Die Corona-Krise hat die globalen Aktienmärkte in eine tiefe Krise geschickt und bedroht die Weltwirtschaft. Die Verluste an Börsen und in Unternehmen waren mehrere Wochen hintereinander enorm und die wichtigsten Indizes der Welt brachen ein. Doch es gab auch einige Gewinner, die deutlich besser abschneiden konnten als ihr Vergleichsindex. Die Gemeinsamkeit: Sie produzieren Waren oder bieten Dienstleistungen an, die in der Krise besonders wichtig sind.
Wir informieren Sie über die wichtigsten Nischen Aktien und Unternehmen, die in der Corona-Krise Umsätze und Kurs steigern konnten.
- Einige Branchen mit deutlichem Plus
- Aktien der Profiteure vergleichsweise teuer
- Anleger sollten beachten, ob Vorteile auch nach der Krise relevant sind
- Azyklisches Investment ebenfalls möglich
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Corona setzt Unternehmen unter Druck: Doch es gibt auch Profiteure
Der Corona-Virus macht vielen Unternehmen wirtschaftlich sehr zu schaffen: Nicht nur die Nachfrage und der Umsatz brechen weg. Zugleich haben viele Unternehmen Probleme bei der Produktion der Waren, wie zum Beispiel Ford oder Knorr-Bremse. Das Problem deutete sich schon zu Beginn des Jahres an, als viele Hersteller durch die Einstellung der Produktion in Wuhan bereits Lieferengpässe verzeichnen mussten. Zu diesem Zeitpunkt waren vor allem Autohersteller betroffen.
Doch inzwischen gibt es in vielen Ländern der Welt Produktionsstopps. Zugleich verlieren viele potenzielle Kunden ihre Jobs oder arbeiten in Kurzarbeit. Die Investitionsbereitschaft ist erheblich gesunken und entsprechend stark brechen Umsätze aktuell ein. Dies gilt umso mehr, weil der Einzelhandel in vielen Ländern stark eingeschränkt ist und auch Online-Käufe für viele Interessenten keine ausreichende Alternative ist.
Doch es gibt auch einige Unternehmen, die von der Krise profitieren können. Ein Beispiel hierfür wäre die Biotech-Branche, die sich gegen Kursrückgänge wehren kann. Vielen Unternehmen gelingt es hingegen sogar, zusätzliche Gelder zu akquirieren oder durch Staatsaufträge zu profitieren. Doch es gibt auch noch einige weitere Branchen, in denen derzeit keine Kursrückgänge verkraften müssen und die auch finanziell von der Krise profitieren können.
Dadurch, dass übliche Mittel und Wege nicht mehr funktionieren, sind viele Anwender und Kunden gezwungen, Neues auszuprobieren. Davon profitieren Anbieter, die Lösungen auch unter Kontaktverbot anbieten können. Sie erleben gerade einen deutlichen Anstieg der Nutzerzahlen.
Welche Aktien lohnen sich in der Corona-Krise?
Grundsätzlich gibt es einige Branchen und Aktien, die von der Corona-Krise profitieren konnten. Wer sie vor Beginn der Krise im Portfolio hatte, kann sogar in Zeiten Gewinne erwirtschaften, in denen dies nicht vielen Aktionären gelingt. Welche Aktien sich jetzt lohnen und tatsächlich noch ein Investment wert ist, ist allerdings grundsätzlich eine in diesen unsicheren Zeiten schwer zu beantwortende Frage.
Dabei spielen gerade bei den jetzigen Gewinnern diverse Faktoren eine Rolle:
- Wie entwickelt sich die Krise?
- Ist die positive Entwicklung während der Krise potenziell nachhaltig?
- Würde das Unternehmen auch einen Umsatzeinbruch durch eine längere Krise überstehen?
- Ist der Kursgewinn nur dann gerechtfertigt, wenn ein bestimmter Erfolg eintritt (bspw. Die Erforschung einer Corona-Therapie)?
Anleger müssen bedenken, dass es auch eine Zeit nach der Krise geben wird. Es ist jedoch nicht bei jedem Unternehmen wahrscheinlich, dass sich die positive Entwicklung während der Krise auch tatsächlich fortsetzen lassen wird. Es gibt jedoch einige Unternehmen, die von einer veränderten Gesellschaft profitieren werden können. Teilweise ist dies spekulativ: Werden Masken auch in Deutschland zum alltäglichen Anblick werden? Dann könnten Produzenten solcher Masken dauerhaft profitieren. Teilweise passt der Zuwachs jedoch auch zu den erwarteten Veränderungen, wie beispielsweise Konferenz-Software, die der New Work-Theorie natürlich entgegenkommt.
