Der Norwegen Staatsfonds gilt als der weltgrößte Staatsfonds. Seit Jahrzehnten legt Norwegen hier Erträge aus dem Nordseeöl an – mit vorausschauenden Investitionen will das Land die Zukunft der Norweger absichern. Der riesige Fonds investiert nach ESG-Kriterien nachhaltig und das mit Erfolg.
Zusammengesetzt ist der Staatsfonds Norwegen aus Aktien und Anleihen, die Investition erfolgt sehr breit gestreut und erzielte bislang erhebliche Renditen. Das herausfordernde Jahr 2022 ging auch am norwegischen Staatsfonds nicht spurlos vorüber – doch die Verluste dürften vorübergehender Natur sein.
Der norwegische Staatsfonds ist der weltweit größte Staatsfonds/ Bilderquelle: Yevhenii Chulovskyi/ shutterstock.com
- Norwegen Staatsfonds besteht seit 2006
- Der Staatsfonds Norwegen ist nach Fondsvolumen und Renditen führend
- Im Fonds kommen Teil-Institutionen zusammen
- Die Anlagen des Fonds sind sehr umfangreich und breit gestreut
Staatsfonds Norwegen: Aktuelle Form und Vorläufer
Den riesigen norwegischen Staatsfonds gibt es in seiner aktuellen Form erst seit etwa zwei Jahrzehnten. Er ist jedoch keine Neugründung, denn ab 2006 wurden bereits vorher bestehende Fonds zusammengeführt, manche davon mit relativ langer Laufzeit.
- Einnahmen aus Sozialversicherung und Nordsee-Öl
- Langfristige Anlage
- Aktien, Anleihen und Immobilien
Da wäre zum einen der Fonds der norwegischen Sozialversicherung. In diesem Fonds werden schon seit 1967 die Sozialversicherungsbeiträge der Bürger investiert. Die Zusammensetzung dieses Fonds lag bei einem Anteil von 60 Prozent für Unternehmensaktien und 40 Prozent für andere Wertpapiere, ein Schwerpunkt der Investition lag auf Werten aus Skandinavien.
Gewichtig sind auch die Einkünfte Norwegens aus dem Nordsee-Öl. Die werden seit 1990 ebenfalls angelegt. Die Zentralbank nutzt dazu ausländische Aktien, verzinsliche Wertpapiere und sogar Immobilien.
Staatsfonds Norwegen: Zusammensetzung und Wert
Mit der Zusammenführung wurde der Norwegen Staatsfonds zum größten seiner Art. Nach den aktuellen Angaben der Norwegischen Zentralbank hat der Fonds am 19. März 2023 einen Gesamtwert von umgerechnet 1.218.401.653.066,58 Euro.
Die erzielten Renditen übertrafen seit der Einrichtung des offiziell als Pensionsfonds bezeichneten Fonds die des deutschen Leitindex DAX – und zugleich sind die jährlichen Verwaltungskosten mit 0,05 Prozent ausgesprochen niedrig.
Der Fonds gehört bei so gut wie allen wichtigen börsennotierten Unternehmen weltweit zu den Aktionären – durchschnittlich mit Aktienanteilen von 1,5 Prozent. Ausgeschlossen sind allerdings Anlagen, die nicht den ESG-Vorgaben entsprechen.
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Der gewichtige Norwegen Staatsfonds gilt aufgrund der weitsichtigen Anlagepolitik der Zentralbank als Vorbild für Staatsfonds anderer Länder und überzeugte bislang mit überdurchschnittlich guten Renditen.
Das Jahr 2022 hat allerdings auch dieser sehr erfolgreiche Fonds mit Verlusten beschließen müssen. Etwa 152 Mrd. Euro büßte der Fonds ein, das entspricht mehr als 14 Prozent des Fondsvolumens. Die Verluste sind doppelt so hoch wie 2008 während der Finanzkrise.
