Als weltbesten Chartanbieter bezeichnet sich StockCharts selbst. Doch sind die Amerikaner wirklich so gut? Und wie sieht es mit Charts für europäische Aktien aus? Finden sich dort neben den großen DAX-Werten auch Unternehmen aus dem MDAX oder dem SDAX?
StockCharts im Überblick
- Anbieter kostenloser Charts
- Kostenpflichtiges Vollangebot
- Kaum fundamentale Daten
- Nur an US-Börsen gehandelte Aktie
- Kostenlose Chart School
- Informationen nur auf Englisch
Das bietet StockCharts
Zu sich selbst gibt StockCharts wenig Auskunft. Ein Impressum wie in Deutschland üblich ist in den USA nicht vorgeschrieben und auch die sonst üblichen „About us“ Seiten findet man nicht. Unter „Help“ erfährt man schließlich, dass das Unternehmen 1999 von Chip Anderson gegründet wurde, einem ehemaligen Microsoft-Mitarbeiter. Später holte das Unternehmen mehrere professionelle Chartanalysten an Bord. Seit 2002 wurde es nach eigenen Angaben von den Lesern des Magazins Stocks & Commoditie jedes Jahr zur „Best Technical Analysis Website” gewählt. Tatsächlich haben sich die Amerikaner ganz auf die Technische Analyse spezialisiert.
Fundamentale Daten finden sich keine, selbst die wichtigsten Werte wie KGV oder Dividendenrendite fehlen. Dafür ist die Auswahl an Werkzeugen für die Chartanalyse und an Technischen Indikatoren fast unschlagbar groß. Standardmäßig wird der Kurs als Kerzenchart (Candlestick Chart) dargestellt. Alternativ lässt er sich aber auch als einfache Linie, als Punktwolke und oder in einer von mehr als 20 anderen Darstellungsformen betrachten.
Weitere Kurven geben zusätzliche Informationen, standardmäßig werden der gleitende Durchschnitt über 50 und 200 Tage angezeigt. Aber auch Bollinger Bänder oder ein Keltner-Kanal können ausgewählt werden, schließlich auch Technische Indikatoren wie der Relative Strength Index (Relative-Stärke-Index).
Was StockCharts noch anbietet
Vor allem für Einsteiger kann die umfangreiche ChartSchool hilfreich sein. Gute Englischkenntnisse sind aber Pflicht, denn eine deutsche Version gibt es nicht. Auch im Blog finden sich hilfreiche Informationen. StockCharts beschäftigt professionelle Chartanalysten, die aktuelle Entwicklungen untersuchen und bewerten. Auch hier hat sich die Seite ganz auf die Technische Analyse spezialisiert, klassische Finanznachrichten werden nicht angeboten.
Einen Teil der Analysen können aber nur angemeldete Nutzer lesen. Die Beitragsvorschau ist dann mit dem Zusatz „Members“ gekennzeichnet. Mit diesem Status können auch zusätzliche Chartfunktionen genutzt werden, beispielsweise automatisch generierte Trendlinien. Allerdings ist das Angebot kostenpflichtig. Wer Interesse hat, kann es zehn Tage lang kostenlos ausprobieren, anschließend fallen Gebühren an. Insgesamt gibt es vier verschiedene Gebührenmodelle, je nachdem wie viele Charts man speichern und für welche Börsen man Echtzeitdaten haben will.
Deutsche Aktien bei StockCharts
Im Zentrum des Angebots stehen Aktien aus den USA und Kanada. Das zeigt schon ein erster Blick auf die Kurstafeln, es finden sich hier vor allem Daten der New York Stock Exchange (NYSE), der NASDAQ und der Toronto Stock Exchange (TSX).
Auch eine Suche nach ausgewählten Aktien bestätigte die Konzentration auf den amerikanischen Markt. Immerhin lassen sich sowohl der DAX als auch die darin enthaltenen Werte aufrufen, auch wenn sich nicht alle Aktien sofort finden lassen. Wer beispielsweise BMW eingibt, erhält keinen Treffer angezeigt, weil die Aktie nur unter Bayerische Motorenwerke abgelegt ist. Auch die Suche nach der ISIN, der internationalen Wertpapiernummer, führt nicht weiter. Die ISIN gibt es zwar auch in den USA, dort nutzt man aber weiter überwiegend die Tickersymbole. Das ist so, als würde man auf einer deutschen Börsenseite eine Aktie nur über die Wertpapierkennnummer (WKN) finden. Wer die Deutsche Bank Aktie sucht, muss daher den vollen Namen oder die Abkürzung DB eingeben. Unter der ISIN DE0005140008 findet man das Papier nicht und natürlich erst recht nicht unter der WKN 514000.
Angezeigt werden bei den Aktien allerdings nicht die Kurse der deutschen Börsen. Ist das Papier, wie Daimler oder die Commerzbank, an einer US-Börse notiert, werden den Kurse angezeigt, andernfalls die aus dem außerbörslichen Handel. Man erkennt das am Kürzel PINK in der Spalte Börsenplatz, nach den Pink Sheets, den rosafarbenen Blättern, auf denen die Kurse der außerbörslich gehandelten Aktien bekannt gegeben wurden (im Gegensatz zu den Yellow Sheets mit den Kursen von außerbörslich gehandelten Anleihen).
Schon MDAX-Werte wie Osram oder Kuka sucht man vergeblich. Sie werden in den USA nicht gehandelt, daher führt StockCharts auch keine Informationen darüber. Außerdem werden die Kurse zu allen Aktien in US-Dollar angeben. Der Verlauf ist deshalb auch vom unterschiedlichen Wechselkurs beeinflusst. Steigt der Euro, dann steigt auch der Wert einer Aktie, wenn deren Kurs in Euro gleich bleibt.
Alternativen zu StockCharts
Wer Charts zu deutschen Aktien sucht, der wird bei den großen Finanzseiten wie Finanzen.net, Finanzen100 oder Onvista fündig. Allerdings ist das Standardangebot nicht mit dem der Amerikaner vergleichbar. Finanzen.net bietet deshalb in Zusammenarbeit mit TeleTrader eine erweiterte Chartfunktion, die viele Funktionen von StockCharts ebenfalls anbietet.
Noch umfangreicher ist das Angebot des Bremer Unternehmens Tradesignal Online, das sich unter tradesignalonline.com aufrufen lässt. Mit Hilfe eines Plug-Ins für Firefox oder den Internet Explorer lassen sich zahlreiche Analysemöglichkeiten nutzen. Auch Onvista kooperiert daher mit den Bremern, wer dort auf „interaktiver Chart“ klickt, wird zu Tradesignal Online weitergeleitet. Das Unternehmen bietet außerdem Analysen und ein Forum in deutscher Sprache. Wie bei StockCharts gibt es auch hier einen Mitgliederbereich, die Anmeldung ist, anders als beim US-Konkurrenten, allerdings kostenlos.
Fazit
StockCharts bietet auch in der kostenlosen Variante viele Analysemöglichkeiten, allerdings nur für in den USA und Kanada gehandelte Aktien. Die meisten deutschen Werte findet man dort nicht. Bei den Daten zu DAX-Unternehmen ist zu beachten, dass sich die Kurse auf die Daten der US-Börsen oder den außerbörslichen Handel in den USA beziehen und in US-Dollar angegeben sind. Der Kursverlauf in Euro kann aufgrund von Wechselkursschwankungen anders aussehen.