Viele der Aktien, deren Unternehmen durch die Corona-Krise potenziell oder tatsächlich profitieren können, haben dies bereits eingepreist. Ein Schnäppchen zu machen, ist also eher unwahrscheinlich, wenn Anleger speziell nach den Nischenaktien suchen, die jetzt profitieren.
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Apps für Online-Konferenzen erleben wahren Boom
Einer der naheliegendsten Profiteure ist der Markt für Online-Konferenzen, Homeschooling und Videochats. Die Branche erlebt einen wahren Boom. Hinter den Angeboten stecken allerdings sehr häufig auch bereits bekannte Unternehmen:
- Facebook mit Zoom
- Google mit Google Hangouts
- Microsoft mit Skype und Microsoft Teams
- Amazon mit Chime
Es gibt allerdings auch noch einige weitere wichtige Konferenz-Tools. Darunter beispielsweise Slack, Nextcloud Talk, die Open-Source-Lösung Jitsi oder der Spaßanbieter Houseparty.
Die meisten dieser Tools haben wichtige Vor- und Nachteile und eignen sich für unterschiedliche Einsatzzwecke.
In diesem Bereich sind die Chancen recht groß, dass die Anbieter auch langfristig einen Benutzerzuwachs verzeichnen können. Immerhin ist Homeoffice einer der Trends auf dem Arbeitsmarkt und ist für viele Arbeitnehmer und auch Arbeitgeber sowohl aus Gründen der Flexibilität und Zeit- und Kostenersparnis durchaus attraktiv. Wenn Konferenzen und Meetings jetzt zunehmend per Video-Konferenz abgehalten werden, ist es durchaus wahrscheinlich, dass dies auch in Zukunft häufiger geschieht. Auch Fernwartungs-Programme wie Teamviewer werden wichtiger.
Vor allem Zoom scheint von der Entwicklung aktuell sehr stark zu profitieren. Das Tool setzt sich vor allem im Bereich der digitalen Lehre vor den anderen Programmen durch. Es ist allerdings gerade aus Datenschützer-Sicht umstritten. Dass Zoom dennoch ein solcher Siegeszug gelingt, wäre ohne Krise sicherlich nicht möglich. Keine Zeit für Bedenken und zugleich zu wenig Alternativen zu haben, könnte zwar für einige Lehranstalten noch zu einem Problem werden, bislang profitiert Zoom jedoch und gelobt zugleich Besserung.
Fitness-Apps und Online-Fitnessstudios: Rettung für alle Fitness-Freaks
In Deutschland bleiben die Fitnessstudios wochenlang geschlossen. Und auch das Vereinsleben steht still. Viele der betroffenen Sportler versuchen, den fehlenden Sport mit Joggen und Radsport an der frischen Luft zu kompensieren. Davon profitieren Fitness-Apps, die Routen empfehlen und Fortschritte tracken. Oft kennt die Zielgruppe die entsprechenden Apps allerdings bereits, sodass die Zuwächse bei vielen nicht all zu groß, jedoch dennoch deutlich spürbar ist.
Zugleich boomt jedoch auch der Markt für Home-Fitness. Viele Apps und Online-Kurse sorgen dafür, dass Sportler sich auch zuhause fithalten können. Zugleich profitiert der Markt für Sportgeräte, die sich für die Nutzung in der eigenen Wohnung eignen. Allerdings kommt der Profit nur teilweise bei den Sportartikelherstellern an: Viele Anbieter haben sich nicht auf den Markt für Home-Fitness spezialisiert, sondern bieten auch noch andere Sportartikel an. In diesen Sparten müssen sie meist einen Rückgang verzeichnen.
Fitnessstudios sind von der Krise durch den Corona-Virus bislang noch nicht stark betroffen, weil kein Sonderkündigungsrecht aus der Krise entsteht. Dadurch, dass das Studio wieder genutzt werden kann, wenn die Beschränkungen aufgehoben werden, können Kunden nicht einfach kündigen. Für den Zeitraum der Schließungen können Kunden in Deutschland allerdings mit der Beitragszahlung aussetzen. Viele Fitnessstudios reagieren mit Streams von Kursen und anderen Angeboten, um ihren Kunden auch einen tatsächlichen Gegenwert bieten zu können und sie so weiter an sich zu binden. Die Konkurrenz durch Online-Fitnessstudios kann so oft gut kompensiert werden. Gerade kleinere Anbieter leiden jedoch unter der Krise.