- Trotz hoher Verluste 2022 kann die Performance überzeugen
- Seit Januar 2023 hat der Staatsfonds Norwegen wieder zugelegt
- Milliardenschwere Renditen und Währungsgewinne
Was auf den ersten Blick einer enormen Summe aussieht, ist langfristig betrachtet aber durchaus zu verkraften. Denn die Gründe für die Verluste liegen nicht in der Verwaltung oder Zusammensetzung. Ähnlich wie bei der Finanzkrise sind die Märkte weltweit unter Druck – diese Entwicklung konnte der Norwegen Staatsfonds nicht umschiffen.
Faktoren, die die Aktienkurse fallen lassen, sind steigende Zinsen, zunehmende Kosten vor allem für Energie, die Inflation und die Folgen des Krieges in der Ukraine.
Langfristig sehr erfolgreiche Investitionen
Seit der Bekanntgabe der Zahlen hat der Fonds allerdings schon wieder um acht Prozent zulegen können. Bürger verfügen dank des Staatsfonds Norwegen pro Kopf über ein Vermögen von rund 230.000 Euro. Und wer sich die langfristige Performance anschaut, versteht, warum Norwegens Staatsbanker gelassen bleiben.
Denn zurückgerechnet bis 1996 liegt die Staatsfonds Norwegen Rendite bei rund 580 Mrd. Euro, plus Währungsgewinnen in Höhe von 180 Mrd. Euro, die der Fonds mit internationalen Investitionen so ganz nebenbei gemacht hat.
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Der Erfolg des norwegischen Staatsfonds wird von Experten vor allem auf die hohe Diversifizierung zurückgeführt. Verantwortlich für die Zusammensetzung des Fonds sind Fachleute der norwegischen Zentralbank. Sie stellen sicher, dass international und branchenübergreifend investiert wird.
Dabei kommen allerdings auch Ausschlusskriterien zur Anwendung. Die Staatsbank investiert nicht in Rüstungsaktien, in Unternehmen aus der Tabakindustrie, in Bergwerke oder in nicht-nachhaltige Energien.
Das schadet dem Fonds nicht – denn Unternehmen, die Nachhaltigkeit umsetzen, erweisen sich langfristig als erfolgreicher und widerstandsfähiger. Dass der Staatsfonds Norwegen sogar den DAX hinter sich lässt, belegt den Erfolg der Anlagestrategie.
Mit Einnahmen aus dem Staatsfonds durch die Pandemie
Der Staatsfonds ist nicht nur ein gewichtiger „Sparstrumpf“ für die Zukunft. Denn die norwegische
Regierung hat Zugriff auf einen Teil des Kapitals – mit bis zu drei Prozent des Wertes dürfen alljährlich Maßnahmen oder Projekte von hohem gesellschaftlichem Nutzen finanziert werden.
Wie gelegen das kommen kann, zeigte sich während der Corona-Pandemie. Die Norweger griffen auf den Staatsfonds zu, um so die Einbrüche im Bruttoinlandsprodukt zu einem großen Teil abzufedern.
Außerdem half der Staatsfonds dabei, Menschen zu unterstützten, die durch die Pandemie ihre Arbeit verloren, ebenso wie Unternehmen, die von den Lockdowns besonders betroffen waren.
Zum Teil entschloss man sich außerdem, Investitionen abzustoßen. Insbesondere von Anleihen verabschiedeten sich die Norweger, um so die benötigte Liquidität für Hilfsmaßnahmen herzustellen.
Das könnte sich nun als vorteilhaft herausstellen, denn gerade Anleihen knickten schon 2022 aufgrund der steigenden Zinsen deutlich ein. Umschichtungen nahmen die Investitionsexperten der Norges Bank auch beim Aktienbestand vor. Für die kommenden Jahre ist der Staatsfonds Norwegen also gut aufgestellt.
