Schon einmal war die Postbank technisch ganz vorne, nämlich als sie vor rund 100 Jahren den nationalen bargeldlosen Zahlungsverkehr einführte und zur ersten Direktbank Deutschlands wurde. Heute ist das Unternehmen eine Tochter der Deutschen Bank und schneidet in vielen Brokertest sehr gut ab. Drei Vorteile des Postbank Online Brokerage für Anleger.
Postbank Online Brokerage im Überblick:
- Niedrige Kosten für Orderausführung
- Guter Service
- Breit aufgestellte Direktbank
- Nachteil: Quartalsgebühren
1. Die Postbank als erste Direktbank
Es ist noch gar nicht lange her, da waren Postgiroämter und Postsparkassenämter für die Abwicklung der Bankgeschäfte der Postbank-Kunden zuständig. Einen Dispokredit gab es nicht, dafür konnten Bankgeschäfte schon damals von daheim aus getätigt werden, per Brief oder Telefon und später auch per Bildschirmtext (btx).
Das Verschicken von Überweisungsträgen per Post war schon bei der Gründung 1909 möglich, so dass die Postbank als älteste Direktbank Deutschlands gilt. Bei der Gründung lag der Schwerpunkt auf dem bargeldlosen Zahlungsverkehr, der damit erstmals deutschlandweit möglich wurde, die Geldanlage kam erst 1939 aufgrund der 1938 erfolgten Vereinigung mit der Österreichischen Post dazu.
Mit der ersten Postreform wurde die Postbank ein eigener Zweig der Deutschen Bundespost und mit der Privatisierung 1994 eine Aktiengesellschaft. 2004 kam die Deutsche Post AG an die Börse, 2008 stieg die Deutsche Bank als Großaktionär ein, zu der die Postbank heute zu 100 Prozent gehört.
Die Postbank ist eine moderne Online-Bank mit dem Schwerpunkt Privatkunden.
2. Die Vorteile des Postbank Online Brokerage
Die Marktforscher des Deutschen Instituts für Servicequalität haben die Postbank 2014 zum besten Online Broker Deutschlands gewählt. Schon bei der vorherigen Studie hatte es die ehemalige Behörde auf Platz zwei geschafft. Für das Brokerage der Bank sprechen mehrere Gründe, drei aber sind besonders wichtig.
Vorteil 1: Niedrige und transparente Handelsgebühr
Im Test des Deutschen Instituts für Servicequalität bot die Postbank von allen neun untersuchten Banken die niedrigsten Ordergebühren. Vor allem bei niedrigen Orderhöhen ist das Postbank Online Brokerage besonders günstig, da die Mindestgebühr vergleichsweise niedrig ist. Auch die Höchstgebühr ist gering, obendrein sind die Kosten sehr transparent, denn sie werden nicht nach einem komplizierten Schema aus Pauschale, prozentualem Zuschlag und Mindestgebühr berechnet, sondern folgen einem Stufentarif. Insgesamt gibt es sechs Preisstufen, die unterste gilt für alle Aufträge bis 1.200,00 Euro, die oberste wird ab 25.000 Euro Ordervolumen erreicht.
Vorteil 2: Service
Gut schneidet das Postbank Online Brokerage in den Tests regelmäßig auch in Punkto Service ab. Das Deutsche Institut für Servicequalität untersuchte vor allem die Kontaktaufnahme via Telefon und E-Mail. Auch der Internetauftritt ist übersichtlich und bietet eine Reihe von zusätzlichen Informationen, die nicht nur für Einsteiger interessant sind.
Außerdem bietet die Postbank neben den Online-Banking auch Filialen vor Ort, teilweise in Zusammenarbeit mit der ehemaligen Mutter Deutsche Post. Das Postbank Online Brokerage wird zwar ausschließlich online abgewickelt, aber bei Fragen zu anderen Finanzprodukten können sich Kunden dort beraten lassen.
Vorteil 3: Breites Angebot
Ein spezialisierter Online-Broker muss nicht schlecht sein. Vielmehr ist ein guter Spezial-Broker allemal besser als ein schlechter Allrounder. Doch ein guter Broker, der gleichzeitig auch noch alle übrigen Bankdienstleistungen anbietet, macht für die Kunden vieles einfacher. Sie brauchen nur eine TAN-Liste, nur ein Kennwort, müssen sich nur einmal legitimieren.