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Hygieneartikelhersteller profitieren von Hamsterkäufen
Auch wenn die leeren Regale mit Hygieneartikeln es vermuten lassen: Die Klopapierhersteller sind keine Profiteure der Krise. Der Verbrauch an Klopapier steigt durch die Krise schließlich nicht an. Die Umsatzsteigerung war lediglich temporär und wird von einem ähnlich deutlichen Abschwung gefolgt sein. Immerhin haben viele Kunden jetzt einen vergleichsweise großen Vorrat und werden diesen auch aufbrauchen, bevor sie wieder Klopapier kaufen. Einen leichten Vorteil haben lediglich die Hersteller mit großen Lagern, die zufällig zu Beginn der Krise auch gefüllt waren.
Dies gilt zudem für nahezu jeden weiteren Hersteller von Produkten, die zu Beginn der Krise „gehamstert“ wurde: Die Nachfrage ist gleichgeblieben. Es gibt allerdings Unternehmen, die sich und ihre Produkte durch die Krise besser präsentieren konnten und in Konkurrenz zum herkömmlichen Klopapier stehen. Ein Beispiel hierfür ist das Start-Up HappyPo, das eine mobile Po-Dusche herstellt. Es konnte einen größeren Schub bei der Nachfrage verzeichnen, weil viele, die kein Klopapier mehr bekamen, zur Sicherheit in diesen Hygieneartikel investierten. Nach Aussage der Gründer hat sich der Umsatz sogar versiebenfacht.
Einen positiven Effekt verzeichnen auch Unternehmen wie die bayrische Sandler AG. Als Produzent für Vliesstoffe, die eigentlich für Hygieneprodukte und Heimtextilien benötigt werden, kann die AG einen starken Nachfragezuwachs verzeichnen. Der Grund dafür ist, dass die Produkte auch in Atemmasken verwendet werden, deren Nachfragen immens gewachsen ist.
Kehrseite des Hypes bei Waren: Produktion oft eingestellt
Alle Hersteller haben unabhängig von der Nachfrage eine große Herausforderung zu lösen: Die Produktion liegt in den meisten Ländern still. Selbst wenn ein Hersteller also in seinem Heimatland nicht dazu verpflichtet ist, die Produktion stillzulegen, so hat er zunehmend Probleme damit, passende Rohstoffe und Materialien oder Bestandteile von Zulieferern zu erhalten.
Betroffen sind davon auch Unternehmen, die eigentlich von der Corona-Krise profitieren könnten. Eines der bekanntesten Beispiele ist der Kondom-Hersteller Karex aus Malaysia. Er musst die Produktion so stark herunterfahren, dass in nur einem Monat 200 Millionen weniger Präservative als üblich produziert werden. Inzwischen warnt sogar die UNO davor, dass der Mangel an Kondomen die Zahl der ungewollten Schwangerschaften deutlich erhöhen könnte.
Viele Unternehmen, die von der Krise profitieren könnten, haben also bereits jetzt mit Lieferengpässen zu kämpfen. Dies wird sich mit fortwährenden Restriktionen noch verstärken. Dementsprechend ist es kaum möglich, Profiteure der Krise zuverlässig herauszufiltern, wenn sie Waren anbieten. Es kann jederzeit geschehen, dass sie die höher nachgefragten Waren nicht mehr ausliefern können und ebenfalls zu den Verlierern gehören.
Dienstleister sind davon hingegen nicht im gleichen Ausmaß betroffen. Im Gegenteil können sie bei entsprechend ausgebauter Infrastruktur sehr stark vom Hype profitieren.
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Supermärkte als Profiteuer?
Auch Supermärkte erscheinen in der Krise oft als Profiteure: Sie sind in vielen Ländern die einzigen stationären Geschäfte, die überhaupt noch geöffnet sind. In einigen Ländern ist die Versorgung mit Lebensmitteln zudem sogar die einzige Möglichkeit, das Haus noch erlaubt zu verlassen.