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Staatsfonds wie der norwegische gibt es auch in anderen Ländern – zwischen hundert und hundertfünfzig solcher Fonds existieren weltweit. Die Zahlen gehen aufgrund unterschiedlicher Definitionen auseinander.
Experten unterscheiden zwischen Fonds, die Einnahmen aus Rohstoffen anlegen, und solchen, die nicht rohstoffbasiert sind. Einnahmen aus Rohstoffen, in der Regel Öl, werden bei den führenden Staatsfonds international investiert, um Abhängigkeiten zu reduzieren und für die Zukunft vorzusorgen.
- Staatsfonds gibt es weltweit
- Kapitalstark sind oft erdöl-basierte Fonds
- Chinas Staatsfonds zieht mit Norwegen gleich
Ähnlich wie in Norwegen werden beispielsweise die Einnahmen aus dem Erdöl in Alaska angelegt. Der dortige Staatsfonds zahlt jedem Bürger schon seit Jahren ein Grundeinkommen aus den Fonds-Renditen.
Erdöl ist auch die Grundlage der Staatsfonds, die Saudi-Arabien und die Golf-Monarchien Abu Dhabi, Kuwait und Qatar eingerichtet haben. Die Fonds sind kapitalstarke Investoren, die im Ranking der Staatsfonds längst auf den oberen zehn Plätzen liegen.
Umfangreich ist auch der Staatsfonds Singapurs, bekannter unter der Bezeichnung Temasek Holdings. Doch der einzige derartige Fonds, der sich mit den Norwegern ein Kopf an Kopf Rennen liefern kann, ist der chinesische Staatsfonds.
Nach Umfang konnte der Fonds der China Investment Authority im Januar 2023 erstmals den Staatsfonds Norwegen überrunden.
Erfolgsmodell Staatsfonds: Umsetzbar für Deutschland?
Das Modell des Staatsfonds wird gern zitiert, wenn es um vorausschauende Strategien für die künftige Absicherung der Bürger geht. Eine Diskussion um einen vergleichbaren Fonds kam in der Bundesrepublik während der Corona-Pandemie wieder auf, denn wie sich zeigt, konnten die Norweger staatliche Hilfen gut aus dem Fonds bestreiten.
Nun soll die „Aktienrente“ in Deutschland ähnliches leisten – das ambitionierte Vorhaben soll bereits 2023 an den Start gehen und die Einnahmen aus der Sozialversicherung ähnlich wie der Staatsfonds Norwegen an den Kapitalmärkten investieren.
Das gefällt längst nicht allen Fachleuten, da die Grundbedingungen hierzulande andere sind als in Norwegen. So fehlen Einnahmen wie die aus dem Öl, ein beachtlicher Stützpfeiler des Norwegen Staatsfonds.
Außerdem wird die deutsche Aktienrente zunächst einmal Geld kosten, anstatt Renditen zu erzielen. Finanziert werden soll sie nämlich über weitere Schulden, sei es über Staatsanleihen oder durch externe Finanzierungen. In jedem Fall ist mit einer Verzinsung der Verschuldung von mindestens 2,3 Prozent jährlich zu rechnen.
Damit sich eine Aktienrente lohnt, muss dies eingepreist werden. Vorschläge, auch einen Teil der Steuereinnahmen in das Modell einfließen zu lassen, erhielten bislang kein grünes Licht. Einwände gegen die Aktienrente gelten außerdem der noch nicht geklärten Frage nach der Nachhaltigkeit und dem Risikofaktor der Anlagen.
Zwar soll weltweit investiert werden – ab 2023 beginnend mit zehn Milliarden Euro – doch ob dabei deutsche Konzerne einen Vorteil erhalten werden, ist ebenfalls noch nicht klar.
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Der norwegische Staatsfonds ist trotz der Einbußen von 2022 sehr resilient und kann mit guten Renditen überzeugen. Das weckt seit längerem Interesse bei privaten Anlegern, die nach Wegen suchen, die Anlagestrategien norwegischer Fondsmanager zu reproduzieren.
