Warren Buffett ist mit Aktienspekulationen zu einem der reichsten Menschen der Welt aufgestiegen und wer 2005 etwas mehr als 150.000 Euro in Google Aktien investierte, der war zehn Jahre später Millionär. Wer dagegen in SolarWorld investierte, der verlor im Extremfall mehr als 99,9 Prozent seines Kapital. Ist reich werden mit Aktien also realistisch oder nicht?
Reich werden mit Aktien – Das wichtigste in Kürze
- Rendite von Aktien im Schnitt über Sparkonten
- Reich werden meist nur mit hohem Anfangskapital
- Chancenreiche Aktien riskanter
- Alternative: ETFs
- Die todsichere Strategie gibt es nicht
1. Kein Glücksspiel, aber auch kein Kinderspiel
Die Einstellung zum Thema Aktien lässt sich in zwei Extrempositionen teilen. Die eine Gruppe ist der Meinung, Aktienhandel sei sowieso nur Glückspiel, genauso gut könne man sein Geld auch ins Kasino tragen. Die andere ist davon überzeugt, dass man mit der richtigen Strategie garantiert reich werden mit Aktien umsetzen kann. Etwa in der Mitte zwischen den beiden Extremen sind die Anhänger der Effizienzmarkthypothese. Sie sehen die Chancen des Aktienhandels, glauben aber nicht, dass sich der Markt schlagen lässt.
Relativ schnell lässt sich die erste Position entkräfen. Denn Aktionäre sind Besitzer eines Unternehmens, machen die Firmen Gewinne, profitieren auch die Eigentümer, entweder über Kursgewinne oder über Dividenden. Das ist der Unterschied zum Kasino, wo die Gewinne des Einen die Verluste des Anderen sind – und die Bank auch noch ihren Teil will.
Das zeigt auch ein Blick auf die langfristige Entwicklung des DAX. Zurückgerechnet bis 1959 gab es nur wenige Zeiträume, in denen die Aktionäre über zehn Jahre hinweg Verluste gemacht haben – und auch das meistens nur, wenn während eines Börsenbooms investiert wurde. Wer Kursrückgänge abgewartet hat, der hat eigentlich immer Gewinne erzielt. Und dabei berücksichtigt die Rückrechnung noch nicht einmal Dividenden, die kommen noch dazu.
2. Lässt sich der Markt schlagen?
Schwieriger ist die Frage, ob sich der Markt tatsächlich schlagen lässt. Natürlich schaffen es einzelne Anleger immer wieder, doch die Anhänger der Effizienzmarkthypothese erklären das mit Glück. Ihrer Meinung nach gibt es keine besseren oder schlechteren Aktien, weil alle Informationen immer sofort in den Kurs eingepreist werden. Eine Aktie mit Zukunftspotential wie Facebook ist dann auch entsprechend teuer. Auch der Verkauf vermeintlich schlechter Aktien wäre dann unnötig. Denn auch die anderen Anleger sind ja nicht dumm und kaufen das Papier nur, wenn es entsprechend billig ist.
Allerdings zeigt sich immer wieder, dass die Märkte doch nicht so effizient sind. Selbst professionelle Anleger machen Fehler. Außerdem haben Profiinvestoren nicht immer den Anreiz, die für die Kunden beste Strategie zu wählen. Ein Fondsmanger, der die Aktienmarkt für überwertet hält, kann oft trotzdem nicht sofort aussteigen. Denn bis zur Korrektur kann es ein oder zwei Jahre dauern, bis dahin hätte er womöglich einen Großteil seiner Kunden verloren – und am Ende auch seinen Job. Deshalb wird er die riskantere Strategie wählen und selbst überbewertete Aktien weiter kaufen.
Privatanleger sollten sich aber selbstkritisch fragen, ob sie die nötige Disziplin aufbringen und bereit sind, viel Zeit mit der Aktienauswahl zu verbringen.
3. Die beste Strategie: Dem Trend folgen
Die Süddeutsche Zeitung hat die Trendfolgestrategie zur besten Börsenstrategie des Jahrhunderts gekürt. Sie stützt sich dabei auf eine britische Studie, die die Aktienentwicklung von 1900 bis 2007 untersucht hatte. Besonders gut schnitten dabei Anleger ab, die unter den 100 größten Aktien die im vergangenen Jahr erfolgreichsten 20 ins Depot legten.
Allerdings kostet die Strategie viel Geld, selbst wenn man einen günstigen Broker wählte. Außerdem muss das Depot regelmäßig überprüft werden. Drittens ist nicht gesagt, dass die beste Strategie der vergangenen 100 Jahre auch die beste für die Zukunft ist. Automatisierte Handelsstrategien könnten der Strategie schon bald den garaus machen. Sie nutzen oft gezielt die Trendfolgestrategie, doch eine Stratgie die alle nutzen funktioniert bald nicht mehr.
4. Ihre persönliche Strategie
Reich werden mit Aktien – Wer mit Aktien reich werden will, der muss sich zuerst darüber klar werden, welches Risiko er eingehen und wie viel Arbeit er investieren will.
Der bequeme Anleger sollte am besten zu börsengehandelten Fonds (ETFs) greifen, vor allem Indexfonds. Diese bilden einen Index nach, ihre Gewinne und Verluste entsprechen also diesem Basiswert. Reich wird man damit nicht, allerdings sind die Gebühren niedrig und das Risiko ist niedriger als bei der Investition in Einzelwerte, weil es gestreut werden kann. Noch bequemer ist die Online-Vermögensverwaltung, ab 500 Euro möglich.
Interessierte und disziplinierte Anleger, die außerdem etwas Spaß an der Geldanlage haben, investieren dagegen lieber in Einzelwerte, beispielsweise nach der Trendfolgestratgie oder Value Strategien. Zur Risikostreuung können sie noch ein paar ETFs darunter mischen. Sie können den Markt schlagen, wenn sie diszipliniert sind, eine Garantie dafür gibt es natürlich nicht.
Zocker, bei denen noch vor der Rendite der Spaß am Handeln im Vordergrund steht, werden am Daytrading die meiste Freude haben, für sie kommen auch Forex- und CFD-Handel in Frage. Sie können deutlich höhere Renditen erzielen, gehen aber auch ein höheres Risiko ein.
5. Fazit
Reich werden mit Aktien? – Mit Aktien lässt sich Geld verdienen, auch wenn man damit nicht unbedingt reicht wird. Je höher die Renditewünsche, desto mehr Risiko muss auch eingegangen und je mehr Arbeit muss investiert werden. Der alte Ratschlag Aktien zu kaufen und nach 30 Jahren wieder nachzusehen hat immer noch Charme. Denn den Markt zu schlagen ist schwer, die anderen Anleger sind schließlich auch nicht dumm.
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