Wenn Restaurants, Bars, Cafés und andere Möglichkeiten geschlossen sind, wo die Bevölkerung sich mit Nahrung versorgen kann, führt dies zudem fast automatisch zu einer Umsatzsteigerung. Während viele andere Bereiche teilweise erhebliche Einnahmeneinbußen verzeichnen müssen, ist dies bei Supermärkten und der Lebensmittelindustrie nicht der Fall.
Allerdings ist dies nur ein temporäres Plus und nicht unbedingt eine nachhaltige Entwicklung, wie man es auch beispielsweise an den Bier-Aktien erkennen kann. Tatsächlich könnten Supermärkte von der Krise sogar stärker betroffen sein.
Noch deutlicher ist dieser Vorteil allerdings bei Unternehmen, die Essen und Lebensmittel liefern. Sie stehen derzeit besonders hoch im Kurs. Vor allem dann, wenn sie kontaktlose Lieferungen anbieten, ist der Zuwachs enorm. Davon profitieren auch alteingesessene Unternehmen, wie beispielsweise REWE. Die Supermarktkette bietet den bislang größten Lieferdienst in Deutschland an. Aber auch viele kleinere Start-Ups und regionale Unternehmen können einen Umsatzzuwachs vermelden.
Einer der großen Profiteure ist deswegen HelloFresh. Das Wertpapier des Unternehmens ist deswegen eine der beliebtesten Nischenaktien überhaupt. Zwar brach auch die Aktie von HelloFresh zeitweise stark ein, insgesamt kann das Unternehmen in den letzten Wochen jedoch einen deutlichen Zuwachs verzeichnen.
Wie wahrscheinlich ist eine Fortsetzung der guten Entwicklung?
Gute Aktien in der Krise sind für die Anleger mit längerfristigen Anlagehorizont nur dann gut, wenn sie auch nach einem Überstehen der Aktie solide sind. Anleger mit kurzfristigem Horizont haben hingegen die besten Einstiegschancen in den meisten Fällen bereits verpasst. Hier könnten sich nur absolute Nischenaktien, wie zum Beispiel HelloFresh, die nach wie vor steigende Umsatzzahlen melden, noch lohnen. Oder überraschende Wendungen dazu führen, dass noch eine Aktie von der Krise profitiert, die Anlegern bislang noch nicht aufgefallen ist. Ansonsten gilt, dass die möglichen Vorteile durch die Krise bereits in die Aktienkurse eingepreist sind.
Anleger müssen beachten, dass das Geschäftsmodell im besten Falle auch nach der Krise und bei einer schwächelnden Weltwirtschaft funktionieren können sollte. Entsprechend interessant sind:
- Junge Unternehmen mit innovativem Konzept
- Hersteller von Produkten, die nach dem Shutdown noch interessanter sind als zuvor
- Anbieter von Dienstleistungen, die sich auch ohne Krise durchsetzen können
Auf der anderen Seite gibt es auch Hersteller und Unternehmen, die von der Krise zwar profitieren konnten, allerdings vermutlich nicht in der Lage sein werden, dieses Momentum auch nach der Krise zu erhalten. Ein sehr einfaches Beispiel dafür ist das vielbeschworene Klopapier, für das die Nachfrage sinken dürfte.
Viele Unternehmen, die jetzt profitieren, werden vermutlich einen Umsatzrückgang hinnehmen müssen: Nicht mehr alle Sportler werden ins virtuelle Fitnessstudio gehen, nicht alle Konferenzen online abgehalten werden und viele Kunden, die sich jetzt Essen liefern lassen, werden wieder ihre gewohnten Geschäfte aufsuchen. Doch ein erheblicher Kundenzuwachs wird vermutlich dennoch bleiben, wenn die Dienstleistung zu überzeugen weiß.
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Wann ist die Krise überstanden?
Bei dem Corona-Virus handelt es sich um ein sehr junges Virus, über das noch nicht viel bekannt ist. Die Shutdown-Maßnahmen vieler Länder werden inzwischen leicht gelockert und wohl jedes Land will zur Normalität zurückkehren. Doch ob und wie dies gelingt, ist nicht erforscht. Auch kennen Wissenschaftler das Virus nicht gut genug.