Die Postbank bietet neben dem Online Brokerage auch ein Girokonto, Sparkonten, Kredite und Produkte zur Altersvorsorge. Durch die Zugehörigkeit zur Deutschen Bank Gruppe könnte das Angebot mittelfristig sogar noch weiter ausgebaut werden.
Schon jetzt bietet die Postbank nahezu das gleiche Leistungsspektrum wie die Muttergesellschaft, vom kleinen Ratenkredit bis zur Finanzierung eines Hauses.
Günstige Ordergebühren, ein guter Service und ein breites Produktangebot sind die wichtigsten Vorteile der Postbank.
Diese Gebühren fallen im Postbank Online Brokerage an
Die Aussage, dass die Postbank Online Brokerage Gebühren im Vergleich zu anderen Vollbanken gut sind, wollen wir an dieser Stelle natürlich auch mit konkreten Zahlen belegen. Dass macht es für Anleger auch einfacher einzuschätzen, ob der Anbieter für einen persönlich in Frage kommt oder nicht. Bei den im Folgenden genannten Preisen kommen noch Fremdkosten wie zu Beispiel Börsengebühren hinzu.
Die Preise verstehen sich je Transaktion (Kauf und Verkauf) und setzen sich wie folgt zusammen:
- Handel an inländischen Börsen von bis zu 1.200 Euro kostet 9,95 Euro
- Handel an inländischen Börsen von bis zu 2.600 Euro kostet 14,95 Euro
- Handel an inländischen Börsen von bis zu 5.200 Euro kostet 19,95 Euro
- Handel an inländischen Börsen bis 10.000 Euro kostet 29,95 Euro
- Handel an inländischen Börsen bis 25.000 Euro kostet 39,95 Euro
- Handel an inländischen Börsen ab 25.000 Euro kostet 49,95 Euro
- Handel an ausländischen Börsen von bis zu 1.200 Euro kostet 33 Euro
- Handel an ausländischen Börsen von bis zu 2.600 Euro kostet 36 Euro
- Handel an ausländischen Börsen von bis zu 5.200 Euro kostet 39 Euro
- Handel an ausländischen Börsen von bis zu 12.500 Euro kostet 45 Euro
- Handel an ausländischen Börsen von bis zu 25.000 Euro kostet 55 Euro
- Handel an ausländischen Börsen oberhalb 25.000 Euro kostet 69 Euro
Hier wird ersichtlich, dass die Gebühren im Postbank Online Brokerage an inländischen Börsen für kleinere Beträge durchaus konkurrenzfähig sind. Abgesehen von bestimmten Aktionen müssen auch Kunden bei der ING (ehemals ING-DiBa) oder comdirect bank mehr Geld für den Wertpapierhandel zahlen. Weniger gut sind die Konditionen für den Handel an ausländischen Börsen. Mag man die Gebühren für Auslandsbörsen in Europa noch nachvollziehen können. Aber spätestens bei den US-Börsen sind die Ordergebühren sehr hoch. Positiv hingegen ist, dass die Einlösung von fälligen Dividenden auch aus dem Ausland keine Gebühren verursacht. Der Discount Broker flatex hingegen berechnet an dieser Stelle mindestens 1,50 Euro. So kann vor allem bei Quartalsweise ausschüttenden US-Unternehmen schnell eine ganze Menge Geld zusammenkommen.
Im Postbank Online Banking können Depotkunden natürlich auch ETFs und Fonds handeln. Gerade im Bereich der ETF Sparpläne spielt die Bank ihre Stärken aus. Ein ETF Sparplan kostet – unabhängig von der Höhe der Sparrate – 0,90 Euro je Ausführung. Das ist zum Teil deutlich günstiger als so mancher Discount Broker. Die Mindestsparrate beträgt dabei 25 Euro. Fairerweise wollen wir jedoch auch hinzufügen, dass es Banken mit kostenlosen ETF Sparplänen gibt.
3. Das sollte man noch wissen!
Die Preise je Order gehören zu den günstigsten aller Vollbanken. Allerdings verlangt die Postbank eine quartalsweise Depotgebühr in Höhe von 2,46 Euro monatlich. Hinzu kommen Kosten für die Führung des Verrechnungskontos, was nochmal 2,25 Euro pro Monat ausmacht. Erst ab einem Depotvolumen von 50.000 Euro entfallen beide Gebühren.
