnet, wie man sie von Fiatgeld kennt. Ein Euro ist ein Euro – die jeweilige Münze kann durch ein gleichwertiges Exemplar der Gemeinschaftswährung ersetzt werden, ohne dass dies die Kaufkraft beeinträchtigt. Eine Euro-Münze, ein 10-Euro-Schein oder Cent-Münzen sind fungible „Tokens“. Für Kryptowährungen gilt dasselbe – sie sind fungible. Eine Einheit Bitcoin, Ripple oder Ether ist so gut wie die andere, auch die Kombination von Untereinheiten miteinander ist nach Belieben möglich.
Non Fungible Tokens hingegen sind eben nicht austauschbar. Jedes einzelne von ihnen ist einzigartig und kann nicht durch ein anderes Exemplar ersetzt werden. Das entspricht tatsächlich dem individuellen Wert eines Kunstwerks, das in seinem Original einmalig und unverwechselbar ist.
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Wenn von Token die Rede ist, denkt man im Bereich der Blockchain-Technologien sofort an digitale Zahlungsmittel. Ein Token oder eine Coin sind Vermögenswerte in der Welt der digitalen Finanzen – und als solche zunächst einmal fungibel, ebenso wie Fiatgeld.
Das muss jedoch nicht zwangsläufig so sein. Ein Token kann genauso gut durch bestimmte Charakteristika einzigartig gemacht werden und damit eben nicht austauschbar sein. Ein solcher „Wert“, ein Asset auf der Blockchain, kann für ein rein digitales oder analoges Gut stehen. Derartige Non Fungible Tokens sind geeignet, um echte Kunstgegenstände, Immobilien oder ähnliches zu repräsentieren, können aber auch digitale Güter abbilden: etwa Charaktere in Online-Spielen, Sammelkarten oder virtuelle „Besitztümer“. Wer das NFT erwirbt, wird zum Eigentümer – ob das Asset auf dem Computer aufgerufen oder an der Wohnzimmerwand aufgehängt wird, ist dabei nebensächlich.
Sammlerobjekte – auf der Blockchain
Aufmerksamkeit erregten NFT durch den Handel mit den sogenannten Crypto-Collectibles. Genau hier liegt zur Zeit noch der Schwerpunkt beim Einsatz von NFT. Die unverwechselbaren Tokens erleichtern die Erstellung von und den Handel mit Sammlerobjekten im virtuellen Raum. Wer früher Fußballbildchen, Pokémon-Karten oder ähnliches gesammelt hat, weiß, worum es geht. Sammler bemühen sich, bestimmte Serien der begehrten Stücke möglichst komplett in ihren Besitz zu bringen. Nicht alle Sammlerstücke haben dieselbe Häufigkeit, und besonders seltene und dadurch stark gefragte Karten oder Sammelbilder können daher einen hohen Handelswert erzielen.
Non Fungible Tokens machen es möglich, dieser Sammelleidenschaft auch digital zu frönen. Dank der einzigartigen Ausstattung eines jeden Tokens können Künstler oder sonstige Emittenten die beabsichtigten Sammelobjekte erstellen und verkaufen. Die stolzen Besitzer nennen Unikate ihr eigen und können diese als solche handeln. Hat man erst einmal verstanden, wie NFTs funktionieren, leuchtet ein, dass dieses Konzept übertragbar ist – etwa auf Dokumente, Pässe oder Lizenzen. Die zugrunde liegende Technologie ist die Blockchain.
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Ohne Blockchain keine NFTs – die Grundlage von Kryptowährungen lässt sich auch jenseits des Finanzsektors einsetzen. Entwickelt wurde die Blockchain zusammen mit dem Bitcoin und in einem Weißbuch 2008 erstmals vorgestellt. Das Konzept ist eine ebenso einfache wie geniale Datenbank. Über eine Client-Software werden sämtliche Interaktionen im Netzwerk der Nutzer vorgenommen und zugleich verwaltet. Am Beispiel einer Kryptowährung heißt das, dass alle Transaktionen mit der betreffenden Coin in einem Datenblock niedergelegt werden. Diese Datenblöcke müssen bearbeitet und ihr Inhalt verifiziert werden – das geschieht meist in Form des „Schürfens“ durch die „Miner“, die Goldgräber der Blockchain, die für ihre Arbeit mit Kryptowährung belohnt werden.