Das bedeutet jedoch auch, dass das Corona-Virus noch die ein oder andere Überraschung bereithalten könnte. Sorge bereitet den Forschern nicht zuletzt, dass einige Erkrankte wieder positiv getestet wurden, nachdem die Tests bereits negativ waren. Sollte sich zusätzlich herausstellen, dass sie auch andere Menschen wieder anstecken könnten, könnte das Virus noch ganz andere Auswirkungen auf die Weltwirtschaft haben, als bisher denkbar war.
Demensprechend wäre es unseriös, wenn wir auf Fragen wie „welche Aktien jetzt kaufen?“ nicht sehr vorsichtig reagieren würden. Die Krise ist nicht ausgestanden, die Auswirkungen auf die Weltwirtschaft noch nicht richtig einschätzbar und dementsprechend können Aktien, die derzeit als Gewinner dastehen noch erheblich einbrechen. Auch ein erneuter Kursverfall ist bei entsprechend schlechten Nachrichten denkbar. Gute Aktien werden vermutlich auch weiterhin gute Aktien sein. Es ist jedoch auch möglich, dass Unternehmen verstaatlicht werden oder aufgeben müssen.
Die Krise durch den Corona-Virus wird die Wirtschaft so oder so vermutlich noch eine ganze Weile beschäftigen und sich erst wirklich entspannen, wenn ein Impfstoff und eine Therapie gefunden wurden.
Welche Aktien lohnen sich? Kurzfristige Erfolge sind nicht alles
Bei der Bewertung, welche Aktien sich jetzt lohnen, ist es nicht entscheidend, dass diese in der Corona-Krise einen Aufschwung erlebt haben. Im Gegenteil liegt hier unter Umständen ein deutlich größeres Risiko, als dies üblicherweise der Fall ist. Ein einleuchtendes Beispiel hierfür sind die Biotech-Aktien, die oft ihren Kurs sogar verbessern konnten. Gelingt es einem Unternehmen nicht, zeitnah ein Medikament oder eine Impfung zu entwickeln und die Konkurrenz setzt sich durch, werden die Kurse wieder einsacken.
Viele Aktionäre setzen derzeit also vor allem Hoffnung auf die Aktien, die im Vergleich zum Vergleichsindex gut abgeschnitten haben. Doch auch die Aussichten im Einzelhandel sind nicht unbedingt besser geworden und es ist im Gegenteil sogar wahrscheinlich, dass Supermärkte Marktanteile an Lieferdienste (oder liefernde Supermarktketten) verlieren. Dementsprechend kann es trügerisch sein, in die Profiteure der Krise zu investieren.
Auf der anderen Seite sind die besonders gebeutelten Aktien aktuell im Verhältnis sehr schlecht bewertet. Das ist in Bezug auf die momentane Lage sicherlich auch verständlich. Es ist jedoch nicht unwahrscheinlich, dass auch diese Aktien sich früher oder später wieder erholen können. Ein stabiles finanzielles Fundament ist dafür jedoch entscheidend.
Für Anleger, die eher einen antizyklischen Ansatz bevorzugen, bedeutet dies allerdings, dass die guten Aktien gerade diejenigen sind, die nicht profitieren, sondern verhältnismäßig stark abgestraft werden. Anleger müssen sich also grundsätzlich für eine Anlagestrategie entscheiden und dann die Aktien finden, die sich für sie gerade lohnen.
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Welche Risiken haben Aktionäre derzeit?
Welche Aktien kaufen jetzt sinnvoll wäre, ist derzeit von der Frage überlagert, ob es überhaupt sinnvoll ist, Aktien zu kaufen. Viele Investoren und Marktbeobachter würden sicherlich derzeit klare Kaufempfehlungen für viele Aktien geben. Immerhin sind die Aktienkurse vielfach deutlich unter dem Niveau im Vorjahr. Das spricht dafür, dass jetzt ein günstiger Einstiegszeitpunkt gegeben ist und Interessenten jetzt die Gelegenheit haben, sich für deutlich bessere Kurse einzukaufen.
Allerdings sind die sichtbaren Risiken sicherlich auch deutlich höher als noch vor einem Jahr. Die meisten Unternehmen mussten ihre Gewinne deutlich nach unten korrigieren. Viele verzichten sogar auf eine geänderte Gewinnprognose und machen gar keine Vorhersagen mehr.
Es ist zudem nicht klar, dass die Aktien nicht weiter einbrechen. Nicht zuletzt Spekulanten, ETFs und Anleger mit Stop Loss könnten weitere Kursstürze befeuern, wenn die nächsten Unterstützungslinien fallen.