Auch für Orderänderungen fallen Kosten an. Wird ein Kaufauftrag wegen eines gesetzten Limits nicht ausgeführt, muss der Kunde ebenfalls bezahlen.
Dagegen sind das Vormerken bei Zeichnungen von Neuemissionen und das Einbuchen von Bonus- oder Gratisaktien kostenlos.
Bis zu einem Depotwert von 50.000 Euro werden quartalsweise Depotgebühren erhoben. In Summe ergeben diese Gebühren nochmal rund 20 Euro im Jahr. Sicher, 20 Euro Postbank Depotgebühren sind nicht die Welt. Kostenfreie Depots unter den Vollbanken gibt es dagegen nur selten. Das comdirect Depot sei als solches beispielhaft angeführt.
4. Ist das Postbank Online Brokerage für Sie das Richtige?
Um die Kosten für die quartalsweise anfallenden Depot- und Kontoführungsgebühren auszugleichen, müssen Anleger im Durchschnitt monatlich mindestens eine Order aufgeben. Sonst liegen die Kosten höher als die Ersparnis aufgrund der niedrigeren Ordergebühren gegenüber einem durchschnittlichen Broker.
Weil auch für Limits Gebühren berechnet werden, wenn keine Transaktion zustande kommt, ist das Online-Brokerage nur für Anleger interessant, die zurückhaltend Limits setzen oder billigst beziehungsweise günstigst kaufen und verkaufen, also ohne Limit. Außerdem gelten die niedrigen Gebühren nur im Inland, für an ausländischen Börsen gehandelte Papiere fallen deutlich höhere Kosten an.
Somit ist das Postbank Online Brokerage vor allem dann interessant, wenn Anleger vor allem Aktien oder Fonds an den heimischen Börsen kaufen und entweder regelmäßig investieren oder ihr Depot mehr als 50.000 Euro Wert ist. Gut ist auch der Kundenservice, deshalb ist der Broker für jene Anleger besonders interessant, die eine gute und schnelle Betreuung wünschen.
Bei einem Depotwert von unter 50.000 Euro lohnt sich das Postbank Brokerage nur, wenn regelmäßig investiert wird. Außerdem macht das Ganze auch nur dann Sinn, wenn ebenfalls andere Produkte der Bank genutzt werden, wie zum Beispiel das Girokonto. Das bietet sich vor allem dann an, wenn der Kunde alles bei einer Bank haben möchte. Wer nur das Postbank Depot nutzen will, findet in unserem Aktiendepot Vergleich auch preiswertere Alternativen.
5. Fazit: Guter Broker, aber …
Die Postbank gehört unter den Vollbanken zu den besten Brokern in Deutschland. Wer den Aufwand nicht scheut, findet aber mitunter bessere spezialisierte Wertpapierbroker. Die bieten allerdings oft kein Girokonto oder keine Sparprodukte, so dass Anleger dann mindestens zwei Finanzinstitute brauchen. Wer alles bei nur einem Anbieter haben will, könnte sich auch das Angebot der ING und der comdirect bank anschauen. Beide Anbieter sind ebenfalls Vollbanken, mit einem hervorragendem Angebot – auch im Wertpapierbereich. Allerdings haben diese, im Gegensatz zur Postbank, keine eigenen Filialen.
Anleger die vor allem im Inland und mit geringerem Ordervolumen handeln sind beim Postbank Online Brokerage gut aufgehoben. Wer hingegen viel im Ausland, beispielsweise der USA, investiert, muss mit vergleichsweise sehr hohen Orderkosten rechnen. Für diejenigen bietet sich möglicherweise an anderer Anbieter aus unserem Depot Vergleich an. Hervorragend sind auch die Gebühren für ETF Sparpläne, die unabhängig vom Volumen mit 0,90 Euro je Ausführung bepreist werden.
Wir wir im Postbank Depot Test gesehen haben, gibt es auch im Postbank Online Brokerage sowohl Vor- als auch Nachteile. Anleger sollten daher individuell überlegen, welche Wertpapiere und in welchem Umfang sie handeln. Nur weil ein bestimmter Bereich bei einem Broker vielleicht günstiger ist als bei der Postbank, macht es nicht unbedingt Sinn dorthin zu wechseln.