Im Verlauf dieses Prozesses werden die Daten zu einem sogenannten Hash komprimiert und damit regelrecht versiegelt. Jeder bearbeitete Block wird an die Kette bestehender Blöcke, eben die „Blockchain“, angehängt – und diese wiederum wird auf allen teilnehmenden Rechnern sämtlicher Nutzer fortlaufend aktualisiert. Das verbindet das Element der P2P-Verwaltung und Dezentralität mit einer hohen Sicherheit. Eine nachträgliche Manipulation der Daten ist nicht mehr möglich, weil man zeitgleich auf alle Rechner im Netzwerk zugreifen müsste, um einen solchen Coup zu landen. Blockchain-Währungen und Tokens sind also fälschungssicher.
Intelligente Verträge und dApps
Den Wert der Blockchain als dezentrale Datenbank-Technologie haben Entwickler schon früh verstanden. Auf der Ethereum-Blockchain wurde so die Möglichkeit angelegt, sogenannte „Intelligente Verträge“ zu nutzen. Die Smart Contracts machen zusätzliche Absicherungen durch Notare oder Anwälte redundant und wurden rasch aufgegriffen, etwa für Versicherungsverträge oder im Immobilienhandel. Verknüpft man sie miteinander, kann man komplexe Abläufe auslösen – derartige Konstruktionen werden als „dezentrale“ oder dApps bezeichnet. Die Potenziale der Ethereum-Blockchain griffen vor allem Entwickler in der Gaming-Szene gern auf, um selbst erstellte Erweiterungen und digitale Assets für Spiele-Welten sicher und effektiv zu vermarkten.
Wenig verwunderlich, dass gerade die Ethereum-Blockchain auch für den Handel mit NFT genutzt wird. Dabei wird vorwiegend der Ethereum-Standard ERC-721 für die Erstellung von Non Fungible Tokens verwendet. Tokens auf der Grundlage dieses Standards nutzen die Basis der Smart Contracts der Blockchain von Ethereum und lassen sich so sehr unkompliziert von einer höchstmöglichen Nutzerzahl transferieren, denn die sicheren Eigentumsrechte sollen ja den Handel mit den Assets erleichtern.
Einer der größten Handelsplätze für virtuelle Kunst und digitale Assets ist „Open Sea“. Hier können Sammler und Gamer nach den Objekten ihrer Wahl suchen und sie erwerben. Dabei geht es durchaus auch um viel Geld. Einzelne digitale „Grundstücke“ für Spiele wechseln dabei für Beträge in Millionenhöhe den Besitzer, wie unlängst in der Spieleszene berichtet.
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Neben virtuellen Landstrichen sind die bekanntesten und kostspieligsten Sammelobjekte wohl die digitalen Katzenbilder namens Crypto-Kitties. Die Charaktere aus einem Blockchain-Spiel können bis zu annähernd einer Million Dollar wert sein, je nachdem, welche virtuelle Mieze man erwerben will. Und ebenso wie bei analogen Sammelkarten sind nicht wenige Sammler bereit, diese Beträge auch zu zahlen. Ebenfalls nicht billig ist ein GIF-Kätzchen samt Regenbogen, das schon seit Jahren online unterwegs ist und nun durch ein NFT einmalig wird.