Ein weiteres Problem ist auch, dass Dividendenzahlungen derzeit nicht unbedingt sicher sind. Sie stoßen in der Öffentlichkeit auf deutliche Ablehnung. Viele Dividenden wurden gestrichen oder gekürzt, Hauptversammlungen vertagt und Gewinnprognosen deutlich nach unten korrigiert. Welche Aktien lohnen sich also überhaupt noch im Bereich der Dividendenzahlungen? Diese Frage steht derzeit in den Sternen und hängt sehr stark davon ab, wie sich die Weltwirtschaft in den nächsten Wochen entwickeln wird. Dividenden werden jedoch von vielen langfristigen Aktionären besonders geschätzt, zumal sie Kursverluste abfedern.
Grundsätzlich bieten sich für Anleger derzeit also sicherlich einige Chancen, allerdings sind die Risiken auch größer.
Grundsätzliche Vorsicht auch in der Krise nicht vergessen
Wer in der Krise von Aktien profitieren möchte, die als Gewinner hervorgehen können, sollte die Grundsätze eines risikobewussten Aktieninvestments nicht vernachlässigen. Da die meisten Anleger ohnehin recht spät dran sind, werden sie kaum noch Schnäppchen machen können. Gerade Nischenaktien sind in den letzten Tagen und Wochen geradezu durch die Decke gegangen. Das befreit Anleger allerdings auch von der Verpflichtung, möglichst schnell Geld investieren zu müssen und sie können in Ruhe die tatsächlichen Chancen eruieren.
Dazu zählt auch die Betrachtung der vergangenen Bilanzen. Anleger sollten wie gewohnt und möglichst objektiv analysieren, wie gut die Chancen der Aktie im Vergleich zum restlichen Markt stehen. Viele Aktien, die von der Corona-Krise profitieren, sind im Verhältnis zu Verlierern und Mitläufern deutlich überbewertet. Oft ist dies sogar gerechtfertigt, beispielsweise weil die Zukunft der Unternehmen aktuell tatsächlich deutlich besser erscheint. Teilweise ist jedoch auch das Gegenteil der Fall.
Anleger, die dann trotzdem in die Gewinner investieren, gehen dabei oft eine Wette darauf ein, dass das Geschäftsmodell in Zukunft weiterhin relevanter sein wird als das der Vergleichsaktien. Sicherlich gibt es das ein oder andere Unternehmen, bei dem sich dies bewahrheiten wird. Bei vielen derzeitigen Profiteuren wird dies hingegen nicht der Fall sein. Vorsichtiges Investieren ist also sinnvoll.
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Fazit: Nischenaktien interessante Investmentmöglichkeit: Allerdings nicht die einzige
Nicht alle Unternehmen leiden unter der Krise: Manche verzeichnen sogar Rekordumsätze wie zum Beispiel Zalando. Auch bei ihnen kann die derzeitige Lage jedoch heikel sein. Gerade Hersteller haben häufig Probleme mit der Produktion ihrer Waren, weil Rohstoffe, Bestandteile und andere wichtige Materialien nicht mehr geliefert werden können.
Dennoch gibt es einige Branchen, in denen es vergleichsweise viele Profiteure gibt. Dazu zählen beispielsweise Biotech-Unternehmen, Lieferdienste und -märkte oder auch Hygieneartikelhersteller – auch wenn Klopapierproduzenten letztlich doch nicht zu den Gewinnern zählen dürften.
Dementsprechend ergeben sich auch einige Chancen beim Aktieninvestment. Generell leiden die meisten Aktien und damit auch Aktionäre verhältnismäßig stark unter Kursverlusten. Die Gewinner der Krise können die Kurse allerdings oft sogar noch steigern. Das macht sich allerdings nicht zu klaren Empfehlungen. Immerhin verfügen nicht alle Unternehmen über einen Vorteil, der die Aktie auch nach der Krise zu einer klaren Kaufempfehlung macht.
Anleger sollten auch die Alternativen nicht aus dem Blick verlieren, weil sie jetzt besonders günstig sind. Gerade Branchen, die unter der Krise leiden, sind jetzt ein Schnäppchen, allerdings auch ein zusätzliches Risiko. Da viele der Krisen-Aktien derzeit im Vergleich eher überbewertet sind, gilt dies jedoch auch für die Profiteure der Krise.
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