Natürlich ist ein Nachbau des Fonds schon aufgrund seines enormen Umfangs nicht möglich – außerdem enthält er hochpreisige Aktien, die für private Aktionäre jeden Rahmen sprengen. Mehr als 9.000 einzelne Werte müssten gekauft werden, um den Fonds abzubilden.
Was mit einzelnen Aktien kaum möglich ist, lässt sich mit ETF dennoch realisieren. Indexfonds bilden die zugrunde gelegten Benchmarks nach, oftmals durch physische Aktienkäufe. Mit nur einem oder einigen wenigen Produkten vollziehen private Anleger die Anlagestrategien für Aktien, Anleihen und Immobilien im Norwegen-Staatsfonds nach.
Aktien-ETF nach dem Vorbild des Staatsfonds Norwegen
Um ähnliche Aktienbündel zusammenzustellen wie der norwegische Staatsfonds, können Anleger folgende ETF berücksichtigen:
- SPDR MSCI ACWI IMI UCITS ETF mit einem Basisindex von 8.725 Positionen, bestehend aus Aktien aus insgesamt 47 Ländern und einer 99prozentigen Abdeckung des internationalen Aktienmarktes
- Vanguard ESG Global All Cap UCITS ETF mit ca. 8.000 Positionen aus 49 Ländern, darunter Unternehmen aller Größen, gefiltert nach ESG-Kriterien
- ETF auf den MSCI ACWI mit einer Abdeckung von 85 Prozent
Anleihen-ETF für das eigene Depot
Um den Anteil an Anleiheninvestitionen wie in Norwegen zu repräsentieren, kommen folgende ETF in Frage:
- Xtrackers Global Government Bond UCITS ETF auf der Grundlage des FTSE World Government Bond Index mit ca. 1.200 Staatsanleihen aus 20 Industrieländern
- iShares Global Corp Bond UCITS ETF auf der Basis des Bloomberg Global Aggregate Corporate Bond Index, berücksichtigt werden 12.000 Unternehmensanleihen aus Industrieländern
Immobilien-Investitionen mit ETF auf REITs
Direkt in Immobilien investieren wie der norwegische Staatsfonds können private Anleger zwar nicht, doch statt dessen bieten ETF auf eal Estate Investment Trusts, kurz REITs, einen gangbaren Weg:
- iShares Developed Markets Property Yield UCITS ETF mit der Abbildung von mehr als 350 REITs aus aller Welt
- SPDR Dow Jones Global Real Estate UCITS ETF mit der Bündelung von 250 REITs
Fazit: Der Norwegen Staatsfonds eignet sich als Vorbild für eigene Investitionen
Der staatliche Rentenfonds Norwegens überzeugt seit Jahrzehnten mit überdurchschnittlich guten Renditen. Das liegt an der umsichtigen Anlagestrategie und der Gewichtung der Anlageklassen, die in den Händen von Experten der norwegischen Staatsbank liegt.
Dank der Erträge der vergangenen Jahrzehnte konnte die norwegische Regierung mithilfe prozentual begrenzter Entnahmen aus dem Fonds jährlich Projekte von gesamtgesellschaftlicher Relevanz finanzieren. Sogar die Corona-Hilfsmaßnahmen wurden größtenteils auf diese Weise gedeckt.
Die Zusammensetzung und Resilienz des Staatsfonds Norwegen ist die Vorlage, die viele Anleger bei der Investition leitet. Zwar ist ein Nachbau des Staatsfonds mit seinen tausenden von Werten so nicht möglich – doch mithilfe von ETF kann die Zusammensetzung der Aktien-, Anleihen- und Immobilienassets darin nachvollzogen werden.
Für ein ETF-Portfolio ist lediglich ein Wertpapierdepot notwendig – wer hier beim depotführenden Finanzdienstleister auf günstige Konditionen schaut, kann die erzielten Renditen nach norwegischem Vorbild nochmals verbessern.
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