Digitale Fußball-Sammelbilder, vergleichbar den bekannten Panini-Alben, sind ein anderes ganz großes Ding im Bereich der NFT. Dabei geht es, wie auch in der „echten“ Kunstwelt, nicht immer um die eigene Sammelleidenschaft, sondern auch um Kunst als Anlage oder Spekulationsobjekt. Nicht wenige der Käufer erwerben ein NFT gezielt in Hinblick auf spätere Wertsteigerungen. Denn mit Non Fungible Tokens geht es nicht um die Exklusivität von Wiedergabemöglichkeiten – deshalb sind die Regenbogenkatze und die Crypto-Kitties ja auch überall zu finden, wo von den Tokens die Rede ist. Nein, es geht um das Eigentumsrecht, und damit auch um die Rechte einer späteren, möglichst gewinnbringenden Wiederveräußerung des digitalen Assets.
Kunst virtuell versteigern mit NFT
Der Vergleich mit der Kunst- und Auktionsszene kommt nicht von ungefähr – und bekannte analoge Handelshäuser, aber auch einzelne Künstler, springen inzwischen auf den Zug auf. So hielt das Auktionshaus Christie’s unlängst eine Versteigerung in Zusammenarbeit mit dem digitalen Handelsplatz Makersplace ab. Dabei wurde eine Kreation des digitalen Künstlers Beeple angeboten. Der Künstler ist auf Werke in Form von NFT spezialisiert und hat bereits Einnahmen in Millionenhöhe erzielen können. Das Engagement von Christie’s zeigt, dass Krypto Kunst mit unverwechselbarem Charakter als ernstzunehmende Entwicklung wahrgenommen wird.
Auch Direktangebote von Kunstschaffenden mithilfe von NFT sind erfolgreich – so haben Sänger und Bands inzwischen begonnen, Songs oder Alben als NFT zu verkaufen oder zu versteigern, in limitierten Auflagen und natürlich dank ihrer non-fungiblen Eigenschaften unverwechselbar. Dabei sind beachtliche Einnahmen möglich, und das ohne das Zwischenschalten von Agenten oder Plattenfirmen. Für Künstler eröffnen sich hier vollkommen neue Welten im Selbstvertrieb, jenseits von Knebelverträgen oder sonstigen Einschränkungen.
Für die Erstellung digitaler Kunstwerke oder Sammlerobjekte gibt es inzwischen sogar eigene Plattformen wie Rarible, auf denen man kreativ tätig werden kann. Nicht einmal Programmierkenntnisse müssen Anwender mitbringen, um die Tools zu nutzen.
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Die fälschungssicheren Tokens auf der Blockchain lassen sich jenseits der Kunst- und Sammlerszene jedoch auch sehr alltagstauglich verwenden. Denkbar ist beispielsweise eine Blockchain-Verwaltung von non-fungiblen Eintrittskarten. Denn mit gefälschten Tickets für besonders gefragte Events existiert ein blühender Handel. Einzelne analoge Tickets, aber auch digital verkaufte Eintrittskarten, werden in falschen Versionen in Umlauf gebracht, Teilnehmer zahlen auf dem Schwarzmarkt hohe Preise und erhalten letztlich dennoch keinen Zugang zu der Veranstaltung.
NFTs würden diese Sicherheitslücke effektiv schließen, denn dank der Blockchain wären die so definierten Tickets einzigartig – und könnten nicht mehr gefälscht werden. Das würde den Erwerb von Eintrittskarten von privat deutlich einfacher und sicherer machen. Denkbar ist auch eine Verknüpfung mit Auswertungstechnologien, da sich die Veräußerung von NFTs nachvollziehen lässt und Eventmanagern zusätzliche Einblicke in das Kundenverhalten bieten könnte.
Fälschungssichere Dokumente – mit NFTs
Die Ethereum-Blockchain hat bereits mit der Verfügbarkeit sicherer virtueller Verträge Anstöße geliefert, mit Non Fungible Tokens kann man einen Schritt weiter gehen und beispielsweise persönliche Ausweisdokumente in dieser Form fälschungssicher machen. Das ist für Personalausweise und Reisepässe, aber auch Fahrzeugpapiere ein großes Plus – denn die Identität des Inhabers ist in diesem Fall über jeden Zweifel erhaben.
Das nächste große Ding wäre jedoch der digitale Impfpass – in seiner analogen Form ist er ohnehin geplant, um die Pandemie einzudämmen, als NFT wäre er noch sicherer. Letztlich würde eine solche Technologie bei flächendeckender Anwendung dem privaten Nutzer auch den persönlichen Gang zu Behörden ersparen, Alltagsabläufe entzerren und weniger aufwändig machen. Aber auch für Lizenzen und Verträge bieten die Tokens, wie bereits erläutert, zusätzlichen Schutz und neue Vertriebswege.
Ein weiterer Anwendungsbereich wären Zertifizierungen. Die Zertifizierung von Services und Produkten entsprechend vorgegebenen Qualitätsstandards ist ein aufwändiger Prozess, der für Unternehmen mit zum Teil erheblichen Kosten verbunden ist. Überdies müssen bestehende Zertifikate regelmäßig erneuert werden. Wenig verwunderlich, dass nicht alle Unternehmen es mit der Echtheit der Gütesiegel genau nehmen, zumal auch Verbraucher selten auf den Seiten der ausstellenden Institutionen nachschlagen, um ganz sicher zu gehen. NFTs würden auch hier für unangefochtene Gültigkeit sorgen.
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Bei den Non Fungible Tokens geht es also um viel mehr als nur die Frage nach der Einzigartigkeit digitaler Kreationen oder Assets. Vielmehr schafft die Anwendung von NFTs auch im Alltag eine gute Grundlage zur Sicherung von Eigentumsrechten auch in der analogen Welt. Die Verknüpfung beliebiger virtueller oder analoger Güter mit einem solchen Token gibt nicht nur virtuellen Kätzchen eine einwandfreie Einmaligkeit, sondern auch einer Immobilie, einem Album oder einem virtuellen Kunstwerk – ganz zu schweigen von der Möglichkeit, die eigene Identität fälschungssicher und zugleich komfortabel zu verwalten.
NFTs sind also kein vorübergehender Hype, sondern sie lösen tatsächlich Probleme nicht nur des digitalen, sondern auch des analogen Kunstmarktes und anderer Bereiche. Die Anwendung der Tokens sichert Eigentumsrechte und ermöglicht dadurch den reputablen Handel mit beliebigen Gütern. Dank der Besonderheiten der Blockchain werden die so gesicherten Werte tatsächlich in nie zuvor gekannter Weise fälschungssicher.
NFT: Spekulieren und investieren mit Non Fungible Tokens
Der Wert von NFT ist also unbenommen. Ob und wie man als Anleger davon Gebrauch macht, ist dem Einzelnen überlassen. Mithilfe der Tokens können Sammler Kunstgegenstände im digitalen Raum erwerben und auf deren spätere Wertentwicklung spekulieren. Ob sich der gewünschte Erfolg tatsächlich einstellt, hängt ganz vom Erfolg des jeweiligen Künstlers oder Objekts ab – ganz wie in der analogen Kunstszene, die ebenfalls von sehr subjektiven Bewertungen beflügelt und natürlich von Angebot und Nachfrage bestimmt wird.
Die Technologie selbst wird jedoch, so wie es aussieht, nicht verschwinden. Wer nicht direkt in ein virtuelles Asset investieren will, kann daher Ausschau halten nach Unternehmen, die in diesem Segment tätig sind, und von der Wertentwicklung profitieren – mit dem Kauf von Aktien oder mit der Spekulation mit CFDs oder Zertifikate. Projekte wie Terra Virtua, Enjin oder Rarible sind nur einige der Tech-Startups, die bereits vom Interesse an NFTs profitieren. Weitere werden hinzukommen.
Die Entwicklung der vergangenen Monate zeigt eindrucksvoll, wie schnell wirklich nützliche Ansätze auf der Blockchain aufgegriffen und weiterentwickelt werden können. Gerade die Non Fungible Tokens stehen dabei vermutlich erst am Anfang ihrer Geschichte. Dank der vielseitigen Einsatzmöglichkeiten in einer digitalisierten Welt werden sie wohl in Zukunft noch deutlich größere Bedeutung erlangen.
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